Alternativgeschichte-Wiki

Ein Doppelblindes[1] "Was wäre, wenn...?" (kurz: DBWWW) ist das, was man bekommt, wenn man so tut, als wäre man ein Bewohner einer AZL, der sich bezogen auf *seine* Geschichte eine AZL ausdenkt. Wichtig: Wobei dieser Mensch nur seine AZL kennt, und sich daher auf nichts beziehen darf, was sich seit dem ZdA alles in UZL (aber nicht seiner AZL) ereignet hat! Oft wird dann einfach die Frage gestellt, wie sich die Geschichte entwickelt hätte, wenn sie sich seit dem ZdA genauso wie *hier* entwickelt hätte. Obwohl es ja theoretisch noch viele andere Möglichkeiten geben könnte.

Auf Englisch als "double-blind What-If" oder DBWI bekannt.

Verwandt ist das Zukunfts-blinde "Was wäre, wenn...?" (ZBWWW) oder "future-blind What-If"/FBWI. Darin tut man so, als wäre man aus einer hypothetischen Zukunft von einer AZL und fragt sich, wie sich diese AZL stattdessen entwickelt hätte, wenn ein bestimmtes Ereignis in unserer Vergangenheit anders verlaufen wäre.

Vorstellbar wäre auch das Tripel-blinde "Was wäre, wenn...?" (TBWWW) oder "triple-blind What-If"/TBWI, bei dem Menschen aus einer AZL ein DBWWW-Gedankenexperiment machen. Daraus könnte dann ein einfaches WWW werden (z.B. Menschen aus einer "Nazis siegen"-ZL tun so, als wären sie aus einer "Nazis verlieren"-ZL - so wie sie sich diese vorstellen, mit mehr oder weniger Denkfehlern - ), oder auch etwas noch komplexeres. Besonders, wenn man noch ein paar Level höher geht.

In Diskussionsforen im Internet entwickeln sich aus DBWWW- und ZBWWW-Fragen oft regelrechte Online-Rollenspiele.

Definition auf Englisch

Verwendung[]

In deutschsprachigen Werken[]

In Das gibts in keinem Russenfilm[]

In diesem Roman denkt der Ich-Erzähler auch über Alternativgeschichte und existierende Werke wie Vaterland, Adolf H. - Zwei Leben, aber speziell Plan D von Simon Urban nach. Bzw. dessen AZL-Gegenstück. Jetzt kommt es: In UZL ist Plan D ein Roman, in dem die DDR überlebt, so wie auch in ...Russenfilm; anders als *hier* fragt Plan D *dort*, was wäre, wenn sie 1990 gestorben wäre. Der Erzähler hält diese Version der Geschichte für sehr unrealistisch: Der Stacheldraht an der Grenze von Ungarn wird einfach so überwunden? Die DDR-Grenze in Berlin geöffnet, nur weil der Funktionär Schabowski sich verplappert? Die Zentrale der gefürchteten Stasi von ganz normalen Leuten gestürmt? Ein Nazi-Trio mordet jahrelang Türken, und weder BKA noch Geheimdienste mischen sich ein?

In Kaisertag[]

Hier erhält ein bekannter Alternativgeschichtsroman einen Auftritt: Vaterland von Richard(?) Harris, der dem Hauptcharakter Prieß aber wie abstruser Unsinn vorkommt: „Ein Regime massenmordender rassistischer Wahnsinniger, angeführt ausgerechnet von einem messiasartig verehrten österreichischen Postkartenmaler, der nicht nur den [2.] Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte, sondern auf dessen Befehl hin auch Millionen von Menschen in monströsen Tötungslagern ermordet worden waren.“ (Seite 182)

In Der Platz an der Sonne[]

"Lampe", ein Kumpel des Hauptcharakters, denkt darüber nach, ein Buch zu schreiben, in dem es um die Frage gehen soll: Was wäre, wenn das Flugzeug der Luftbrücke 1948 nicht abgeschossen worden wäre, und es den Dritten Weltkrieg nicht gegeben hätte? - Da er den Laden der Familie am Leben halten muss, kommt er nie dazu, das Buch zu schreiben.

In Wieviele Sechsen muss Adolf Nazi würfeln?[]

Nach verschiedenen Ereignissen in dieser ZL fragen sich die Menschen jahrelang, was gewesen wäre, wenn die Alliierten die Schlacht von Dünkirchen gewonnen hätten; wenn die "Schwarze Kapelle" nicht im Sommer 1940 aufgeflogen wäre; wenn das Unternehmen Barbarossa später oder mit weniger Truppen begonnen hätte; wenn das Unternehmen Goldfuchs fehlgeschlagen wäre; wenn die Nazis und Sowjets den "Ostfrieden" Ende November 1941 nicht gemacht hätten; wenn das Unternehmen Felix fehlgeschlagen wäre; wenn die Operation Freedom nicht fehlgeschlagen wäre; wenn der entschieden antinazistische Kriegspremier Churchill nicht durch den verhandlungsbereiten australischen PM Robert Menzies gestürzt worden wäre... "Aber das ist eine andere Geschichte..."

In Die Zeitmaschine Karls des Großen[]

Der Protagonist trifft einen Rabbi Josephus Columbanus (Anspielung auf Harry Turtledove), der in seinem Roman Im Auftrage Konstantinopels eine Welt beschreibt, in der der Arabische Aufstand erfolgreich war und die Anhänger des "Mahometus" siegreich.

In englischsprachigen Werken[]

In "Was, wenn General Lee die Schlacht von Gettysburg verloren hätte?"[]

In dem Essay von Winston Churchill geht es mehr um die AZL, die er nebenbei beschreibt: General Lee erobert Washington D.C., entscheidet sich spontan, die Sklaverei abzuschaffen (nachdem er jahrelang dafür gekämpft hat...), um die Briten auf seine Seite zu bekommen, die CSA werden selbständig. Jahrzehnte später (1905) tun sich GB, USA und CSA unter Arthur Balfour, Teddy Roosevelt und Woodrow Wilson zusammen, bilden die "English-Speaking Association" (nachdem GB jahrzehntelang daran gearbeitet hat, USA und CSA in Feindschaft zu halten...), die 1914 den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindern. 1932 ist der alte Kaiser Wilhelm II. Schirmherr der Pan-Europäischen Konferenz - werden die Vereinigten Staaten von Europa bald zur Realität werden? - Diese verhältnismäßig erträgliche AZL ohne Weltkriege stellt Churchill ihrer Alternative UZL gegenüber, an der er einiges auszusetzen hat.

In Das Orakel vom Berge[]

Das AZL-Buch Die Plage der Heuschrecke (The Grasshopper Lies Heavy) stellt zwar die Frage "Was, wenn die Achsenmächte den Zweiten Weltkrieg verloren hätten?", stellt sich aber vor, dass sich die Geschichte sehr anders entwickelt hätte als in UZL: Das Britische Empire entwickelt sich zu einer echten Supermacht, die China, die Sowjetunion, und selbst die USA einfach beiseiteschiebt.

In Die Verwandlung[]

In diesem Buch von Kingsley Amis sind "Zeitromanzen" ein beliebtes Genre. Der Hauptcharakter Hubert liest eine mit dem Titel The Man in the High Castle von einem gewissen Philip K. Dick, der vorschlägt, der Protestantismus wäre stärker, und Neuengland 1848 unabhängig geworden und 1976 die größte Macht der Welt... Die Jungen halten das für völlig unwahrscheinlich. Auch Keith Roberts (in UZL Autor von Pavane) hat eine mit dem Titel Galliard geschrieben, die die Frage stellt: Was wäre, wenn die "Schismatiker" Elizabeth Tudor entführt und zu einer von ihnen gemacht hätten?

In The Years of Rice and Salt[]

Kim Stanley Robinson lässt seine Charaktere entsprechende Überlegungen anstellen:

"what if the Moroccan fleet of 924 had been blown to the Sugar Islands and then made it back; what if the Kerala of Travancore had not conquered much of Asia and set out his railways and legal system; what if there had been no New World islands there at all; what if Burma had lost its war with Siam ..." (was, wenn die marokkanische Flotte von 924 [nach islamischer Zeitrechnung - um 1519 n. Chr.] zu den Zuckerinseln abgetrieben wäre und es dann zurückgeschafft hätte; was, wenn der Kerala von Travancore nicht so viel von Asien erobert und seine Eisenbahnen und sein Rechtssystem etabliert hätte; was, wenn es dort gar keine Inseln der Neuen Welt gegeben hätte; was, wenn Birma seinen Krieg mit Siam verloren hätte ...)

-Buch 9, Kapitel 19

"What Remains to Be Explained: ... Would Travancore have initiated the modern period and dominated the Old World, if the Kerala had never lived? ... If al-Alemand had conquered Skandistan, would the Sami people have survived? If the Shanghai Conference had not arranged such punitive reparations, would the postwar world have been more peaceful? ... Would things have turned out differently if the birth of science in Samarqand had not been delayed in its dispersal by the plague?" (Was Noch Erklärt Werden Muss: ... Hätte Travancore die moderne Periode initiiert und die Alte Welt dominiert, wenn der Kerala nie gelebt hätte? ... Wenn al-Alemand Skandistan erobert hätte, hätte das Volk der Sami überlebt? Wenn die Shanghaier Konferenz nicht solch bestrafende Reparationen arrangiert hätte, wäre die Nachkriegswelt friedlicher gewesen? ... Hätten sich die Dinge anders entwickelt, wenn die Geburt der Wissenschaft in Samarqand in ihrer Verbreitung nicht durch die Seuche verspätet worden wäre?)

-Buch 10, Kapitel 3

In Anti-Eis[]

Der Journalist George Holden wird mit seinem Alternativgeschichts-Roman "Das Neue Karthago" (in dem die alten Karthager Anti-Eis als Waffe gegen die Römische Republik zur Verfügung haben) zum Bestsellerautor. - Der Roman gilt als unterhaltsam, wenn auch sehr unwahrscheinlich.

In Collaborator[]

Ein Charakter stellt die Frage: "And what if Hitler had been killed in that Bierkeller in 1939 and the invasion had never taken place?" (Und was wäre, wenn Hitler 1939 in diesem Bierkeller getötet worden wäre, und die Invasion nie stattgefunden hätte?)

In Superman: Red Son[]

In diesem Comic meint Lex Luthor, er und Superman hätten in einer Welt, in der sein Raumschiff in den USA statt der SU gelandet wäre, Freunde werden können.

Bei Harry Turtledove[]

Der wohl bekannteste Alternativgeschichtsautor hat dieses Konzept mehrfach in seinen Büchern angewendet:

  • In Worldwar wird angenommen, dass wenn die Aliens nicht gelandet wären, die Menschen Atomwaffen entwickelt hätten - und sich damit gegenseitig zerstört.
  • In The Two Georges (in dem Nordamerika eine britische Kolonie blieb) existiert das Buch The United Colonies Triumphant, in dem ein bösartiger Herrscher im 20. Jahrhundert Deutschland vereinigt und mit Großbritannien Krieg führt, dem aber die ehemaligen Kolonien (die immer noch Sklaverei haben) zu Hilfe kommen. Colonel Thomas Bushell, der Protagonist des erstgenannten Buchs, hält die Prämisse des letzteren für sehr unwahrscheinlich.
  • In The Guns of the South überlegt Abraham Lincoln, ein Buch zu schreiben, in dem es darum geht, wieviel besser es gewesen wäre, wenn die Union den Amerikanischen Bürgerkrieg gewonnen hätte.
  • In der Buchreihe Timeline-191 sind fünfzig Jahre nach dem Bürgerkrieg Bücher mit der Prämisse "Was, wenn der Norden gewonnen hätte?" sehr populär.

In Mobius Dick[]

In diesem Universum gibt es das Buch "Professor Faust" von Heinrich Behring, in dem eine seltsame ZL beschrieben wird - Großbritannien wurde nie von der Wehrmacht erobert, hat eine Premierministerin, die USA wählen einen Ex-Schauspieler zum Präsidenten...

In anderssprachigen Werken[]

In Die Zukunft von gestern[]

Ein betrunkener Niederländer (im ehemaligen Warschau, jetzt "Amsterdam an der Weichsel" - das Generalgouvernement wurde nach der Ermordung der Polen zu einem Reservat für die Niederländer, die auch zu "Untermenschen" erklärt wurden) sagt zu dem Hauptcharakter Otto Textor, dass es schon längst einen Dritten Weltkrieg gegeben hätte, wenn Nazi-Deutschland den Krieg verloren hätte.

In Napoleon und die Eroberung der Welt von Louis Geoffroy[]

In einem Kapitel fragt sich der Erzähler, was wäre, wenn Napoleon stattdessen verloren hätte und nach St. Helena verbannt worden wäre...

In Osama von Lavie Tidhar[]

"[D]ie Was wäre wenn-Frage. Hab ich recht? Was wäre, wenn die Kairo-Konferenz von 1921 wie geplant weitergegangen wäre und Churchill, T. E. Lawrence und Gertrude Bell den Nahen Osten für die Briten aufgeteilt hätten? Was wäre, wenn sie als Herrscher über den Irak einen Haschemitenkönig ausgesucht hätten, und hätte das in den fünfziger Jahren zu einer Revolution geführt? Oder was wäre, wenn der französische Krieg in Indochina irgendwie zu einem amerikanischen Engagement in Vietnam geführt hätte? Oder wenn die Briten nach dem Zweiten Weltkrieg an ihren Kolonien in Afrika festgehalten hätten?"

Fußnoten[]

  1. Wie in einer wissenschaftlichen Doppelblind-Studie, in der weder die Versuchspersonen noch der durchführende Wissenschaftler wissen, ob sie mit einem echten Testmedikament oder einem Placebo zu tun haben, oder einem wissenschaftlichen Doppelblindgutachten