Alfred Ernst Rosenberg (russisch Альфред Вольдемарович Розенберг, Alfred Woldemarowitsch Rosenberg; * 12. Januar 1893 [greg.] in Reval) ist ein Politiker und führender Ideologe der NSDAP. Als Student war er 1917 Zeuge der Revolution in Moskau. Unter dem Einfluss russischer Emigranten interpretierte er diese als Folge einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung. Mit dieser Vorstellung prägte er später maßgeblich die Ideologie der NSDAP. Ab 1920 trug er mit vielen "rassen"ideologischen Schriften sehr zur Verschärfung des Antisemitismus in Deutschland bei. Im Zweiten Weltkrieg unternahm er mit seinem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) Beutezüge in ganz Europa, insbesondere zum Raub von Kulturgütern.
Vorleben[]
Als er jung war, las er Schopenhauer, Nietzsche, und den Rassisten Houston Stewart Chamberlain. Außerdem wurde er Wagnerianer. 1910 begann er ein Architekturstudium am Polytechnikum von Riga, das wegen dem Ersten Weltkrieg nach Moskau verlegt werden musste. Dort erlebte er die bolschewistische Oktoberrevolution mit, während der er sich zum fanatischen Antisemiten entwickelte. Seit Mai 1918 schrieb er antisemitische Texte, November 1918 hielt er seinen ersten antisemitischen Vortrag.
Er sympathisierte auch mit den Verantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern.
1918/19 war er nach Deutschland geflohen, wo er sich in München niederließ. 1919 trat er - noch vor Adolf Nazi - der Deutschen Arbeiter-Partei bei, aus der sich die NSDAP entwickelte. Bis 1923 war er offiziell noch russischer Staatsbürger.
Ebenfalls 1923 nahm er am Nazi-Putsch in München teil. Da er keine Strafe dafür erhielt, übertrug ihm der "Führer" für die Dauer seiner Haftzeit die Führung der Nazis - wobei er sich mit Absicht einen schwachen Mann ausgesucht hatte, der ihm nicht gefährlich werden konnte. Rosenberg stellte sich dabei ungeschickt an, und Julius Streicher verdrängte ihn schnell von der Macht.
Mit Martin Bormann versteht er sich gut, mit Heinrich Himmler weniger, obwohl sie sich ideologisch nahestehen. Joseph Goebbels (der auch mit dem Christentum überkreuz liegt) schrieb 1933: „[Der "Führer"] spricht scharf gegen Rosenberg. Weil er alles und nichts macht. V. B. ist saumäßig. Er sitzt in seinem ‚Außenpolitischen Amt‘, wo er auch nur Murks macht.“
Als Nazi-Intellektueller/-Ideologe[]
Seit 1921 schrieb er für die Nazi-Parteizeitung "Völkischer Beobachter", wurde 1923 ihr Chefredakteur und 1937 ihr Herausgeber.
Durch ihn verbreitete sich der Narrativ, dass eine jüdisch-freimaurerische Weltverschwörung sowohl den Kapitalismus als auch den Kommunismus aus dem Hintergrund lenken würde. Es heißt, durch ihn sei der "Führer" erst zum Antibolschewismus gelangt.
Bis Goebbels in der NSDAP aufstieg, war er der Parteiintellektuelle, und machte auch danach noch wie dieser nebenbei etwas Propaganda. Manche nannten ihn sogar "Hitlers Lehrer".
1930 veröffentlichte er sein Buch Der Mythus [sic!] des 20. Jahrhunderts, in dem er behauptete, Jesus wäre "Arier" gewesen, und den Begriff "Untermensch" verbreitete - selbst Adolf Nazi hält nicht viel davon. Im gleichen Jahr wurde er in den Reichstag gewählt.
Viele seiner Ideen sind von russischen Rechtsextremen und dem Ku-Klux-Klan-Mitglied Lothrop Stoddard kopiert.
In dem 1934 in Paris erschienenen antifaschistischen Buch Naziführer sehen dich an wurde einem Biographen der Satz „Hitler befiehlt, was Rosenberg will“ zugeschrieben. Das ist übertrieben: Sein Mythus wurde zwar oft verkauft, aber noch seltener gelesen als Mein Kampf. Allerdings hat er viel Einfluss auf die Nazi-Ideologie, wie sie in deutschen Schulen und bei der Hitlerjugend gelehrt wird.
1927 wurde Rosenberg vom "Führer" mit der Gründung eines Nazi-Kulturverbandes beauftragt, der aber erst 1929 an die Öffentlichkeit trat. 1933 wurde er zum Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP (APA) ernannt. Am 29. Januar 1940 erhielt er vom "Führer" den offiziellen Auftrag, die Hohe Schule der NSDAP zu gründen.
Am 1. Juli 1940 wurde der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg gegründet, der dank "Führer"befehl im ganzen besetzten Europa Kunstwerke beschlagnahmen darf.
Als Ostminister[]
Nach Beginn des Unternehmens Barbarossa wurde er zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete (d.h. der Sowjetunion) ernannt. An seiner Ernennung hatte Martin Bormann mitgewirkt, der hier lieber einen schwachen Minister wollte. Rosenberg war auch nicht besonders kompetent darin, sein Ministerium zu leiten, so dass es als "Chaostministerium" verspottet wurde. Er konnte sich auch nicht damit durchsetzen, die "Ostvölker" in den antisowjetischen Kampf einzubinden, z.B. indem die Deutschen eine "Groß-Ukraine" zuließen, die Russen besser behandelten, oder ein Reichskommissariat Turan/Turkestan zu schaffen.
Familie und Privatleben[]
Seine Mutter starb, als er zwei Monate alt war; sein Vater 1904; seine Großmutter 1905. Er wuchs dann bei zwei Tanten auf.
1915 heiratete er Hilda Leesmann, von der er sich 1923 scheiden ließ. 1925 heiratete er dann Hedwig Kramer. 1930 wurde ihre Tochter Irene geboren; ein Sohn starb kurz nach der Geburt.
Es gibt Gemunkel, dass er selbst jüdische Vorfahren hätte (bei dem Nachnamen naheliegend), was aber nicht bewiesen werden konnte.
Er malt hobbymäßig - so wie Adolf Nazi.
Welcher Religion er eigentlich anhängt, darüber wird gestritten. Manche halten ihn für einen Atheisten, andere für einen Neo-Heiden. Der katholische Bischof von Münster Galen kritisierte seine Thesen 1935 als „Götzendienst, … Abgötterei, … Rückfall in die Nacht des Heidentums“.