Das europäische Wasserstraßennetz ist ein riesiges Netz aus Kanälen durch den gesamten Kontinent Europa. Der erste Kanal war der Transhelvetische Wasserweg zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee. Dieser wurde 1721 fertiggestellt und war ein großer Erfolg für die europäische Wirtschaft. 1982 begannen die Arbeiten zur Rhein-Donau-Verbindung, in den 1990er-Jahren zudem die Arbeiten zum Seine-Rhône-Kanal, dem Pokanal und dem Ladogakanal. Zum europäischen Wasserstraßennetz gehören 36 Kanalsysteme, die über ganz Europa verteilt sind. Die meisten größeren Städte haben einen Anschluss an einen Kanal. Es gibt über 850 Freihäfen.
Das Wasserstraßensystem wird seit 1998 von der European Waterways Association, kurz EWA, verwaltet. Die Organisation regelt den Verkehr auf den Kanälen und sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Verkehrs.
Gründung der European Waterways Association
Die EWA ist ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss von den Ländern, durch die eine der Europäischen Wasserstraßen verläuft. Sie wurde 1998 in Lausanne gegründet und hat heute etwa 59.000 Mitarbeiter.
Die EWA überwacht den Verkehr auf den Wasserwegen und Häfen. Sie garantiert einen reibungslosen Ablauf der Wirtschaft auf den Kanälen.
An Einmündungen, Anfängen oder Endungen von Kanälen wird der Verkehr, ähnlich wie im Straßenverkehr von den Mitarbeitern geregelt. Die EWA kontrolliert auch die Infrastruktur der Kanäle und macht die Nationalstaaten auf eventuelle Schwächen aufmerksam.
Zudem nehmen sie Proben des Wassers und kontrollieren Boote auf deren Sicherheit und Ladung. Damit hat die EWA hoheitliche Befugnisse auf den Wasserstraßen. Die Mitarbeiter sind uniformiert und fahren Dienstwagen mit Sonderrechten ähnlich der Polizei. Sie sind befugt, jedes Schiff, das sich auf den Wasserwegen befindet, anzuhalten und die Papiere zu überprüfen. Zur Erfüllung der Aufgaben sind die Mitarbeiter auch mit Booten und Drohnen ausgestattet.
Das Netz

Karte der Wasserstraßen
Ausstattung der Wasserwege

Wasserzufuhr
An den Anfängen des Betriebs auf dem Transhelvetischen Wasserweg machte man sich Gedanken, ob man genug Wasser zu Verfügung hat, um die nachfolgenden Kanäle zu füllen. Deshalb baute man gezielt Rohre von den Alpen zum Kanal, um im Notfall Wasser in den Kanal zu lassen. Dies war in der Geschichte nur ein einziges Mal notwendig, als es im Jahre 1903 kaum regnete und der Kanal über 2m Wasserstand verlor. Die Gletscher auf den Bergen schmolzen und das Schmelzwasser hätte einige Dörfer überschwemmt. Durch ein vorhandenes Rohr ins Tal konnten beide Probleme gelöst werden.
Regelung des Verkehrs
Die Regelung des Verkehrs ist Aufgabe der EWA. Diese betreibt die Ampelanlagen auf den Wasserstraßen und setzt die Vorschriften durch. Die EWA betreibt in jedem Land, das einen Kanalanschluss hat, ein Hauptquartier, von dem die Wasserwege überwacht werden. Zudem gibt es insgesamt rund 800 Ampelanlagen und etliche Kontrolltürme, die meist an Einmündungen liegen.
Schleusen
Auf den Wasserwegen existieren über 200 Schleusenanlagen, die rund um die Uhr in Betrieb sind. Da diese Schleusen extrem wichtig für den Verkehr sind, stellen diese ein Anschlagsziel dar. Aus diesem Grund werden die Schleusen von den Behörden der Nationalstaaten bewacht. In Deutschland ist das Aufgabe der Bundespolizei. Die größte Schleuse im System ist die Amsterdamluis im Hafen von Amsterdam. Sie hat vier Schleusenkammern in jeder Richtung. Die meisten Schleusen haben zwei bis drei Schleusenkammern, die italienische Po-Schleuse VII ist jedoch mit nur einer Schleusenkammer ausgestattet. Hier staut sich der Schiffsverkehr regelmäßig. Die Anlagen sind immer mit Schleusenwärtern der EWA besetzt.
Übergänge
Da die Schiffe, die den Kanal befahren, nicht höher als 20m sind, müssen auch die Brücken nur mindestens 30m hoch sein. Dieser Umstand erlaubt es, dass relativ viele Brücken über die Kanäle führen, ohne dass dabei der Schiffsverkehr gestört wird. Es existieren zudem etliche Fährverbindungen über schnelle Fähren, die keine 3 Minuten zur Überfahrt brauchen. Tunnel sind sehr selten, da die Kanäle zumeist einen großen Tiefgang haben und einen Tunnelbau somit erschweren.
Häfen
Es gibt über 850 zugelassene Häfen entlang der Wasserwege. Die meisten davon liegen in Russland. Es folgt Deutschland und Frankreich. Die größten Häfen sind:
- Marseille, Frankreich
- Köln, Deutschland
- Moskau, Russland
- St. Petersburg, Russland
- Genf/Genève, Schweiz
Es gibt kleine Häfen mit nur zwei bis drei Schiffen am Tag, aber auch riesige Häfen mit hunderten Schiffen und tausenden Containern am Tag.