Alternativgeschichte-Wiki
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Brot und Spiele:
ButtonAntike

Grund der Abweichung:

Das Verbot, Christen in der Arena als Gladiatoren antreten zu lassen, wird nie verabschiedet.

Kurzinformation über die Zeitlinie:

Das Römische Reich neigte sich im 4. Jahrhundert dem Ende zu. Christen hatten dank Kaiser Konstantin die Oberhand gewonnen. Lange Zeit wurden die Christen verfolgt und starben durch die Löwen in der Arena. 365 sollte eigentlich ein historisches Jahr sein, in dem Christen als Gladiatoren verboten wurden. Doch dieses Jahr verging und Christen kämpften immer noch als Gladiatoren. Weder wurden sie verfolgt, noch waren sie rechtlos, doch der Gladiatorensport hatte sich aus finanziellen und politischen Gründen gehalten. Bis zum endgültigen Untergang Roms blieben Brot und Spiele das Markenzeichen dieser untergehenden Kultur... Auch das Mittelalter und die Neuzeit kennen den Gladiator, auch heute nach mehr als 1600 Jahren prallen Schwerter auf Schilde und es stehen sich die Kämpfer namhafter Gladiatorenschulen auf internationaler Ebene gegenüber. Dies ist die Geschichte des "Gladiatorensports", wie er sich  seit der Spätantike bis in das frühe 21. Jahrhundert  entwickelte...

Vorwort:[]

Diese Zeitlinie geht davon aus, dass der römische Gladiatorenkampf bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Ist so was realistisch? Der Tod in der Arena wird heute als besonders unmenschlich und brutal angesehen, allerdings gab es im Laufe der Geschichte viele verschiedene Hinrichtungsmethoden. Waren das öffentliche Pfählen oder die Guillotine nicht auch brutal und blutrünstig? Könnte ein moderner Mensch sich in einer Gesellschaft zurecht finden, in der Bewaffnete sich im Fernsehen umbringen? Ich behaupte, dass eine Gesellschaft, in der Gladiatoren existieren. genauso existieren könnte wie die uns bekannte. Letztendlich sind die Moralvorstellungen einer Kultur an ihre Erfahrungen und an ihr Umfeld gebunden. Wir in unseren „zivilisierten“ Gesellschaft in Europa sind oft der Meinung, dass die Todesstrafe ein

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Wie Gladiatoren wirklich kämpften Altertum

Verbrechen ist. (die meisten hier glauben das) Fragt man jedoch einen konservativen Texaner, wird man erfahren, dass es notwendig ist, Verbrecher hinzurichten. Andere Länder haben auch heute noch barbarische Gesetze, etwa islamistische Staaten, doch dort ist das Abhacken einer Diebeshand Gesetz? Also was wäre, wenn wir Europäer uns, was die Rechtsprechung angeht, „stärker“ an das römische Recht angelehnt hätten? Die römische Gesetzgebung der Antike gilt heute als Fundament des modernen Rechtsstaates.

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Im Film Running Man müssen Gefangene mit modernen Gladiatoren kämpfen, das alles findet 2017 statt

Was für eine Gesellschaft wären wir heute, wenn wir auch einen Teil der römischen Freizeitunterhaltung assimiliert hätten? Könnte ein christliches Europa sich mit so etwas wie Kämpfen bis zum Tode anfreunden? Vielleicht, denn immerhin gab es auch Ritterturniere und die waren sicher nicht zimperlich. Wäre die Kommerzialisierung der Todesindustrie etwas, das sich anbahnen könnte? Ich bin nicht der Meinung, dass Gladiatorenspiele etwas sind, das wir heute brauchen, aber als Gedankenspiel, was wäre wenn, ist es doch sehr interessant. Die Idee zu dieser Zeitlinie hatte ich schon länger, aber hauptsächlich durch Filme wie Running Man und The Purge.

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Darstellung von Gladiatoren aus dem antiken Rom

Geschichte der Gladiatoren:[]

Es ist nicht genau geklärt, wie es dazu kam, dass Gladiatoren-Kämpfe ausgerichtet wurden. Römische Historiker behaupteten, dass Gladiatoren etwa im 3. Jahrhundert vor Christus als Opfer eines Totenkultes kämpften und starben. Ob das stimmt, ist nicht genau geklärt. Es wird aber angenommen, dass Gladiatorenkämpfe bereits in der Kultur der Etrusker bekannt waren. Der Begriff Gladiator leitet sich vom lateinischen Gladius, dem römischen Kurzschwert, ab. Die ersten belegten Spiele fanden 264 v. Chr. in Rom statt. Die frühen Gladiatorenkämpfe waren anders als später keine Großveranstaltungen. Gladiatoren kämpften für reiche Patrizier der römischen Republik in Privatkämpfen. Diese Kämpfe sollten die Eigenschaften verstorbener Persönlichkeiten nachahmen, wie Mut und Stärke, und vor allem den Gleichmut, in den Tod zu gehen. Erst im 1. Jahrhundert vor Christus wurden Gladiatorenkämpfe zu dem, was wir uns heute vorstellen. Prächtige Inszenierungen und erstmals Sitzbänke machten aus diesen blutigen Schauspielen etwas für das Volk von Rom. Man hatte unter dem Adel erkannt, dass man den Bürgern so die eigene Macht und Reichtum präsentieren konnte. Gladiatoren mit Prunkrüstungen hatten nun die Aufgabe, nicht nur die Patrizier zu erfreuen, sondern auch die Plebejer, das gemeine Volk. Für die Kämpfe sollten Sklaven über die Klinge springen, allerdings führte dies auch zu einigen Aufständen. 73 v. Chr. kam es zu einem Gladiatorenaufstand. Sklavenaufstände waren in der Zeit der Republik nicht so ungewöhnlich, aber ihr Führer Spartakus war ein Gladiator und Taktiker. Er und 70 Gladiatoren konnten von Capua aus die Römer in Angst und Schrecken versetzen. Es zeigte sich, dass gut ausgebildete Gladiatoren es mit Legionären locker aufnehmen konnten. Der Spartakus-Aufstand war anders als bisherige Sklavenaufstände gut organisiert, denn Spartakus konnte seine rund 2000 Leute mit Nahrung und Waffen versorgen.

800px-Spartacus statue by Denis Foyatier

Spartakus, Sklave, Gladiator und Aufständischer, der wohl bekannteste Gladiator † 71 v. Chr.

Trotzdem konnten sie gegen die Legionen nicht ankommen und wurden 71 v. Chr. aufgerieben. Bis 44 v. Chr. wurden die Spiele rein privat organisiert, dies änderte sich mit den Staatskrisen, die nach Julius Caesars Ermordung folgten. Nun hatte der Staat sein Image aufzupolieren, die ganze Angelegenheit war jetzt politisch motiviert, was aber auch bedeutete, dass die Spiele noch größer aufgezogen wurden als bisher. In der Kaiserzeit ab Augustus  31 v. Chr. wurden die Spiele Teil des neuen Kaiserkultes, nun entschied der Kaiser, wer stirbt und wer lebt. Meist waren es aber nicht die Kaiser, die den Ausschlag gaben, sondern das Volk, die Kaiser gingen dann nach dem Willen des Volkes und sprachen dann ein Urteil. Es gab nun schon lange namhafte Gladiatorenschulen, die wie moderne Fußballklubs ihre Fans hatten.

Pompeian mural depicting the Amphitheatre riots

Ausschreitungen der Fans in Pompeji 59 n. Chr.

Die gut gebauten Kämpfer galten besonders bei den Bürgerinnen als Objekte der Begierde, aber auch Männer waren begeistert. Die Städte Pompeji und Nuceria Alfaterna waren das Zuhause zweier rivalisierender Gladiatiorenschulen.

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Das Kolosseum in Rom, erbaut zwischen 72 und 80 n. Chr.

So gab es gewalttätige Zusammenstöße der beiden Fan-Lager, die 59 n. Chr. eskalierten, woraufhin Kaiser Nero die Spiele dort verbot. Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder solche Verbote, je nach Kaiser war der Gladiatorensport mal mehr, mal weniger gefragt. Das Leben eines Gladiators war ausgesprochen gut und luxuriös, weshalb sich auch freie Bürger dazu verpflichteten. Im allgemeinen waren Gladiatoren jedoch Sklaven, die aber die Möglichkeit hatten, durch Siege die Freiheit zu erlangen. Der Beruf des Gladiators war sozial verfemt, etwa wie Prostituierte, es war kein ehrenhaftes Gewerbe. Die Kämpfe waren stark reglementiert, im Kampf waren immer zwei Schiedsrichter dabei, die das Geschehen bewerteten. Nicht jeder Kämpfer in der Arena war ein Gladiator, für Massenschaukämpfe zog man oft Gefangene oder Christen hinzu. Diese wahrhaft Todgeweihten mussten sich wilden Tieren unbewaffnet gegenüberstellen oder waren Teil von Schlachtchoreographien. Überlebenschancen hatten solche zum Tode Verurteilten keine, denn ihr Tod stand fest, bei Gladiatoren war dies anders. Je nachdem, wie der Veranstalter veranlagt war und die Gesetzeslage gerade ausgelegt war, überlebten Gladiatoren ihre Kämpfe. Lebenserwartung eines Gladiators war 27, also weitaus kürzer als die eines Normalbürgers. Im Jahre 72 begannen die Bauarbeiten für das Kolosseum in Rom, ein Monument für die Spiele und Aushängeschild der römischen Unterhaltungsindustrie. Einer Legende zufolge konnte man das Kolosseum fluten und so Seeschlachten nachstellen. Auch hier kamen als Kämpfer keine echten Gladiatoren zu Schaden. Die Gladiatorenschulen taten ihr bestes, ihre Champions auch medizinisch zu versorgen, man war nicht daran interessiert, seine Profikämpfer abschlachten zu lassen. Gladiatorenarenen wie in Rom waren aber Mangelware, meist gab es kleine Kampfarenen und Amphitheater. Neben den Gladiatorenkämpfen gab es auch Wagenrennen, welche aber im Hippodrom abgehalten wurden. In UZL hielt sich der Gladiatorensport bis in das 5. Jahrhundert, allerdings war der Einsatz von Christen ab dem Jahr 365 verboten. Damit starben die Gladiatoren langsam aus. Am 1. Januar 404 fand in Rom der letzte Gladiatorenkampf statt. Im Byzantinischen Reich in Griechenland blieben aber einige römische Unterhaltungsprogramme länger erhalten, etwa Wagenrennen im Hippodrom. Der rituelle Zweikampf der mittelalterlichen Ritter und das Duell sind in einer gewissen Weise die Nachwehen des Gladiatorensports. In heutigen Medien werden Gladiatorenkämpfe oft mit barbarischer Brutalität und ohne Sinn und Verstand dargestellt, allerdings ist das nicht ganz richtig. Der Gladiatorensport hätte in abgewandelter Form auch bis heute überleben können. Abschließend hier noch die Gladiatorentypen der Antike, um sie zu sehen, "aufmachen" anklicken:

Gladiatorengattungen:

Samnit
Der Samnit war ein Gladiator aus der Zeit der Republik. Ausgerüstet mit einem hohen Schild, Schwert, einem buschgeschmückten Helm und einer Beinschiene links stellten sie die besiegten Samniten-Krieger da. Samniten waren ein lateinisches Volk in Italien. Samniten kämpften gegen alle Gattungen an Gladiatoren und gegen andere Samniten.
GallischeKrieger

Gallischer Krieger

Der Gallus war ein Gladiator, der ähnlich wie die gallischen Krieger aus dem heutigen Frankreich ausgerüstet war. Es ist wenig über ihn bekannt, wahrscheinlich veränderte sich seine Rüstung und Bewaffnung im Laufe der Zeit sehr stark.
Retiarius
Der Retiarius war ein Netzkämpfer mit Dreizack und Schulterschutz, aber ohne Helm. Dazu noch ein kurzes Schwert oder ein Dolch für den Nahkampf. Dieser Gladiator war spezialisiert auf den Kampf mit dem Secutor oder dem Murillo.
Murillo
Der Murillo ist eine der frühesten Gladiatorengattungen der Republik. Er trug ein rechteckiges Schild Scutum, ein Kurzschwert und einen Helm, der seine Sicht einschränkte. Sein Helm war oft mit Federn und einem kleinen Fisch geschmückt. Sein Gegner war der Thraex.
Secutor
Der Secutor war mit Schild und Schwert gerüstet, sein Handicap lag dabei bei seinem durch den Helm (noch stärker) eingeschränkten Sichtradius. Der Secutor kämpfte meist gegen den Retiarius, wobei ihm sein eiförmiger Helm half, das Netz abzuwehren.
PontariusaufBrpücke

Der Pontarius war ein Netzkämpfer ähnlich dem Retiarius, ausgerüstet mit Dreizack, Schulterschutz und Beinschienen hatte er auch noch Steinkugeln, die er warf. Die Aufgabe dieses Gladiators war es, eine Rampe mit zwei Aufgängen zu verteidigen. Dabei musste der Pontarius die Brücke gegen zwei Secutoren halten, einer links, einer rechts. Pontarius war keine eigene Gladiatorengattung, vielmehr eine Abart des Retiarius.

Scissor

Der Scissor war eher selten, seine Ausrüstung bestand aus einem eiförmigen Helm, einem Schwert und einem Ketten- oder Schuppenhemd. Seine linke Hand steckte in einer Röhre, die am Ende mit einer Klinge bestückt war. Er trat oft gegen den Retiarius an.

Eques

Der Eques ist ein Gladiator zu Pferd mit Rundschild, Lanze und Schwert. Er trat meist als Eröffnung der Spiele. Zuerst kämpfte er auf seinem Pferd mit der Lanze, stieg gegen Ende dann ab und benutzte sein Schwert. Besonderheit: der Eques trug immer eine Tunika.

Thraex
Der Thraex war an die Kämpfer aus Thrakien angelehnt und mit einem gebogenen Kurzschwert ausgerüstet. Dazu trug er einen Schild.
Hoplomachus

Der Hoplomachus war eine Abart des Thraex und solte an einen thrakischen Hopliten mit Speer und kleinem Schild erinnern. Sein Lieblingsgegner war der Thraex.

Provocator Gladiator
Der Provocator "Herausforderer" war mit einem Helm ausgerüstet, der dem eines Legionärs ähnelte. Der Provocator kämpfte immer gegen andere Provocatoren.
Essedarius

Der Essedarius kommt mit dem Streitwagen angefahren, später kämpft er zu Fuß weiter. Der Essedarius trat immer gegen Gladiatoren der selben Gattung an.

BestiariusRom
Der Bestiarius war auf den Kampf mit wilden Tieren spezialisiert. Dies war keine eigene Gladiatorengattung, daher war seine Bewaffnung immer unterschiedlich.
Gladiatrix relief
Die Gladiatrix als weibliche Form des Gladiators trug die Ausrüstung eines Provocators und konmnte gegen alle anderen Gattungen antreten. Gladiatrices waren eher selten zu sehen.
Dimachaerus
Der Dimachaereus ist eine unübliche Gladiatorengattung, welche mit zwei Dolchen kämpft. Um seine durch die niedrige Reichweite verursachte Verletzlichkeit auszugleichen, trägt er im Kampf ein Kettenhemd.

Zeitlinie:[]

365/404 n. Chr. - Kein Verbot für christliche Gladiatoren:[]

Gladiatorenkämpfe waren auch noch im 4. christlichen Jahrhundert beliebt. Der Kampf in der Arena war nach wie vor ein Teil des Kaiserkults, obgleich Kaiser Konstantin und einige seiner Vorgänger das übermäßige Blutvergießen ablehnten und in Friedenszeiten unterbanden, gab es im gesamten Reich Gladiatorenschulen und Nachfrage. 325 erließ Konstantin das Edikt, Gefangene in Friedenszeiten nicht als Gladiatoren sterben zu lassen, doch in Zeiten der Krise war man seitens der Obrigkeit immer bemüht, dem Volk ein großartiges Spektakel zu präsentieren. Im Jahr 365 kam es aus politischen Gründen nie zu einem Verbot, Christen an Gladiatorenspielen teilnehmen zu lassen. Die Gladiatoren-„Lobby“ hatte etwas dagegen, denn es gab immer mehr Christen. Ein Verbot hätte die Kosten erhöht, auch setzte man sich im Senat dafür ein, dass Kriegsveteranen als Gladiatoren kämpfen durften.

Telemachus

Der heilige Telemachos sprang in die Arena und beschimpfte die Gladiatoren, in dieser Zeitlinie hatte Telemachos weniger Mut (anders als auf dem Bild war Telemachos ein junger Mann)

Damit blieben die Spiele gesichert und machten Profit. Solange der Sesterz rollte, hatte niemand etwas gegen Gladiatoren. Auch wenn der Gladiatorenkampf sich einiger Einschränkungen unterwerfen musste, war er doch attraktiv und das in allen Bevölkerungsschichten. Dass sich das Weltreich in einer tiefen Krise befand und 395 in Ost- und Westrom geteilt wurde, verstärkte die Rufe des Pöbels nach Unterhaltung. In UZL gibt es die Legende, dass der christliche Mönch Telemachus während eines Gladiatorenkampfes Anfang des 5. Jahrhunderts in die Arena sprang und durch die wütende Menge gesteinigt wurde. In dieser Zeitlinie überlegte es sich der gläubige Telemachus anders, er entschied sich dazu, lieber vor dem Kolosseum in Rom zu predigen. Er predigte gegen die Spiele und Götzenverehrung, seine Predigten fanden aber kein Gehör, sondern waren den Fans der Spiele ein Dorn im Auge. Also beschloss der Präfekt, eine Gruppe junger Männer aus der Unterschicht anzuheuern und den lästigen Prediger einfach von der Straße zu holen und zu ermorden. Seine Leiche landete im Tiber, er wurde nie ein Märtyrer. Einige wunderten sich zwar, wo Telemachus geblieben ist, aber keinen interessierte es wirklich. So wurde auch Kaiser Honorius nie auf den Tod des M

1753px-Roman Empires 476AD

Westrom Blau, Ostrom Rot 476 n. Chr.

önches aufmerksam, die Gladiatoren durften weitermachen.

405/476 - Gladiatoren im untergehenden Westrom:[]

HestonGladiator1959Quirinus

Charlton Heston in seine Paraderolle als Quirillius, Heston verkörperte 1959 den wohl bekanntesten Gladiator Ravennas, der sich den Barbaren 476 entgegenstellte und sogar die Kaiserkrone errang. Quirillius war Christ.

„Je schwächer das Reich, desto stärker die Gladiatoren!“

Anonymes Sprichwort aus Rom

Das Weströmische Reich zu Beginn des 4. Jahrhunderts; 406 stehen die Barbaren vor der Tür, es ist die Epoche der Völkerwanderung. Völker aus Germanien strömen gegen die Grenzen Roms. Immer mehr verlassen sich die Römer auf fremde Hilfstruppen, die aus Germanen bestanden. Während sich das Oströmische Reich gut über Wasser halten kann, sind die Kaiser Westroms schon arg an die Wand gedrängt. Die germanischen Föderaten waren zwar kampfstark, erkannten aber schnell die Schwäche Westroms. Ausgebildet in der römischen Legion, wurden germanische Verbündete nie so richtig als zivilisierte Menschen angesehen. In dieser Zeitlinie verlaufen die historischen Ereignisse genau wie in UZL, doch gab es kleine Abweichungen, die besonders in späteren Jahrhunderten Wellen schlugen. Die Spiele in Rom und anderen römischen Städten boomten, denn die Machthaber wollten ihren Einfluss auf die Römer nicht verlieren. Vom 24. bis zum 27. August 410 kam es wie es kommen musste, der Anführer der Westgoten Alarich plünderte Rom. Einigen Angaben zeitgenössischer Historiker seien die Westgoten mit Bedacht vorgegangen und hätten Kirchen und andere Heiligtümer nicht ausgeplündert. Doch Alarich hatte einen Wunsch, er wollte Gladiatoren. Alarich war ein Heerkönig und damit auch ein Kriegsherr, der es seinen Männern rechtmachen musste. Also nahm er die in Rom beheimateten Gladiatoren inklusive Trainern und Gerätschaft gefangen. Diese als die besten Gladiatoren Roms bekannten Männer mussten Alarich folgen und für seine Krieger auftreten. Alarich starb zwar wenig später, aber sein Schwiegersohn Theoderich führte seine Leute weiter an. Die besten Gladiatoren Roms verschleppte man nach Aquitanien, wo sich die Westgoten niederließen. Für Rom bedeute die Entführung dieser Elite-Entertainer eine trostlose Zeit. Rom war bereits seit längerem nicht mehr Hauptstadt des Reiches, sondern Ravenna. Nachdem Rom 410 geplündert wurde, erholte sich der Gladiatorensport dort nicht mehr. Ravenna war besser zu verteidigen, bot aber nicht dieselben Möglichkeiten wie das Kolosseum. Die nachfolgenden Kaiser suchten daher nach neuen Möglichkeiten, das Volk und vor allem sich selbst zu unterhalten, so traten immer öfter römische Bürger als freie Gladiatoren an. Einer dieser freien Gladiatoren war ein Ex-Soldat mit Namen Quirillius. Quirillius lebte um 470 in Ravenna und war ein umjubelter Star. Er trat aber meist vor kleinem Publikum bei Privatkämpfen auf und gehörte zur High Society. Trotzdem war es unschicklich, sich mit Gladiatoren in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Es ist nicht genau bekannt, wo er herkam, bekannt ist aber, dass er als Eques zu Pferd die Spiele eröffnete und so die Reichen und Schönen erfreute. Sein Schicksal wandte sich Mitte der 470er, als Odoaker, ein ehemaliger Föderati, nach der Macht griff. 475 war der junge Romulus Augustulus durch die Legionen zum Kaiser ausgerufen worden. Der unerfahrene Kaiser wusste kaum etwas über die Ränkespiele am Hof oder die Bedrohungen durch germanische Agitatoren. Sein Spitzname war daher Kaiserlein. Was er wusste war aber, wie man Gladiatorenspiele ausrichtet und natürlich heuerte er Quirillius an. Als Nebenverdienst einiger Gladiatoren galt auch der Personenschutz,

Romulus augustulus and odoacer-2

Der 16 Jahre alte Romulus Augustulus ergibt sich 476 Odoaker, doch er ist nicht mehr Kaiser, denn seine Krone hat er dem Gladiator Quirillius geschenkt, also ließ Odoaker nach dem Gladiator suchen

so gelang es Quirillius, sich am Hof zu Ravenna einzuschmeicheln, was dem eigentlichen Machthaber Heermeister Orestes nicht unbedingt zusagte. Schon ein Jahr später stand die Karriere des Quirillius vor ihrem Ende. Der Kriegsherr Odoaker marschierte gegen Ravenna und eroberte am 4. September 476 die Hauptstadt. Romulus, der um Leib und Leben fürchtete, überantwortete Quirillius seine Krone in Form eines Lorbeerkranzes. Er wollte nicht, dass die Barbaren die Macht an sich rissen und beauftragte seinen Freund, dieses Symbol nach Konstantinopel zum oströmischen Kaiser zu bringen. Romulus wollte, dass sein oströmischer Amtskollege die Krone nimmt, sich krönt und einen Feldzug gegen die Barbarei in Westrom führt. Allerdings gelang es Quirillius und seiner Gruppe Gladiatoren nicht, nach Griechenland zu flüchten. Noch während der Kapitulation des letzten Kaisers befand sich der Gladiator auf der Flucht und wurde der Legende nach erst von 100 Kriegern des Odoaker bezwungen.

Capricio-of-roman-monuments-with-the-colosseum

Rom nach der Eroberung? Odoaker und später die Ostgoten ließen Rom nicht verfallen und machten das Kolosseum bald wieder auf, dass sie Rom zerstörten, ist Propaganda

Damit war das Weströmische Reich Geschichte. Doch diese heldenhafte Tat eines einzelnen Gladiators blieb in historischer Erinnerung. Quirillius und seine „Mutigen 30“ wurden zu Legenden. Es hieß, sie seien gläubige Christenmenschen gewesen, die den Untergang Roms bis zu ihrem Ende verhindern wollten. 1959 nahm sich Hollywood der wohl bekanntesten Gladiatorenfigur der Geschichte an. Im Film „The last Gladiator of Rome“ (Deutscher Titel; Quirillius - Gladius für Rom) spielte der Schauspieler

Charlton Heston den Quirillius. In einer Zeit, als Sandalenfilme populär waren, entschied sich Heston, dieses „persönliche Idol“
OdoakersReich

Europa zu Zeiten des Reiches von Odoaker (476-493)

zu verkörpern und schlug die Rolle des Ben Hur aus. Gladiatorenfilme lohnten sich und Heston setzt Maßstäbe, was Monumentafilme angeht, der 4,5-Stunden-Film zählt zu den besten Kinofilmen mit 13 Oscars. Natürlich hat sich Hollywood einige künstlerische Freiheiten erlaubt, in der Endszene stand Heston vor den verkohlten Resten Roms und schrie in die Kamera; „God! Damn you all to Hell!“ in der deutschen Synchro; „Seid verdammt, ihr habt es getan!“ Der wahre Quirillius kam nie bis nach Rom, auch brannte Rom 476 nicht ab.

477/550 - Barbaren und die Spiele in Italien:[]

Italien in der Spätantike; Odoaker nannte sich nun Regent, er hatte dabei nicht die Absicht, sich den Kaisertitel zusprechen zu lassen und schickte dem oströmischen Kaiser die Insignien der weströmischen Kaiser. Als Regent ist Odoaker alles andere als ein Barbar. Das Wort "Barbar" bedeutete bei den Römern "fremd", jedoch nicht unbedingt, dass es sich um in Felle gekleidete Wilde handelt. Die neuen Herren ließen die römischen Strukturen weiter bestehen, so blieb das Leben in Italien weniger stark beeinflusst als erwartet. In der Regierungszeit Odoakers blieb der Senat erhalten, auch um die Bauwerke wurde sich gekümmert. Die germanischen Barbaren waren wegen des Lebensstandards gekommen, es handelte sich um romanisierte Germanen, die den Wein, die Spiele und das einfache Leben zu schätzen wussten. Die römischen Familien durften weiterhin Wagenrennen und Gladiatorenspiele besuchen. Odoaker war Arianer, eine christliche Glaubensrichtung, die zu der römischen Kirche in Opposition stand. Auch in Odoakers Reich mit Hauptstadt Ravenna, welches sich über ganz Italien und einen kleinen Teil des Balkans erstreckte, waren alle Christen. Gläubige Arianer hatten andere Ansichten, was das Gottesbild anging, und lehnten das Töten ab. Trotzdem waren arianische Herrscher nicht zimperlich und erlaubten den Gladiatoren ihre Kämpfe, im Interesse des inneren Friedens. Noch immer opponierten religiöse Führer wie der Bischof von Rom gegen übermäßiges Blutvergießen, Odoaker konnte seine Entertainer aber gut als Scharfrichter gebrauchen. Die Welt hatte sich Ende des 5. Jahrhunderts stark geändert, in Gallien und Hispanien gab es das starke Westgotenreich, die Franken und andere Stämme. In Germanien lagen die Stammesfürstentümer der Sachsen und Thüringer. Der Gladiatorensport wurde weiterhin dort betrieben, wo sich die Römer in der Vergangenheit angesiedelt hatten. Das Westgotenreich war dabei besonders, dort hatte sich eine äußerst professionelle Gladiatorenzunft gebildet.
Teodorico re dei Goti (493-526)

Theoderich der Große gründete das Ostgotenreich und belebte die Spiele neu

Diese Unterhaltungskünstler nutzen ebenso die römische Infrastruktur und behaupteten, Abkömmlinge der 410 aus Rom entführten Gladiatoren zu sein. Der Handel mit Sklaven war immer noch praktikabel, wollte man einen passablen Gladiator, so wandte man sich an die Westgoten oder Byzantiner. Konstantinopel stand den Barbaren feindlich gegenüber, in Italien hoffen die Römer immer noch, von den fremden Herren befreit zu werden. 493 eroberten die Goten von Theoderich dem Großen Italien. Auch sie blieben als eher mildtätige Herrscher in Erinnerung. Theoderich war sehr um die prestigeträchtigen Gladiatorenspiele bemüht, so gab es eine Gladiatorenschule, die den Hof von Ravenna mit Gladiatoren bester Güteklasse versorgte. Im Ostgotenreich waren besonders die Wagenrennen und speziel für diese trainierte Kämpfer gefragt.
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Der Circus Maximus in Rom war eine Rennstrecke für Wagenrennen, im 6. Jahrhundert waren dort fahrende Gladiatoren sehr beliebt

Die Rennen forderten gut ausgebildete Gladiatoren, welche anders als der Essedarius nur mit ihren Fuhrwerken Kämpfe ausfochten. 530 hatte Rom etwa 100.000 Einwohner, einen funktionierenden Circus Maximus mit Wagenlenker und Gladiatorenschule. Allerdings forderte der Krieg gegen Ostrom bald seinen Tribut. 537 wurden die römischen Wasserleitungen zerstört, Roms Bevölkerungszahlen sanken immer mehr. Mit schwindender Einwohnerschaft war auch bald das Spektakel im Circus Maximus stark eingeschränkt. Als die Byzantiner in Italien landeten und es wieder römisch machten, endeten auch die Spiele in Rom. 550 fanden die letzten Spiele in Rom statt, kleinere Veranstaltungen blieben der Hauptstadt Ravenna überlassen. Rom wurde zu einer Provinz des Oströmischen Reiches, die Ostgoten waren vertrieben. Nun begann ein neues Zeitalter, das Mittelalter.
GruftGladiatoren

Nach dem Untergang der Ostgoten waren Kämpfe mit scharfen Waffen in Italien verpönt, darum entstand ein Gladiatorenuntergrund in den Grüften Roms, Bild zeigt eine Tunnelpforte aus dem 6. Jahrhundert

Gladiatoren gab es in Italien noch, aber die besten Schulen lagen in Ephesos, Konstantinopel und Gallien. Weitere Einschränkungen mussten die Gladiatoren durch den Bischof von Rom über sich ergehen lassen.

550/800 - Die Gladiatoren und der Bischof von Rom:[]

Ein neues Zeitalter brach Mitte des 6. Jahrhunderts für Italien und den Gladiatorensport an. Als Teil des Oströmischen Reiches war Italien zwar wieder „zivilisiert“, jedoch verfielen die Baudenkmäler trotzdem. Das Land wurde nur als Provinz betrachtet, politisch erlangte der Papst an Dominanz. Bis 600 verlor Rom endgültig an Bedeutung, nach päpstlichem Edikt war es Gladiatoren nur noch erlaubt, mit hölzernen Trainingswaffen aufzutreten. Das Kolosseum blieb geschlossen, so hatten die einst begehrten Gladiatoren nur die Möglichkeit, auf Dorfplätzen aufzutreten. In diesen Jahren des Verfalls waren auch die Kämpfer eher Pausenclowns. Das Wissen um die Regeln ging schon im 7. Jahrhundert verloren, doch gab es den Untergrund. In den Grüften und Katakomben gab es illegale Zusammenkünfte, es entstand eine eingeschworene Gladiatorengemeinschaft. Wagenrennen waren im Oströmischen Reich beliebt, Konstantinopel und das dortige Hippodrom blieb für viele Männer ein unerreichbarer Traum. In diesen Zeiten waren vor allem Gladiatoren auf Streitwagen gefragt, doch Rom und Italien hatten dabei nichts zu bieten. Die unterirdischen Gladiatorenkämpfe brachten Zuschauerzahlen, doch mussten sich die Betreiber vorsehen. Seitens des erstarkenden Papsttums wurden Untergrundkämpfe, die oft sehr brutal endeten, verfolgt. Grund hierfür war auch Rivalität zwischen Ost- und Westkirche. Die Päpste wollten ihre Macht und religiösen Einfluss absichern. Gladiatoren galten als unzüchtige Männer, die sich nicht für das Papsttum, sondern für das lasterhafte Leben in Konstantinopel begeisterten, so etwas war für die Päpste nicht akzeptabel. Das Leben der zwar freien, aber zu Pausenclowns degradierten Wandergladiatoren war alles andere als lukrativ. Italien wurde jedoch durch die Langobarden bedroht, dem Papst waren die Hände gebunden. Mit Razzien und Verhaftungswellen in ganz Italien wollte Papst Stephan II. im Jahr 756 die Unterstadt von Rom ausbrennen, da er die Gladiatoren als Langobardenfreunde ansah. Seine Söldner trieben dabei über 500 Personen aus den Gewölben und lösten eine kleine Gladiatorenrevolte aus. Der neue theokratische Kirchenstaat war aber nicht immer Feind des Gladiatorensports. Ende des 8. Jahrhunderts gab es auch im Vatikan Freunde dieses Sportes. Das Papsttum hatte sich dem Frankenreich zugewandt, es war die Zeit Karls des Großen, als Papst Leo III. die Gladiatorenspiele wieder aus der Versenkung holte.
KarlGrGladiatorhelm

Karl der Große † 814, auf diesem Bild aus dem 17. Jhdt. hält er einen Gladiatorenhelm. Er gilt als Schutzherr der Gladiatorenzunft

Grund hierfür waren die Karolinger mit ihrem Frankenreich. Im Frankenreich, welches sich durch Karl dem Großen als Nachfolgestaat des Römischen Reiches sah, waren die Spiele beliebt. Mit Karls Kaiserkrönung am 24. Dezember 800 wurde ein neues Reich geboren, das Heilige Römische Reich. Dies war das Ende der illegalen Gladiatorenkämpfe und der Beginn der karolingischen Renaissance auch in Italien.
Gladiatorenum800

Bild zeigt zwei karolingische Gladiatoren, denen ein Schwert gereicht wird, Gladiatoren am Hofe Karls trugen edle Kleider, mussten aber ihre Helme tragen, um anonym zu bleiben ~ 800 n. Chr.

800/814 - Der Gladiator in der karolingischen Renaissance:[]

Rund 300 Jahre nach dem Fall von Rom stiegen die Franken zu den Herren Europas auf. Das Westgotenreich war 725 von den Franken erobert worden, neue Feinde wie die Moslems bedrohten das Morgenland. Die Tradition der Gladiatorenschulen des Westgotenreiches war unterbrochen, eine neue Generation karolingischer Gladiatoren erfreute den Frankenadel. Die Welt des Frühmittelalters veränderte auch die Sozialstruktur Europas, der Feudalismus kam auf und setze den spätantiken Sitten ein Ende. Das 6. und 7. Jahrhundert wurden auch als dunkle Jahrhunderte bezeichnet, da in dieser Zeit viel antikes Wissen verloren ging. Ab 777 begann aber die Karolingische Renaissance in Frankreich und Germanien. Der fränkische Herrscher Karl war an Literatur, Wissenschaft und der römischen Reichsidee interessiert. Im ausgehenden 8. Jahrhundert wusste man nur wenig über die Römer und Griechen vergangener Jahrtausende. Karl der Große war ein Eroberer und sah sich bald als neuer Kaiser Europas, als ein solcher hatte er auch die Pflicht, sich zu repräsentieren. Die Infrastruktur des Frankenreiches war nicht so gut ausgebaut wie die Ostroms, doch Brot und Spiele konnte der Kaiser organisieren. Als Wanderkaiser waren auch die Hofgladiatoren gezwungen, ihm zu folgen und dann seinen Launen folgend Schauspiele aufzuführen. Die Karolinger waren an Heldenepen, aber auch Blutvergießen interessiert.
Sachsenschwerter

Schwerter, wie sie die Sachsen benutzen, waren am Hofe Karls bei den Gladiatoren beliebt, denn der Hofstaat sah gerne zu, wie zwei Sachsen sich bekämpften

Gekämpft wurde meistens bis Blut floss, danach wurde der Kampf beendet und ein Medicus versorgte beide Streiter. Auf Wunsch wurde bis zum Tode gekämpft, was aber eine tiefere Börse des Auftraggebers verlangte. Gladiatoren im frühen 9. Jahrhundert, die das Glück hatten, für den Kaiser, seinen Hofstaat oder die Bürger der Residenzstadt zu kämpfen, waren wohlhabend. Allerdings erließ der Kaiser einige Regelungen, was den Gladiatorensport angeht. Der Gladiator des Jahres 800 musste ein freier Mann sein und sein Handwerk eine gewisse Zeit bei einem erfahrenen Gladiator erlernt haben. Er durfte sich in der Öffentlichkeit nicht als Gladiator zu erkennen geben und durfte nur durch einen Helm/Maske maskiert antreten, man trug Künstlernamen. Dies bot den Kämpfern Schutz, denn einige Wandergladiatoren, die auf Jahrmärkten gegen mutige Herausforderer kämpften, wurden von Familienangehörigen ihrer Opfer ermordet. Bis zu dieser Reform war man als einzelner Wandergladiator, der sein Können auf dem Dorfplatz zeigte, quasi schutzlos ausgeliefert. Auch zu Karls Zeiten galt; je besser der Kämpfer, desto prunkvoller die Ausrüstung. Fränkische Adelige rüsteten ihre Champions mit fantastischen Helmen und Waffen aus. Es gab zumindestens im Frankenreich keine Vorschriften und die alten römischen Gladiatorengattungen wurden unmodern. Neue Kämpfertypen kamen auf wie der Sarazene (Sarazin), der Sachse (Saxon) oder der Nordmann (Waräger). Der Fantasie war im Frühmittelalter keine Grenze gesetzt, trotzdem versuchte insbesonders die Hofgladiatorenschule die alten Regeln und Waffen zu nutzen und wiederzubeleben. Es gab eigene Schmiede, die sich auf Gladiatorenhelme und Ausrüstung wie aus der Römerzeit spezialisierten. Eine weitere Anforderung an den Spitzengladiator war Geschichts- und Allgemeinwissen. Ähnlich wie ein Schauspieler wurden an ihn Bitten herangetragen, er möge doch Zweikämpfe der Antike oder der jüngeren Vergangenheit nachspielen (Sachsenkämpfe waren enorm gefragt). Am Hofe und darüber hinaus bestand ein weitgefasstes Interesse an solchen Rollenspielen. 796 wurde in Worms eine Schule für künftige Gladiatoren eröffnet, die Schüler erhielten eine humanistische Ausbildung und Nahkampftraining. Dort konnten Eltern ihre Kinder abgeben, sie wurden dann verpflegt und ausgebildet. Die Schüler mussten ihre Familienbande abreißen, denn sie mussten ihre Identität ja geheimhalten. Diese Schule existierte bis zur Teilung des Reiches 843 und brachte einige sehr gelehrte und gut trainierte Kämpfer hervor. Leider endete mit Karls Tod 814 diese kurze Renaissance wieder. Das Karolingerreich zerbrach auch bald und wurde geteilt. Die Gladiatoren späterer Jahrhunderte sahen in Karl dem Großen ihren Schutzpatron und verehren ihn.

815/1000 - Gladiatoren im Frühmittelalter:[]

FrühmittelalterfrenkGladiator

Junger Mann bei Mittelalterfest posiert als karolingischer Gladiator des 10. Jahrhunderts, stolz trägt er seine Ausrüstung, lediglich der Helm ähnelt dem eines römischen Gladiators, Aachen 2017

Die karolingische Gladiatorenregelung war noch lange nach Karl weiter in Gebrauch. Worms als Ausbildungszentrum für junge Gladiatoren zog das Publikum an. Obwohl die kaiserliche Gladiatorenschule 843 aufgelassen wurde, konnte sich in der Stadt eine neue Ausbildungsstätte bilden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Worms als erste mittelalterliche Stadt ein neues Amphitheater bauen ließ, welches zu Ostern 953
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Worms als karolingische Hauptstadt der Gladiatoren, das 953 erbaute Amphitheater neben dem im 12. Jahrhundert erbauten Dom, Bild zeigt Worms im Spätmittelalter

eröffnet wurde. Die Kirche war nicht sehr begeistert, dass sich dieser Schandfleck im Stadtzentrum nahe der Kirche befand. Die kleine Kirche musste im 12. Jahrhundert jedoch dem Dom zu Worms weichen. Das gesamte Frühmittelalter hinweg gab es jedoch ernsthafte Klagen, wonach das Amphitheater häufiger besucht werde als die Messe und man wünschte sich einen Dom. Im 9. Jahrhundert, auch bereits vor der Teilung des Frankenreiches, waren Wandergladiatoren verschwunden. Schon Karl der Große wollte die Qualität der Kämpfe durch seine Schule verbessern, denn Wandergladiatoren wurden oft als Zigeuner und Halsabschneider gesehen. Der schlecht ausgerüstete Wandergladiator hatte auch in Zeiten des Feudalismus im Frühmittelalter kaum Chancen, Geld zu verdienen. Bauern hatten lediglich Naturalien und diese mussten sie an die fränkischen Lehnsherren abgeben. Karls Vorstellung eines urbanen Gladiatorenberufs wurde nun Wirklichkeit. Dass sich Worms ein Amphitheater leistete, hatte auch auf andere Städte Auswirkungen. Bürgermeister, Landesherren und der Adel wollten ihr Image durch kleinere Spiele aufbessern. Im Königreich Burgund, im Westfrankenreich und überall entstanden Spielorte. Der Ritterstand war noch nicht so ausgebildet, es gab noch keine Ritterspiele. Ein Amphitheater leisteten sich die wenigsten, jedoch wurden Tribünen aus Holz aufgebaut. Beliebteste Disziplin der „karolingischen Gladiatoren“ war der Brückenkampf. Ein Gladiator mit Dreizack, der Pontarius, verteidigte sich gegen zwei Saxon, die versuchten, ihn von einer erhöhten Plattform zu zerren. Da die Spiele meistens auf Tote verzichteten, konnten Gladiatoren solche Schauspiele öfter geben und das mit wechselnden Rollen. Die Spiele in Städten und Marktgemeinden durften aber nur an Feiertagen und Markttagen abgehalten werden, auch die Kämpfer hatten sich an christliche Sitten zu halten. Sonntage waren Tabutage. Das Reisen war im Frühmittelalter schwierig, Europa war von dichten Wäldern überwuchert. So kamen auch Gladiatoren nur selten aus ihrer Stadt, doch wenn sie doch einmal neue Spielarten aus anderen Ländern einstudierten, war dies ein Volksfest. Auch nachdem die Karolinger langsam an Einfluss verloren hatten und 987 das Königreich Frankreich entstand, blieben die karolingischen Einflüsse im Gladiatorensport bestehen. Ende des 10. Jahrhunderts hatte jede größere Stadt ein „Gladiatorenhaus“. In diesem Haus lebten und trainierten die Athleten. In einigen Gladiatorenhäusern gab es Bäder, doch waren diese auch als Bordelle verschrien. Im aufkeimenden Hochmittelalter kam ein weiterer Aspekt des städtischen Lebens hinzu; die Zunft. Der Gladiatorenberuf wurde zum Handwerk und damit eine Zunft.

1000/1400 - Der Gladiator als Zunftmitglied:[]

Im Hochmittelalter ab 1050 entstanden langsam das Zunftwesen und die Gilden. Eine der ältesten Zünfte war die Fischer- und Schiffer-Zunft in Frankfurt, welche 995 gegründet wurde. Die Gilden gehörten zum Alltag des hochmittelalterlichen Ständestaates, insbesondere in Deutschland. Die Führung im Ständestaat übernahmen Adel und Klerus, dann kam der Bürger, der Handwerker (wozu Gladiatoren zählten) und zuletzt die leibeigenen Bauern. Dass Gladiatoren eine eigene Zunft bildeten, liegt einer Legende zufolge an einem einzigen Mann; Ulrich dem Bullen von Worms. Ulrich war ein Meistergladiator in Worms, der es in seiner aktiven Zeit schaffte, selbst am Hofe des römisch-deutschen Königs Konrad II. zu kämpfen. Ulrich war der unangefochtene „Bulle von Worms“, was daran lag, dass er ein Muskelberg mit „Stiernacken“ war. In den 1020ern leitete Ulrich das Gladiatorenhaus von Worms, dabei bediente er sich oft unlauterer Mittel. Man kann Ulrich als einen mittelalterlichen Mafiaboss bezeichnen, der die städtische Unterhaltung in seine Hände bekommen wollte. Bei Festivitäten kassierte Ulrich nicht nur bei seinen Auftraggebern ab, er nötigte auch das Gauklervolk und die Stadtdirnen, ihm einen Anteil abzugeben. Als Geschäftsmann, der er war, wollte er auch die Konkurrenz bestehend aus Schaustellern, die ebenfalls Kämpfe aufführten, ausstechen. In seiner Stadt durften nur Gladiatoren aus dem Gladiatorenhaus Schaukämpfe ausrichten, dahergelaufene Amateure wurden zusammengeschlagen. Worms war immer wieder Residenzstadt der römisch-deutschen Kaiser, mit Beziehungen und Bestechungsgeld XXten die Gladiatoren von Worms im Jahre 1028, den Status einer Zunft zu erhalten. Die Gladiatorengilde von Worms war nun die erste, die Wettkämpfer ausbilden und Meisterbriefe aushändigen durfte.
ZunftschildGladiator

Gladiatorenhäuser mussten im Hochmittelalter gekennzeichnet sein, der Beruf war eigentlich kein Handwerk, jedoch nannte man die Ausbildung Lehre, es gab Gesellen und Meister. Dieser vergoldete Helm stammt aus Paris 16. Jahrhundert des „Original römisches Gladiatorenhaus zum Goldenen Helm“

Im Laufe der nächsten 300 Jahre entstanden in ganz Europa Zunfthäuser, zuletzt 1300 in London. Um sich jedoch Gildenhaus zu nennen, musste ein Gladiatorenhaus einige Bedingungen erfüllen. Das Gladiatorenhaus war nun eher ein Gebäudekomplex, Ulrichs Haus hatte um 1030 etwa 40 Kämpfer. Im 13. Jahrhundert waren solche Häuser bereits weit geräumiger mit bis zu 100 Gladiatoren. Ein Gladiatorenhaus musste über einen Gästebereich verfügen, um intern Kämpfe ausrichten zu können. Dazu gehörte eine Schank, eine Art Arena aus Holz und Räumlichkeiten, die man als Bordell bezeichnen könnte. Jedem Gildenhaus stand ein Hauspatriarch vor, Frauen (also Gladiatrix) waren nicht erlaubt. Die Gladiatorenzunft war nicht ehrenwert, denn zu den darin angebotenen Unterhaltungen gehörten auch Unzucht und feuchtfröhliche Gelage. Im Hochmittelalter hieß es sogar, dass Gladiatoren von reichen Damen für Schäferstündchen gebucht wurden.
800px-Codex Manesse (Herzog) von Anhalt

Ritter im wilden Kampf beim Turnai, während solcher Veranstaltungen stand der Ritter im Mittelpunkt, Gladiatoren durften als Nebenattraktion nicht fehlen, Darstellung 1300

Um Gladiator zu werden, musste man sich einer langjährigen Ausbildung unterziehen, meist waren dies Anwärter aus Waisenhäusern. Ähnlich wie bei Handwerkern musste ein Geselle für ein Jahr auf Wanderschaft gehen, dieses Jahr war entscheidend. Er besuchte dazu andere Städte und sprach beim Hauspatriarchen um eine Stelle vor. Als Auszubildender auf Wanderschaft bestand die Meisterprüfung meistens aus einem Kampf um Leben und Tod. Der Überlebende erhielt einen Meisterbrief und konnte in einem Gladiatorenhaus seiner Wahl anheuern. Im 13. Jahrhundert hatten größere Städte meistens mehr als ein Gladiatorenhaus, dann kam es zu starker Rivalität und Todeskämpfen. Es war auch die Zeit der ritterlichen Zusammenkünfte und Kavallerieübungen. Die in der Frankenzeit entstandenen Buhurte wurden zu Konkurrenz der Gladiatorenspiele. Berittene Ritter versuchten sich im spontan angesetzten Buhurt gegenseitig auszustechen. Es war für Gladiatoren im 13. Jahrhundert schwieriger geworden, sich gegen die Ritterkultur zu emanzipieren. Das ritterliche Tournier, der Tjost und das überaus wilde französische Turnai boten eher am Rande auch Gladiatorenspiele an.
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Der ritterliche Zweikampf galt als edel, der Gladiator hingegen als unter der Würde eines Ritters, Ritterrüstungen waren dem Gladiator daher verboten. Duell in Venedig 14. Jhdt.

Gladiatorenzünften gelang es, sich erfolgreich bei Tournieren zu etablieren, wobei jedoch immer die Ritter den Mittelpunkt bildeten. Gladiatoren durften keine Plattenharnische oder Breitschwerter tragen, auch war ihnen das Tragen von blanken Klingen untersagt. Ihre Ausrüstung mussten sie verpackt mit sich führen. So blieb das Gladiatorenhaus weiterhin ein Anziehungspunkt für etwas zwielichtigere und nicht so sehr öffentliche Aufführungen. Gladiatoren durften nur heiraten, wenn sie ihren Beruf an den Nagel hängten oder sich lediglich als Ausbilder betätigten. Zeitweilig hatten Gladiatoren auch Scharfrichteraufgaben, so blieb das karolingische  Gebot, anonym und daher maskiert zu bleiben, bestehen. Als Zunftmitglied waren Gladiatoren an einen komplexen Kodex gebunden, der faire Kämpfe und Verschwiegenheit garantierte. Zumeist gaben sie auch Fechtuntericht, in Deutschland waren solche Fechtmeister als Gladiatores bekannt. Gladiatoren und Rittertourniere standen bereits im 12. Jahrhundert auf der Abschussliste des Klerus, denn Tote und Verletzte galten als unchristlich. Um ihren Ruf als Raufbolde loszuwerden, zogen auch Gladiatoren in den Ersten Kreuzzug (1096-1099). Damit wollten sich viele von ihrem sündhaften Leben freisprechen. Kreuzzüge hatten aber nicht nur positive Auswirkungen auf die Gladiatorenzunft. Der Vierte Kreuzzug (1202-1204) gegen Konstantinopel führte dazu, dass die Wagenrennen im Hippodrom immer seltener wurden. Die Gladiatorengattung des wagenlenkenden Essedarius geriet immer mehr in die Bedeutungslosigkeit. Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken hörte die Gladiatorenzunft von Konstantinopel auf zu existieren. (Siehe Islam und Gladiatorenspiele) Während die Gladiatorengilden des Heiligen Römischen Reiches, Reichsitaliens und Frankreichs erstarkten, fanden sie in Byzanz ihren Tiefpunkt.

1400/1527 - Der Renaissance-Gladiator:[]

„Sodom ist, wo der Gladiator ist!“

Martin Luther

Die Renaissance oder auch Wiedergeburt der antiken Errungenschaften begann in Italien etwa Ende des 14. Jahrhunderts. Während Italien in der Renaissance erblühte, waren große Teile Europas noch stark mittelalterlich geprägt. Die Verstädterung des Spätmittelalters und die daraus resultierende Emanzipation des Bürgertums führten besonders in den italienischen Stadtrepubliken zu Wohlstand und Wissbegierde. Venedig, Florenz, Pisa und Genua waren die Zentren des neuen Zeitalters. Rom hingegen war ein Ort der kirchlichen Macht und Ohnmacht, da immer wieder durch Kriege mit den Nachbarn aus Frankreich zurückgeworfen. Um 1400 war die katholische Kirche durch ein Schisma geteilt. In Rom und im französischen Avignon residierten bis 1423 sich gegenseitig ablehnende Päpste. Diese Zeit war daher auch durch den Bruch im Katholizismus gekennzeichnet. Es entstanden neue Kathedralen, die Gott preisen sollten, aber auch die Bürger forderten ihre Rechte ein. Der Ablasshandel trieb irrsinnige Blüten, man konnte sich das Himmelreich käuflich erwerben und finanzierte den immer ausschweifender werdenden Lebensstil der Kirchenfürsten. Der Frühkapitalismus in Form von Kredithäusern entstand. Kaiser und Könige standen nun bei den Fuggern oder der Medici-Bank in der Kreide. Schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts zweifelte der böhmische Theologe Jan Hus die katholische Kirche an.  Tatsächlich hatten sich die Bischöfe von Rom versündigt. Sie gehörten ebenso wie die Bürger und der Adel zu den Gästen der Gladiatorenhäuser oder in Worms des Amphitheaters. Der Klerus nutzte meist eigens eingerichtete Geheimgänge, um unbemerkt Besuche zu machen. Die Renaissancemenschen waren auch an der antiken Geschichte des Gladiatorensports interessiert. Bis in das 15. Jahrhundert waren die Kostüme und Ausrüstungsgegenstände italienischer Gladiatoren mittelalterlich geprägt.
DerHeiligeGladiator1445Uffizien

Das Bildnis "Der Heilige Gladiator" ist wahrscheinlich eine Kritik am Papsttum und überlebte die Inquisition. Heute ist es in der Uffizien-Sammlung Florenz zu sehen, wer es geschaffen hat, bleibt unklar.

Man konnte erkennen, dass es sich nicht um antike Gladiatoren handelte, da sie teilweise in mittelalterlicher Straßenkleidung antraten, da Nacktheit in der Öffentlichkeit unerwünscht war. Um das Jahr 1430 war im Stadtstaat Florenz aber eine neue Art Gladiator zu sehen, er zeigte sich im Lendenschurz und benutzte Replika von römischen Kurzschwertern. Diese Gladiatoren mussten nicht nur gut kämpfen, sondern auch gut aussehen, dazu wurden sie eingeölt, um ihre Muskeln zur Geltung zu bringen, ein Luxus, den sich nur die reichen italienischen Gladiatorenhäuser in Handelshochburgen erlauben konnten. Kritik an der Kirche und ihren Kontakten zu Gladiatorenhäusern gab es zuhauf, so entstand um 1450 das Bild „Der Heilige Gladiator“
Portrait rodrigo borgia 1431 hi

Rodrigo Borgia (Papst Alexander VI.) war ein Kirchenfürst, der heimlich eine Gladiatorengilde finanzierte und Morde in Auftrag gab † 1503

Dieses Werk zeigte einen Gladiator, der umringt von einem Papst, einem weiteren Kämpfer, und Klerikern begutachtet wurde. Das Bild wechselte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die Besitzer und stand auf dem Index der Inquisition, erst 1867 wurde bewiesen, dass es tatsächlich existiert, nachdem es bei einem britischen Kunsthändler auftauchte. Seit 1903 befindet sich das Bild wieder in Italien und ist in den Uffizien in Florenz zu bestaunen. Die Lasterhöhle Gladiatorenhaus wurde nun immer öfter von Päpsten aufgesucht, die dort römischen Orgien beiwohnten. Man wollte authentisch wirken, so gaben sich die Gladiatorenhäuser Italiens und bald auch Frankreichs Namen wie „Original römisches Gladiatorenhaus zum Goldenen Helm“ (Paris 1513)
Koloseum1509

Das Kolosseum als Studienobjekt für Architekten, man fragte sich, ob es möglich ist, es zu restaurieren oder gar nachzubauen, Darstellung 1509

Es entstand ein römisches Regelwerk, welches sich von Florenz aus bis Mitte des 16. Jahrhunderts im gesamten Abendland ausbreitete. (Ausnahme England, siehe Hier) Der Vatikan hielt seine Hand oft schützend über die Gladiatorenzunft, so zum Beispiel Alexander VI., das Oberhaupt des Borgia-Klans. Alexander finanzierte das römische Gladiatorenhaus „zum stoßkräftigen Legionär“, um sich die Dienste der dortigen Gladiatoren in Schaukämpfen oder als Meuchelmörder zu sichern. Auch der Name des Hauses hatte einen zweideutigen Beigeschmack. Schon immer hatten Gladiatoren solche düsteren Nebenjobs, doch die Borgia bauten quasi eine Gladiatoren-Privatarmee auf. Gladiatorenpatriarchen Italiens kamen damit selbst zu Einfluss und Macht, jedoch nur als Strippenzieher aus dem Dunklen heraus, offiziell blieben sie ein verachtetes Gewerbe. Viele Gladiatorenhäuser erwarben Pauschalsündenablässe, da sie das unzüchtige Treiben des Klerus deckten und so ihre eigenen Sünden und vor allem Todesopfer vor Gott unter den Teppich kehrten. In der Renaissance besannen sich Architekten oft der Baukunst der Römer. 1436 wurde die Kathedrale von Florenz geweiht, ein Meisterwerk des Kuppelbaus. Doch auch das Kolosseum in Rom hatte es den Baumeistern angetan. Das Amphitheater in Worms war im Vergleich zum Kolosseum ein einfacher Bau. Eine Arena, die mit Rampen, Aufzügen und einer Möglichkeit sie zu Fluten ausgerüstet war, blieb für die Architekten ein anzustrebendes Ziel. Bereits im 14. Jahrhundert fanden Vermessungsarbeiten statt, die das Ziel hatten, die Möglichkeit einer Restauration auszuloten. Allerdings standen einer theoretischen Wiedereröffnung immer die Kirche im Weg. In diesem neuen Zeitalter der Renaissance fanden jedoch auch bisher als abwegig bewertete Wiedereröffnungspläne durchaus Anhängerschaft. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts sah es fast so aus, als würden sich die nötigen Geldmittel für den Wiederaufbau finden. Dies wurde jedoch durch die Plünderung Roms 1527 durch die Söldner Kaiser Karls V. unterbunden. Danach ließ man Restaurationspläne über Jahrhunderte bis in die 1920er Jahre fallen. (Wiederaufbau des Kolosseums Siehe hier) Zu den prominentesten Befürwortern des Wiederaufbaus gehörte Leonardo Da Vinci. Da Vinci skizzierte einige Flaschenzug- und Zahnradsysteme und entwarf 1511 mechanische Attraktionen für ein künftiges High Tech-Kolosseum. Er malte nicht nur die Mona Lisa, sondern auch einen nackten Gladiator, den Brutus. Nicht nur da Vinci war ein Befürworter der Gladiatorenzunft, auch der politische Philosoph Niccolò Machiavelli widmete den Gladiatoren und dem Kolosseum ein 27. Kapitel in seinem Werk „Der Fürst“.

Der ideale Fürst wird gefürchtet und nicht geliebt, er gibt seinen Untergebenen aber auch Spiele, die seine Grausamkeit lobenswert verherrlichen. Der ideale Fürst hat keine Scheu, Gladiatoren und ihr Blut zu opfern und zeigt der Welt so, dass er Leben nimmt und Brot gibt! Eine Arena, welche den Fürsten verherrlicht, ist eine Arena der Grausamkeiten.

Niccolò Machiavelli, Der Fürst aus dem 27. Kapitel

1453/1570 - Der Islam und Gladiatorenspiele:

Die islamische Glaubensgemeinschaft rühmt sich heutzutage, nie etwas von Gladiatorenkämpfen gehalten zu haben und stets jede Art unnötigen Blutvergießens abgelehnt zu haben. Der Islam ist wie das Christentum und Judentum eine monotheistische Religion, in der Mord als Sünde angesehen wird. Es gibt jedoch Ausnahmen, etwa den Heiligen Krieg Dschihad. Doch gerade in jüngeren Tagen ist das Gladiatorenspiel in den Palästen und im Harem wieder von Historikern beleuchtet worden. Zu jedem Zeitpunkt ließen sich die moslemischen Herrscher des Morgenlandes von Schaukämpfen erfreuen. Schon im Frühmittelalter besuchte der Prophet Mohammed Gladiatorenkämpfe in Bagdad. Der große Unterschied zu den in Europa und Byzanz bekannten Gladiatoren war, dass sie in Arabien und Kleinasien lediglich hinter verschlossenen Türen ihrem blutigen Handwerk nachgingen. Im Osmanischen Reich waren Schaukämpfe bereits seit Jahrzehnten beliebt fanden aber meist im Harem statt. Das normale Volk durfte sich solche Kämpfe nicht ansehen. Türkische Gladiatoren waren immer kastrierte Sklaven, nur die wenigsten überlebten diese Prozedur. 1453 war für das Abendland und Konstantinopel ein Schreckensjahr, die einst mächtige Stadt fiel in die Hände der Osmanen. Am 29. Mai 1453 kam es zum Fall der Mauern, die türkischen Elitekämpfer der Janitscharen metzelten anfangs hemmungslos die Bevölkerung nieder, ehe die Verteidiger aufgaben. Nur zwei Stadtviertel blieben verschont, da sich die dortigen Bewohner schon frühzeitig ergaben. In Konstantinopel gab es drei große Gladiatorenhäuser, von denen zwei bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurden.
Ruins of the Hippodrome

Die Ruinen des Hippodroms in Konstantinopel, die Türken ließen diesen Ort der Wagenrennen und Wagengladiatoren total verfallen, Bild 1580

Ein Gladiatorenpatriarch, welcher sich den moslemischen Eindringlingen ergab, erfuhr schließlich „Gnade“ durch Sultan Mehmed II. Er und seine Gladiatoren, die sich ergaben, wurden vor die Wahl gestellt, zum Islam zu konvertieren, kastriert zu werden und dem Sultan als Palastgladiatoren zu dienen. Über 70 Mann wählten den Tod, lediglich 3 nahmen das Angebot an. Von den drei Männern überlebte lediglich einer die Entmannung und wurde in den nächsten Jahren zum Palastchampion des Sultans. Bekehrte byzantinische Gladiatoren galten bei den Osmanen als Elite. Ähnlich wie bei den Janitscharen handelt es sich bei den meisten Gladiatoren im Osmanischen Reich um Konvertiten.
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Waffensammlung der osmanischen Gladiatoren im Topkapı-Palast, Istanbul 2018

Von Wagenrennen hielten die Eroberer jedoch wenig, sie waren zwar an edlen Pferden interessiert, ließen aber das Hippodrom verfallen. Für die islamischen Herrscher waren Todeskämpfe, wie sie von den Byzantinern auch bei Wagenrennen betrieben wurden, ein Frevel gegen Allah. Janitscharen plünderten und zerschlugen die Monumente im Hippodrom, so brachen sie die Köpfe der Schlangensäule ab. Trotz des Zorns der Janitscharen wurde das Hippodrom niemals überbaut und gilt heute als Weltkulturerbe. Die Doppelmoral der osmanischen Herren forderte zwar, die öffentlichen Spiele abzuschaffen, jedoch starben hinter Palastmauern Hunderte Kämpfer.
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Sultan Selim II. der Trunkenbold, ein schwacher Herrscher, der sich von seiner Frau die Gladiatorenkämpfe verbieten ließ † 1574

Gekämpft wurde mit traditionellen Waffen des Morgenlandes, Krummschwert, Dolch, Axt und Speer. Diese äußerst prunkvoll ausgeführten Mordwerkzeuge zieren auch heute noch die Wände des Topkapı-Palast in Istanbul. Die Islamische Welt entwickelte bereits im 14. Jahrhundert eine neue Art von Gladiatorenarena, „Die Blutbecken“. Dies waren leere Becken, die oft mit feinstem Marmor gepflastert Schauplatz für blutige Kämpfe darstellten. War der Kampf zu Ende, so flutete man die Becken, und spülte so das Blut hinweg. Dies war eine effiziente Methode, die Arena schnell zu säubern, ein kompliziertes Rohrsystem beförderte die Leichen in den Bosporus. Ihren Niedergang hatten die Schaukämpfe im Palast durch die Weiberherrschaft. Sultan Selim II. der Trunkenbold lebte hauptsächlich in seinem Harem, wo er sich von seinen Frauen bezirzen und den Gladiatoren belustigen ließ. Der Sultan heiratete jedoch 1545 die venezianische Adlige Cecilia. Sie regierte anstelle des Sultans und sorgte 1570 dafür, dass die blutigen Schauspiele im Harem endeten. Obwohl der Gladiatorenkampf nun auch dem Adel und Würdenträgern verboten war, gab es ihn innerhalb des Osmanischen Reiches weiterhin. Auch in anderen islamischen Ländern war der Gladiatorenkampf beliebt, im nordafrikanischen Marokko starb der letzte Gladiator 1973.

1510/1600 - Die englische Schule:

Im 16. Jahrhundert entstand in England eine neue Art von Gladiatorendisziplin, welche sich auf die damals neuartige Waffe des Degens spezialisierte. Die englische Schule konnte sich gegen die staatliche Bevormundung und diverse Verbote durchsetzen und entwickelte eine sehr verspielte und an britischen Theatern weitverbreitete Art des unblutigen Schaukampfes.  England war, was die Fechtkunst und Gladiatorenspiele anging, etwas rückständig. Die erste Gladiatorengilde entstand erst 1300 in London, dort besann man sich lange der mittelalterlichen Kampfkünste. Im England der Plantagenêts und damit bereits im Angevinischen Reich (bis Mitte 13. Jhdt.) waren karolingische Gladiatoren gern gesehen. Seit Ende der Rosenkriege 1485 wird das Land von den Tudorkönigen regiert. Schon König Heinrich VIII. führte nach seiner Heirat mit Katharina von Aragon 1510 neue Sitten seiner privaten Gladiatoren ein. Der englische Hof sollte sich zu einem modernen Renaissancehof entwickeln, der einer Prinzessin aus Spanien angemessen schien. Der König ließ Fechtlehrer aus Italien und dem verbündeten Spanien kommen, welche die veraltete Hofgladiatorenschule modernisieren sollten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kamen daher immer neue Spielarten der Fechtkunst an den Hof. Der neuen Waffe des Rapier (Degen) wurde bald auch verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Fechtbücher aus Italien sollten ab den 1550er Jahren zur Bildung einer neuen Gladiatorendisziplin führen, der englischen Schule. Inspiriert durch das 1553 in Italien erschienene Fechtbuch Camilo Agippas "Tratto di scientia d´arme" nutzten die Hofgladiatoren nicht mehr Hieb-, sondern Stoßwaffen wie das Rapier.

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Gladiator übt den Fechtkampf mit dem Degen, die Edelmänner Englands bevorzugten solche Fecht-Gladiatoren der „englischen Schule“

Denn das Italien der Spätrenaissance galt als Heimat des modernen Fechtkampfes. Zu Zeiten Königin Elisabeths I. ab 1558 war die englische Schule voll entwickelt und diente auch dem Adel als Vorbild für höfische Duelle.

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William Cecil, 1. Baron Burghley, bedeutender Staatsmann unter Elisabeth, liebäugelte mit den Puritanern und sorgte dafür, dass Gladiatoren aus der Öffentlichkeit verbannt wurden † 1598

Englische Gladiatoren kämpften zwar wie der Renaissance-Gladiator im Lendenschurtz oder Pluderhosen, hatten aber Spezialhelme für das Stoßfechten entwickelt. Englische Gladiatorenhelme mussten leicht sein und durften die Beweglichkeit des Fechters nicht einschränken, das Gesicht durfte nicht verletzt werden, der Mann dahinter musste anonym bleiben.

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Macbeth-Aufführung von William Shakespeare 2014 in London, zwei Gladiatoren englischer Schule zeigen einen Fechtkampf

Daher war das bevorzugte Material Leder, welches eine Fechtkappe bildete. Junge Adelige entschieden sich meist, einen englischen Gladiator als Fechtlehrer anzuheuern, um sich mit der hohen Kunst des Stoßfechtens vertraut zu machen. Elisabeths Vater Heinrich hatte sich 1534 mit der Gründung der Kirche von England von Rom losgesagt, dies war der Beginn eines Prozesses, der zu einer Protestantischen Reformation führte. In der zweiten Hälfte des selben Jahrhunderts entstand der protestantische Puritanismus (von „Reinigung“ engl.; purification) Die Puritaner waren eine starrköpfige Glaubensgemeinschaft, die ab dem 17. Jahrhundert immer häufiger das Land verließ, um sich in der Neuen Welt in Neu England anzusiedeln. (mehr zur Neuen Welt hier.) Im Elisabethanischen Zeitalter (1558-1603) gelang es einigen Puritanern trotzdem an politischen Einfluss zu kommen und sich so wertvoller Verbündeter zu versichern. Wie einst Martin Luther standen die puritanischen Bürger Englands den Gladiatorenspielen feindselig gegenüber. Der Königin stand ihr langjähriger Berater William Cecil, 1. Baron Burghley zu Seite. Cecil, der maßgeblich an der fortwährenden Ablehnung des römischen Papsttums beteiligt war, sah in den Puritanern einige erstrebenswerte Eigenschaften. Für ihn war der Katholizismus mehr eine politische Gefahr als eine religiöse, besonders in Anbetracht der Katholiken Schottlands und des Königreichs. Das 16. Jahrhundert brachte auch die englische Renaissance, eine Zeit der Abkehr vom Katholizismus, so entstand eine säkularisierte Form des Theaters. Bisher hatten Schauspieler die Aufgabe, Passionsspiele und christliche Themen aufzuführen, das Elisabethanische Theater (1558-1625) war neu und aufregend. Komödien, Tragödien und frivole Lustspiele prägten dieses neue englische Theater. Elisabeth und der Hof waren von solchen Aufführungen angetan, ein Grund, weshalb die streng gläubigen Puritaner es nicht vollständig ausmerzen konnten. Gladiatoren durften auch nicht so ohne weiteres auftreten, da William Cecil ihre Zunft als zu barbarisch ablehnte und sich für ein Öffentlichkeitsverbot stark machte. Für viele Zeitgenossen waren Lustbarkeiten wie Theater und Schaukämpfe frevlerisch, und man forderte die Rückkehr der frommen Passionsspiele und bußfertigen Christen. So kamen einige Gladiatoren auf die Idee, ihre Künste im Theater zu zeigen, wobei sie unmaskiert unter ihren eigenen Namen auftraten. Das szenische Fechten war in Theaterstücken sehr gefragt, ein kleiner Kampf konnte die Besucherzahlen steigern. Auch schlechte Stücke hatten durch die neuen Profikämpfe plötzlich Chance, zu Publikumsmagneten zu werden. Die Gladiatoren gingen jedoch noch weiter und versuchten, Darsteller des Theaters herauszumobben, die selbst ihre Kämpfe choreographierten. Einige hervorragende Schauspieler gingen deshalb in den Ruhestand und überließen die Bühnendarstellung den eher mäßig guten Gladiatorendarstellern. Die Zeiten änderten sich jedoch sehr schnell, als auch die Gladiatoren der englischen Schule bessere Schauspieler abgaben und so das Theater erblühte. Doch mit Todeskämpfen war Schluss, William Shakespeares Theatergruppe umfasste in den 1590er Jahren neben Schauspielern auch einige Gladiatoren, welche sogar durch ihre Zunftzugehörigkeit im klassischen Theater ausgebildet waren. Das Theater war nun action-lastiger, zeitweise düster und es floss reichlich Kunstblut (Rote Stofffetzen). Es gelang William Cecil niemals, die Gladiatoren und das Theater zu besiegen. In unserer Zeit sind Gladiatoren der englischen Schule immer noch Spezialisten, wenn es darum geht, das Elisabethanische Theater zu zelebrieren.

1575/1650 - Memento mori und das „faire" Rechtssystem:[]

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom höchsten Gott, Heut wetzt er das Messer,
Es schneidt schon viel besser Bald wird er drein schneiden, Wir müssens nur leiden. Hüte dich schöns Blümelein!

Strophe aus Des Knaben Wunderhorn 1637

Das Barockzeitalter (ab 1575) trieb als Teil der frühen Neuzeit einige seltsame Blüten. Den Menschen dieser Ära ging es nicht sonderlich besser als im Mittelalter, noch war man durch die neuen Erkenntnisse der Renaissance dem Paradies näher gekommen. Ganz im Gegenteil, Kriege wie der 30-jährige (1618-1648) und die Pest (z.B. 1666 in London) raffen Millionen dahin. Das Mittelalter ist endgültig vorbei, die neue Idee des Zentralismus stärkt die Kronen und führte so zum Absolutismus. Glaubensstreitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten, Hexenprozesse und ein brutales Justizsystem machen dem Menschen das Leben schwer. Man besann sich so auf die alte Weisheit, wonach der Mensch sterblich sei; Memento mori! Adel und Klerus verfielen diesem zwar nicht neuen, aber dafür für das Barockzeitalter aufgefrischten Gedanken, sich der Anwesenheit des Todes auch in der Kunst gewahr zu bleiben. Ob in Schlössern oder einfachen Kapellen, überall schmückte man

Vanitas

Memento mori (lat. ‚Sei dir der Sterblichkeit bewusst‘) im 17. Jhdt. war der Tod allgegenwärtig. Totenköpfe erinnerten den Menschen, dass er vergehen muss, Bild von 1650

Prachtbauten mit Totenschädeln und Bildnissen des „Schnitters“. Es war nicht verwunderlich, dass die Kunst solche morbiden Züge annahm, denn überall, wo man sich hinbewegte, konnte der Tod in der einen oder anderen Form lauern. Viele Untertanen benutzten kleine Betrachtungssärglein, um auf meditative Art ihre Vergänglichkeit zu erkennen. 

Gerichtskampf

Ein Gerichtskampf 1544, solche Kämpfe wurden im 17. Jhdt. wieder populär

Das Frankreich Ludwig XIII. (1610-1643) gilt als Paradebeispiel für den modernen Staat im 17. Jahrhundert und damit auch zum Kulturträger der fast schon kultisch verehrten propagierten Vergänglichkeit des Sterblichen. Ludwig führte etwas ein, das beispiellos seit den Römern war, er reformierte die Justiz und gab dem französischen Volk wieder Brot und Spiele. Die Gladiatoren hatten bald einen höheren Stellenwert, denn nun waren sie wieder Scharfrichter. Wie Gevatter Tod erhielten Gerichtsgladiatoren den Spitznamen Schnitter. Das stark an dem Katholizismus haftende Frankreich ließ wieder das Gottesurteil zu, welches durch Gladiatoren vollstreckt wurde. Jeder freie Bürger durfte einen Degen tragen und war damit wehrhaft, hatte er sich eines Kapitalverbrechens schuldig gemacht, erwartete ihn ein Gerichtsverfahren. Schuldig gesprochene französische Bürger hatten nun zwei Möglichkeiten, das Urteil anzunehmen und exekutiert zu werden oder vor den Gerichtsgladiator zu treten.

TodPestilenz1618

Flugblatt von deutschen Lutheranern herausgebracht, um 1618 "Von dem Sterben und der Pestilenz". Solche Druckwerke sollten die Menschen von Gladiatorenspielen abbringen, hier zeigt sich der Tod als feixender Gladiator,

Meist waren die Verbrecher nicht in der Lage, einen Kampf zu gewinnen und wurden auf Wunsch öffentlich gehängt bzw. auf andere Art ins Jenseits befördert. Doch diejenigen, die den Gerichtskampf suchten, konnten manchmal lebend die Hinrichtungsarena verlassen. Dies galt sogar in den Augen der Humanisten als fair, da nun jeder Bürger die Möglichkeit hatte, sich durch eigene Kraft freizukämpfen. Das Volk musste gnädig gestimmt werden, so wurden die Gottesurteile zu Volksfesten mit Brot, Süßigkeiten und es gab sogar Gladiatoren(action)figuren. Der König konnte sich so nochmals brüsten, gerecht und großzügig zu sein. Paris war damit die Hauptstadt des Todes, die Philosophen des Barock banden auch den Gladiator in ihre Thesen ein. Der Satz; „Die Todgeweihten grüßen dich!“ erlangte in der durch Humanismus und Vergänglichkeit geprägten Zeit neue Bedeutung. Von Frankreich aus breiteten sich Brot und Spiele wieder über Europa aus, jedoch nur in katholischen Ländern. Ohne Kritiker war das neue Rechtssystem freilich nicht. Bereits vor 1618 waren es die Protestanten, welche gegen Gladiatorenspiele wetterten, die den Gladiator als Ausgeburt des Todes auf Flugblättern zeigten. Die Todesstrafe als solches war nie Thema von Kritik, Philosophen der Frühaufklärung stellten das Verbrechen oft als staatszersetzend dar und lobten Frankreichs Justiz.

„Das fairste Urteil ist wenn ein Mann sich seiner Schuld gegenüber im Kampf erwehren darf! Darum soll auch Englands Gesetz der französischen Gerechtigkeit folgen!“

König Jakob I. von England 1623

1643/1715 - Die Hofgladiatoren des Sonnenkönigs:[]

1643; Der junge Ludwig XIV., Sohn des Vorgängers, wird König von Frankreich und Navarra. Bis 1651 übernahmen seine Mutter Maria von Österreich und Kardinal Jules Mazarin die Regentschaft. Danach blieb die Staatsführung weiter in den Händen des Kardinals, der den jungen König in Geschichte, Staatsführung und Etikette unterwies. Nach dem Tod Mazarins am 9. März 1661 erklärte der König, nun keinen regierenden Minister mehr zu brauchen und lenkte den Staat von da an selbst. Ludwig XIV. war die Schablone des absolutistischen Monarchen für die nächsten 100 Jahre und beeinflusste die Staatsführung für Generationen. Frankreich stand nach dem Ende des 30-jährigen Krieges und der Fronde (Französischer Bürgerkrieg) 1653 als eine der mächtigsten Nationen Frankreichs da. Der neue König war ein Förderer von Kunst, Kultur und Wissenschaften. Die wirtschaftliche Stärke Frankreichs fußte auf dem Merkantilismus, den Ludwig propagierte. Sein Staatshaushalt wurde aber auch durch Kriege mit den Niederlanden, England und anderen europäischen Mächten beansprucht. Besonders gegen Ende seines Lebens stiegen die Kriegskosten und führten Frankreich 1713 fast in den Staatsbankrott.
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Emblem des 1663 gegründeten Hauses des goldenen Gladiatoren (Maison des gladiateurs d'or), das Hofgladiatorenhaus Ludwigs XIV.

Die Freizeitbeschäftigungen Ludwigs XIV. waren ebenso anspruchsvoll wie kostspielig.
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Ludwig XIV., der prunksüchtige König, führte Frankreich fast in den Ruin und gilt als Vorbild für seine Nachfolger, im Endeffekt kam es 1789 zur Revolution

Er war wie die meisten Monarchen Europas ein Freund des Gladiatorenspiels. Zu Beginn seiner Herrschaft 1643 war das „Original römische Gladiatorenhaus zum Goldenen Helm“
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Der neue Sport am Hofe wurde von den Neo-Eques zu Pferd zelebriert, Bild 1670

für die Unterhaltung des Königshauses zuständig. Dieses Haus hatte den französischen Königen bereits 130 Jahren gedient und führte Spiele im Stil der Renaissance-Gladiatoren auf. Doch der Sonnenkönig hatte andere Wünsche als seine Vorgänger und gründete 1663 eine neue Hofgladiatorengilde, welche ihren Sitz zu Anfang im Louvre, später in Versailles hatte. Das „Haus des goldenen Gladiatoren“ sah sich in der Tradition der englischen Schule. Der König stellte seinen Reichtum gern zur Schau, so auch 1664 mit dem Fest „Die Freuden der verzauberten Insel“. Auf diesem Fest durften die Hofgladiatoren erstmals beritten antreten. Berittene Gladiatoren waren selten, sie erneuerten damit die antike Gladiatorengattung des Eques. Viele Herrscherhäuser waren beeindruckt und eiferten Frankreichs König nach, so entstand die Gladiatorenklasse des Neo-Eques. Hier formte sich der Ruf Ludwigs, der Sonnenkönig zu sein. An barocken Höfen war es nicht unbedingt notwendig, dass Gladiatoren starben, die Pferdekämpfe fanden nach genau kodierten Regeln statt. Manchmal jedoch kam es zum Streit zwischen Adeligen, solche Streitigkeiten konnten dem König vorgetragen werden. Wie es bereits von Ludwigs Vater eingeführt wurde, kam es dann zu einem höfischen Gerichtskampf. Auch solche Duelle gehörten daher an den Hof und forderten mindestens einen Toten. Gladiatoren, die kämpften, hatten die Aufgabe, kunstvolle Fechtmanöver durchzuführen, ihre Kleidung bestand aus edlen Gehröcken, oft Gold- und Brokat-bestickt, außerdem trugen sie feine Seide und Parfum. Der Helm eines Hofgladiators war meist aus Gold oder Silber und unterstrich damit den Glanz des Königs. Ein Bankett in Versailles kostete meistens einige Zehntausend Louis d’or. (Damalige Währung) Ein Zunftmitglied des Hauses des goldenen Gladiatoren konnte sich in nur einem einzigen Jahr Ländereien und Reichtümer erkämpfen. Die Hofgladiatoren Ludwigs gehörten oft dem Adel an, dies war der Fall, wenn Höflinge im Rang hochkommen wollten. Zweit- oder Drittgeborenen, denen kein Amt oder Güter zufallen würde, fanden es erstrebenswert, sich als Neo-Eques zu bewähren. Dazu mussten sie aber eine Zunftausbildung im Gladiatorenhaus absolvieren und durften sich Eques des Königs nennen. Es war natürlich ganz hilfreich, bereits zuvor in der Kunst der Kavallerie, dem Degen und Säbel geschult zu sein. In den 72 Jahren von Ludwigs Herrschaft traten drei Generationen an Lehrlingen dem Hofgladiatorenhaus bei. Die bereits im Kindesalter im Fechten geschulten Lehrlinge durften ihre Künste auch am Hofe zeigen. Eine besondere Disziplin für junge Lehrlinge war das Abschneiden der Klinge des Gegners mit einer eingebauten Schere. Kämpfe zwischen Minderjährigen waren jedoch sehr selten und gehörten auch nach dem Tod des Königs zur Zeitbeschäftigung der französischen Monarchen. Die Gladiatorengilde zum goldenen Gladiatoren existierte über 120 Jahre, bis sie 1789 durch die Französische Revolution geschlossen wurde. Niemals danach gelang es einem europäischen Monarchen, die Hofgladiatoren Ludwig XIV. in ihrem Wissen der Kampfkünste zu überflügeln. Noch heute sind die Waffen der französischen Hofgladiatoren für Sammler äußerst kostbar. Selbst Übungswaffen können sechsstellige Preise erzielen. 2012 wurde eine Übungsklinge aus dem Jahr 1685 für rund 3 Millionen US-Dollar bei einer Auktion in New York an einen Sammler aus Saudi-Arabien verkauft.
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Kurzrapier eines Lehrlings der Hofgladiatoren, solche Waffen nutzten meist 10- bis 12-jährige, 1685

1716/1830 - Sklavengladiatoren in Nordamerika:[]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Nordamerika unter den Großmächten Frankreich, Spanien und Großbritannien aufgeteilt. Die französischen Kolonien waren immer dünner besiedelt als die britischen und wurden bereits von Ludwig XIV. vernachlässigt. In Neu Frankreichs Norden siedelten hauptsächlich Pelzjäger, die weit verstreut umherzogen. Diese freien Kolonisten trieben Handel mit den Indianern und hatten kaum Unterhaltung, Gladiatoren gab es höchstens in Städten wie Quebec. Der Sankt-Lorenz-Strom war ein Verkehrsknotenpunkt dieser Region, allerdings lagen die wirklich dicht besiedelten Regionen Nordamerikas an der Ostküste. Die von den Briten besiedelten 13 Kolonien boten, was Gladiatorenspiele angeht, einiges mehr an Unterhaltung. Das Gesetz, wonach jeder Engländer seine Unschuld im Kampf gegen einen Gerichtsgladiator beweisen konnte, war auch in den Kolonien gültig und das seit annähernd 100 Jahren. Neben den Gerichtskämpfen veranstalten auch die Gutsherren des Südens Schaukämpfe von Sklaven. Neu England als Zentrum der puritanischen Besiedlung war jedoch ein Ort, an dem die Sklaverei in Verbindung mit  Gladiatorenspielen sehr kritisch gesehen wurde. England stand um 1740 im Zeichen der neuen Erweckung durch die anglikanische Kirche, diese Bewegung kam in Form des Geistlichen George Whitefield auch in die Kolonien. Durch seine Predigten spitzten sich die soziologischen Probleme zu, Sklaverei-Gegner und religiöse Eiferer gründeten Bewegungen, die zur Abschaffung von Sklavengladiatorenkämpfen aufriefen. In den Sklavenhalterkolonien kam es immer wieder zur Flucht von Sklavengladiatoren. Dies änderte sich auch nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nicht. In den Vereinigten Staaten von Amerika entstanden aber auch Gladiatorenhäuser, welche ausschließlich aus Afroamerikanern bestanden. Diese Gladiatorengilden aus Boston, Philadelphia oder New York unterstützten nicht nur die Flucht von Sklaven in den freien Norden, sondern hatten auch finanzielle Ziele. Die Abolitionistenbewegung war nicht immer einer Meinung mit ihren Methoden. Talentscouts suchten oftmals Plantagen auf und kauften nun selbst vielversprechende Kämpfer frei, um sie dann in den Städten des Nordens kämpfen zu lassen. Im Süden waren Sklavengladiatoren nicht in Gilden organisiert, den Dunkelhäutigen war dies untersagt, stattdessen gab es Kämpferschulen und in manchen Bundesstaaten sogar Ligen.

George WhitefieldErwachen

George Whitefield predigt das Wort Gottes gegen das blutige Vergnügen der Gladiatorenspiele

Um 1800 war besonders die Gladiator League of Georgia für ihre Champions bekannt. Gekämpft wurde ausschließlich in Privathäusern vor kleinem Publikum und Gästen aus der Nachbarschaft. Anders als in regulären Gladiatorenkämpfen wurden Kämpfe mit allen möglichen Waffen wie Äxten, Peitschen oder sogar Morgensternen bewaffnet. Um die Kämpfer besser kontrollieren zu können, kauften ihre Besitzer auch Familienmitglieder und hielten diese als Geiseln

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Aufstand der afrikanischen Sklavengladiatoren in den USA, Savannah 1830

. Das hielt die Sklavengladiatoren Georgias jedoch nicht davon ab, 1830 die wohl größte Gladiatorenrevolte in der Geschichte der USA zu planen. Der Gladiatorenaufstand von Savannah dauerte vier Wochen und musste durch die US Army niedergeschlagen werden. Unterstützung erhielten die Sklaven durch die Gladios-Bruderschaft, einer Gruppe befreiter Gladiatoren die größtenteils in Philadelphia ein Gladiatorenhaus aufgebaut hatten. Größtes Vorbild der Gladios-Bruderschaft war der haitische Staatsmann Toussaint Louverture, der Haiti zur Unabhängigkeit verhalf.

Prise de la Bastille

Der Sturm auf die Bastille in Paris löste das neue Zeitalter der Revolution aus, Paris 1789

Die Mitglieder der Bruderschaft waren Anhänger der Sache der Französischen Revolution, deren Motto sie zu den Worten „Mein Schwert, Meine Brüderlichkeit, Meine Freiheit“ ummünzten. Angestachelt durch die Bruderschaft gelang es Tausenden Sklaven, in die Nordstaaten zu fliehen, die ehemaligen Sklavengladiatoren des Savannah-Aufstandes wussten ihr Talent zu nutzen. Einige dienten im Amerikanischen Bürgerkrieg in den Freiwilligenkorps und halfen, die Konföderierten Staaten letztendlich unter ihrem Motto zu besiegen. (Mehr zu amerikanischen Gladiatorengeschichte hier)

1789/1799 - Französische Revolution und die Gladiatoren:[]

Die Französische Revolution war eine einschneidende Umwälzung, die in ihrer Folge zur Bildung des modernen Demokratieverständnisses und Ende des Absolutismus führte. Frankreich war 1789 bereits seit Jahren in der Krise. Bereits der Siebenjährige Krieg (1756-1763) hatte Frankreich geschwächt, jedoch waren die Kosten für die Hilfe an den Amerikanern in der Amerikanischen Revolution weitaus schlimmer. Das Königreich musste auch einige Ernteausfälle erleben, die Politik Ludwig XIII. von Brot und Spielen konnte nun kaum noch umgesetzt werden. Die populären Gladiatorenrichtkämpfe waren ohne Brotvorräte kaum noch vergnüglich. Das französische Volk hungerte immer öfter, während das Militär Vorräte für sich hortete. Menschen landeten wegen Bagatelldelikten vor dem Richtgladiator und sorgten so dafür, dass die „einst gerechten Blutbäder“ zu Trauerschauspielen verkamen. Das Volk hatte sich an Gladiatorenspiele und Nahrungsspenden durch das Ancien Regime gewöhnt. Ludwig XVI. fiel daher immer mehr in Ungnade bei seinen Untertanen, da er nicht einmal das Mindestmaß an „Brot und Spielen“ liefern konnte. Brot und Spiele hatten dafür gesorgt, dass die Bevölkerung immer ihren Monarchen wohlgesonnen blieb. Je prächtiger die Spiele waren, umso stabiler war auch der Staat und damit die Macht des Königs. Auch seine Frau, die Österreicherin Marie Antoinette, war unbeliebt. Die Königin galt als vergnügungssüchtig, ihr wurden unter anderem falsche Aussagen unterstellt. Dies geschah auch, weil sie eine Ausländerin war, aber vor allem wegen ihrer ausufernden Bankette und der durch die Krone ausgerichteten Hofgladiatorenkämpfe. Dabei kam es zu Wetten, die sich ebenso auf die Staatskasse niederschlugen, die Königin verspielte hohe Summen an Steuergeldern. Doch nachdem die Königin bei einem Theaterbesuch in den 1780er Jahren durch ihr eigenes Volk ausgebuht wurde, veränderte sie sich und wurde bescheidener. Es fanden keine Glücksspiele oder Gladiatorenkämpfe in ihren Salons mehr statt.1789 war das Staatsbudget am Ende, König Ludwig, der Frankreich bisher absolutistisch regierte, berief die Versammlung der Generalstände ein. Die drei Stände Klerus, Adel und Bürger sollten den König stützen, doch sie erwarteten auch grundlegende Finanzreformen. Die Forderung einer französischen Verfassung kam auf, daher kam es zur Nationalversammlung.

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Eröffnung der Generalstände am 5. Mai 1789

Der König beorderte inzwischen Truppen nach Paris, am 14. Juli 1789 kam es zum Sturm auf die Bastille. Dies war die Revolution der Bürger des Dritten Standes, Gladiatoren gehörten diesem Stand ebenso an wie Bäcker, Kaufleute und Lehrer. Die Revolution trug nun den alten Ständestaat zu Grabe, dies bedeutete viel Blutvergießen. Die neue Hinrichtungsmaschine Guillotine sollte bald alle Verbrecher an der Revolution auf humane Art hinrichten. Gladiatoren erhielten bald nach dem Ersten Chaos Berufsverbote.

Sansculottes

Die Jakobiner brachten Frankreich ein Terrorregime, die Gladiatorenzunft war verboten, doch die Feinde der Revolution hauchten ihr Leben in der Hinrichtungsarena aus

Nun gab es keine Gerichtskämpfe mehr und die neuen politischen Clubs übernahmen die Führung im Königreich. Auch der König spielte eine Weile mit, bis Juni 1791, als er die Flucht antrat. Das Scheitern der Flucht und seine Verhaftung löste den Ersten Koalitionskrieg aus. Österreich, Preußen und kleinere deutsche Staaten griffen die Grenzen Frankreichs an. Auch die „Handwerker des Todes“ meldeten sich zur Verteidigung ihrer Heimat, für sie war es besser, in der Armee zu dienen, als daheim wegen des Berufsverbotes arbeitslos zu sein. 1792 wurde die Erste Republik Frankreichs ausgerufen, in dieser war kein Platz für einen König. Der König und seine Frau starben 1793, damit hatte die Zeit des Terrors begonnen. Die Jakobiner und Maximilien de Robespierre ließen in den Jahren 1793 bis 1794 Tausende hinrichten, noch mehr landeten in den Gefängnissen. In der neuen Terrorrepublik

Robespierres standen Gladiatoren als Figuren der monarchistischen Dekadenz im Fokus der Geheimpolizei. Die Hofgladiatoren des Königs mussten sich ebenfalls der Willkür der Jakobiner stellen. Adelige Hofgladiatoren landeten bald im Gefängnis. Es gab jedoch wieder Gerichtskämpfe,
Bouchot - Le general Bonaparte au Conseil des Cinq-Cents

Napoleon Bonaparte stürzte das Direktorium, 9. November 1799

um die wütenden Massen zu besänftigen, ließ Robespierre Adelige als Gladiatoren gegeneinander antreten. Dabei war es egal, wer den Zweikampf gewann, der Sieger landete auf dem Schafott und verlor seinen Kopf. Die in Ungnade gefallenen Gladiatoren hatten nun im Krieg gegen die Koalitionsmächte gedient. Für sie war der korsische General Napoleon Bonaparte eine Führungsfigur, Frankreich war nun selbst in die Offensive gegangen. Gladiatoren kämpften Seite an Seite mit Napoleon in Italien und Ägypten. Robespierre war nun auch bereits Geschichte. Das Ende der Revolution und der Aufstieg Napoleons kam 1799. Napoleon stürzte am 9. November das regierende Direktorat, ihm zur Seite standen bald auch loyale Gladiatoren, Napoleon zeigte seinen Dank, indem er das Berufsverbot bald aufhob, allerdings kamen nun neue Kriege und Reformen auf die Welt zu.

1800/1815 - Napoleons Reformen und Ägyptomanie:

Das Napoleonische Zeitalter brachte Europa neben den Koalitionskriegen auch eine große Anzahl Neuerungen und Reformen. Der Erste Konsul Napoleon schloss Verträge mit den USA (Louisiana Purchase) und formte so nicht nur das Gesicht Europas neu, sondern auch Amerika. Nicht jeder Franzose war begeistert, als Napoleon sich scheinbar von der Revolution abwandte und sich 1804 zum Kaiser krönte. Die Mitglieder der Gladiatorenzunft gehörten aber definitiv zu Napoleons Anhängern und Parteigängern. Napoleons tiefgreifende Reformen betrafen auch die besetzten Länder, wie etwa die deutschen Fürstentümer. Größter Fortschritt des revolutionären Kaisers war der Code Napoleon (Code Civil). Als Kaiser von Frankreich und König Italiens sah Napoleon seine Aufgabe darin, das alte Feudalsystem und Ständestaatlichkeit abzuschaffen. Sein Code Civil setzte Maßstäbe und ähnelte dem alten römischen Recht Lex Romanum. Diese Standardisierung von Gesetz und Ordnung beinhaltete auch Richtkämpfe durch Gladiatoren, jedoch nicht so sehr zum Ruhme des Monarchen. Napoleon eiferte dem alten Rom in vielerlei Hinsicht nach, nicht jedoch in der Rolle des Kaisers

Code Civil 1804

Erstausgabe des Code Civil von 1804 war in Deutschland bis 1900 gültig

. Er wollte ein Kaiser des Volkes sein, ein Volkssouverän, dies kam in Frankreich gut an, nicht aber im feindlichen Ausland. Dass er die alte gottgegebene Ordnung auf den Kopf stellte, sorgte für ein ständiges Wachstum seiner Widersacher. Napoleon strebte auch auf andere Art die Modernisierung der Gesellschaft an, er hob den Zunftzwang auf. Jetzt war es Handwerkern möglich, einen anderen Beruf auszuüben, ganz andere Laufbahnen standen nun zur Debatte. Die Gladiatorenzunft war auch betroffen, denn ab 1807 durfte jeder Soldat, Fechtmeister oder sogar Raufbold Gladiator werden. Freilich war die Aufhebung des Zunftzwangs kein gutes Geschäft für die Gladiatorenhäuser. Es entstanden Gladiatoren-Clubs oder auch Sportvereine.

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Seit dem napoleonischen Ägyptenfeldzug war das alte Ägypten wieder angesagt, auch Gladiatoren versuchten, dieses Volk nun zu kopieren. Bild zeigt einen ägyptischen Krieger des Altertums

Die Freude über den Kaiser sank nach 1807, aber trotzdem brummte das Geschäft. Ein offizielles Hofgladiatorenhaus gab es unter Napoleon nicht. Napoleon war ein Workaholic, er nahm sich kaum Zeit für Vergnügungen und arbeitete ständig an seinen Plänen. Ein Nebenprodukt der Napoleonischen Ära war die Vernarrtheit der Gesellschaft in das Alte Ägypten. Napoleon hatte während seines Ägyptenfeldzuges 1798 bis 1801 Ruhm geerntet und ist dafür verantwortlich, dass französische Archäologen die Geheimnisse dieses sagenhaften Landes erforschten. Mit dem Fund des Steins von Rosette war es nun endlich möglich, die Hieroglyphenschrift des Altertums zu enträtseln. Viele Bürger wollten nun mehr Ägypten, sie ließen sich Möbel und Innenräume nachbauen und heuerten Gladiatoren der ägyptischen Schule an. Für eine kurze Zeit von etwa 20 Jahren war es überaus modern, dass Gladiatoren in Kostümen der alten Ägypter antraten. Diese Ägyptomanie brachte wieder Geld in die Kassen der Gladiatorenhäuser. Es entstanden einige neue Gladiatorengattungen, die sich aber nur bis etwa 1818 hielten und bald wieder unmodern wurden.  Auch nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurden viele Reformen beibehalten. Der Code Civil galt im Deutschen Reich bis 1900, die Freiheit der Zünfte blieb auch erhalten. Napoleon hatte Europa für immer verändert, in den Jahren nach ihm veränderte sich das Gladiatorenhandwerk fundamental, es war nun kein Handwerksberuf mehr, sondern eine, wenn auch gefährliche Kampfsportart.

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In der Zeit des Vormärz bildeten sich studentische Burschenschaften, die auch das Fechten und den Gladiatorensport übten, Duelle gehörten zum studentischen Leben, Deutschland um 1820

1816/1848 - Studentischer Gladiatorensport in Zeiten der Restauration:[]

Es sind die Jahre nach dem Wiener Kongress, die voll und ganz im Zeichen der Restauration standen. Die Monarchen Europas wollten die Revolution und Napoleon ungeschehen machen. Doch dies wurde nie vollständig umgesetzt, viele napoleonische Reformen blieben, da sie sich als nützlich erwiesen. Es ist die Zeit der Polizeispitzel und der metternichschen Zensur. Diese Zeit erhielt im deutschen Sprachraum den Namen „Vormärz“. In den deutschen Ländern brodelte eine Suppe im Kochtopf, diese Suppe hieß Revolution, der Vormärz endete mit den Märzunruhen von 1848. In den deutschen Ländern und im Kaisertum Österreich entstanden um 1816 und davor einige Studentenverbindungen. Diese auch als Burschenschaftler bekannten Studenten wollten frei von politischen Einflüssen ihren intellektuellen Neigungen nachgehen. In Österreich war man nicht begeistert von solchen Freidenkern, genauso nicht in Deutschland. In den deutschen Ländern waren die Burschenschaftler von der Idee einer geeinten deutschen Nation besessen. Studenten waren außerdem dafür bekannt, sich sportlich zu betätigen, der Fechtsport war schon lange Teil des studentischen Lebens, nun kam auch der Gladiatorensport hinzu. Studentischer Gladiatorenkampf entstand, man wollte die alten römischen Regeln aufleben lassen. Dabei konnte auch Blut fließen, wobei Studenten ihre Narben als ehrenhafte Zeugnisse ihrer Kämpfe trugen. Schon 1819 war Schluss mit den Studentenbewegungen in Österreich. In Ungnade gefallene Professoren erhielten Berufsverbote und Studenten wurde das Maul gestopft. Die Karlsbader Beschlüsse verboten Studentenverbindungen an österreichischen Universitäten, im Geheimen machten die Burschen jedoch weiter. Studentische Gladiatoren kämpften für die Ehre, so bildeten sich zwei unterschiedliche Typen von Schlagenden Burschenschaften. Die einen bevorzugten das Klassische

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Wie lange dürfen wir noch denken? Der Denkerclub, eine Karikatur zeigt Gelehrte mit Maulkörben, eine Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse von 1819

Fechten, diese übten die Mensur (Duell). Die zweite Art von Student widmete sich voll und ganz dem Gladiatorensport, natürlich gab es auch beides in einem. Studentischer Gladiatorenkampf unterschied sich im frühen 19. Jahrhundert erheblich von den Gladiatorenshows der Gladiatorenhäuser. Kämpfe fanden lediglich im Rahmen der Vereinigung statt, außerdem ging es nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um die „aufrechte Teilnahme“. Studenten gehörten überall in Europa zu den „Subversiven“, sie hatten einen großen Anteil an der französischen Julirevolution 1830.

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Während der Revolution von 1830 in Frankreich kämpften die Bürger erneut für die Republik

Aber die meisten studentischen Gladiatoren setzten sich in Deutschland während der Jahre 1848/49 für mehr Freiheit und Rechte ein. Liberalismus und Nationalismus sind nur zwei neue Ansichten, die sich im Biedermeier bildeten. Die Monarchen wollten den braven Bürger sehen, den Biedermann, doch die Revolution fand ihren Weg. Einige Studenten mussten die deutschen Lande fluchtartig verlassen und wanderten in die USA oder Großbritannien aus. In den USA angekommen, setzten sie ihre studentischen Traditionen fort. Heute gelten die Universitäten der Vereinigten Staaten von Amerika als professionelle Kaderschmieden für den Profigladiatorensport. Anders als an deutschsprachigen Universitäten kämpfen amerikanische Studenten in einer nationalen Universitätsliga (seit 1888)

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Studentischer Gladiatorenkampf ist noch heute populär, in Deutschland entstanden, hat im 21. Jahrhundert jede Uni ein Team, hier ein Kampf UCLA (blau) gegen Harvard (schwarz), Los Angeles 2014

und es geht sehr wohl ums Gewinnen. Die Kulturgeschichte des Gladiatorensports an Universitäten ist sehr stark an die Zeit der Restauration in Europa gebunden. Traditionsbewusste Burschenschaften üben sich auch in unserem Jahrhundert im Fechten und studentischen Gladiatorenkampf.  In den Staaten hat jede Universität eine Farbe, studentische Gladiatoren tragen ihr „Couleur“ (Farben) bei Wettkämpfen „G-Days“ und sind so gut unterscheidbar von Kämpfern anderer Hochschulen. Der bekannteste studentische Gladiator Amerikas war Abraham Lincoln, der von sich behauptete, er habe während seines Selbststudiums zum Juristen als studentischer Gladiator gekämpft. Ob diese Aussage der Wahrheit entspricht, ist nach wie vor fraglich, denn selbst seine akademische Qualifikation als Anwalt wird angezweifelt.

1849/1900 - Weltausstellungen und erste Profiligakämpfe:[]

In den späten 1840er Jahren war der studentische Gladiatorenkampf auch bereits in den USA stark verbreitet. Fast in ganz Europa gab es Amateurgladiatorenmannschaften, doch als Profis konnte man damals nur die traditionellen Gladiatorenhäuser bezeichnen. Gladiatorenhäuser hatten nach wie vor keinen guten Ruf, die unzähligen Sportclubs machten ihnen zu schaffen. Aufwind bekamen die Gladiatoren mit der ersten Weltausstellung in London vom 1. Mai bis 11. Oktober 1851. Die Veranstalter heuerten ein Gladiatorenhaus aus London als zusätzliche Attraktion für zahlende Gäste an. Die sieben Kämpfer waren jedoch nur bereit, für eine hohe Gage anzutreten. Zwei Jahre später fand wieder eine Weltausstellung statt, diesmal in New York, die Veranstalter legten mehr Wert darauf, neue Talente vorzustellen. So traten erstmals in der Geschichte vier Amateurclubs aus New York und Boston für eine lächerliche Summe an. Die Amerikaner konnten der Weltöffentlichkeit so die „All American Champions“ präsentieren, von da an waren die teuren Gladiatorenhäuser bei Weltausstellungen nicht mehr gefragt. 1855 in Paris traten bereits ein amerikanischer und ein französischer Gladiatorenclub an. Der Gladiatorenkampf bei dieser Weltausstellung wurde bereits als Weltmeisterschaft gehypt, obwohl nur zwei Länder teilnahmen. Die spektakulärsten Kämpfe gab es aber 1879 bei der Weltausstellung in Berlin. Das Deutsche Reich scheute keine Kosten und ließ seine Halbprofis gegen die Gladiatoren von 10 Ländern antreten. Teilnehmer waren Sportvereine aus Großbritannien, Frankreich, Marokko, Belgien, Schweden, Österreich-Ungarn, Russland, den Niederlanden und der Schweiz. Das weltweit am besten ausgebildete Team bei der Weltausstellung Berlin war die Universitätsmanschaft von Harvard (USA). Harvard konnte alle anderen Teams hinter sich lassen und wurde zum Meister erklärt. Trotz der Bekanntheit der Spiele bei Weltausstellungen wollten die Gladiatorenclubs ihre eigene Weltmeisterschaft ausrichten.

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Der Kristallpalast bei der Weltausstellung London 1851, die Betreiber der Ausstellung heuerten auch Profigladiatoren an, um die Besucherzahlen zu steigern

Dies geschah 1893 bei den Griechisch-Römischen Spielen in San Francisco, Kalifornien. Die Gladiatoren-WM fand im Rahmen dieser Spiele statt, im selben Jahr fanden jedoch auch bei der Weltausstellung in Chicago Gladiatoren ihre Anhänger.

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William Greer Harrison, Vereinspräsident der Original San Francisco Gladiators und Gründungsmitglied der Profiliga Kaliforniens † 1916

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Die Original San Francisco Gladiators, Profigladiatorenteam der 1893 gegründeten California Gladiator League (CGL)

1893 kann als das Geburtsjahr des professionellen Gladiatorensports gesehen werden, in San Francisco entstand das erste Profigladiatoren-Sportteam. Das Team der Original San Francisco Gladiators bestand zwar bereits seit den 1880ern, hatte den Sprung zu seiner Professionalisierung erst durch Vereinspräsident William Greer Harrison geschafft. Harrison gehörte zur Lokalprominenz von San Francisco, als Gründungsmitglied des Bohemian Club und Förderer von Kunst, Kultur und Sport war Harrison ein einflussreicher Mann. Harrisons Gladiatorenclub bestand aus Fechtmeistern, die er teilweise selbst anwarb. Kurz nach der Gründung des Vereins folgte im November 1893 der erste Ligakampf in der kalifornischen Profigladiatorenliga. Die „California Gladiator League“ (CGL) bestand anfangs aus vier Teams, die ihren Sitz alle in San Francisco hatten. Erst ab dem Jahr 1895 vergrößerte sich die Liga auf 10 Teams, wobei die zusätzlichen Mannschaften aus Los Angeles, Sacramento, Oakland und Anaheim stammten. Die Liga genoss anfangs einen weniger guten Ruf, ihr Spitzname war „Ketschup und Bier Liga“. Dies kam daher, dass die Liga den Verkauf von Bier und Alkohol erlaubte und für blutige Showeinlagen bekannt war. Allerdings handelte es sich meist um Kunstblut in Form von Tomatenketchup, welches die Gladiatoren auf theatralische Art vergossen. (dazu dienten Tüten unter dem Gurtzeug) Die Liga stand in scharfer Konkurrenz zu amerikanischen Baseballligen. Der neue Sport Baseball kam von der Ostküste, trotz der Popularität von Baseball gelang es der CBL, ihre Einnahmen bis Ende des Jahrhunderts zu steigern. Die Besonderheit der CBL lag auch darin, dass Gladiatoren nun Verträge über eine Spielsaison unterzeichneten. Dadurch konnten nun Stargladiatoren an Mannschaften gebunden werden, es gab auch Verleihklauseln. Die Tatsache, dass der studentische Gladiatorensport bereits seit der ersten Hälfte des Jahrhunderts bestand, ermöglichte es den Profiteams, Kämpfer direkt von der Universität zu holen. Besondere Ausnahmetalente des Gladiatorensports wurden von Talent-Scouts direkt vom C geholt. Das Gehalt eines Sportgladiators war von Team zu Team verschieden, aber hoch genug, um die Karriere erstrebenswert zu machen. 1896 fanden erstmals in der jüngeren Geschichte wieder Olympische Spiele statt, dabei hatten drei ehemalige Gladiatoren der CGL das Privileg teilzunehmen.

20. und 21. Jahrhundert:[]

Das 20. und 21. Jahrhundert gelten als die Höhepunkte des Gladiatorensports. Seit dem späten 19. Jahrhunderts hatte die Sportart sich zu dem entwickelt, was wir heute kennen. Es entstanden nun überall Profiligen und die Geschäftemacher fanden Wege, Millionen an den Kämpfen zu verdienen. Seit den 1890er Jahren waren öffentliche Hinrichtungen immer seltener geworden. In den USA unterband die Regierung bereits 1899 Gerichtskämpfe, man ging davon ab, Verbrecher in die Arena zu schicken, da öffentliche Bestrafungen nun als unangebracht galten. In unserem Jahrhundert ist der Gladiatorensport in jedem Land anzutreffen, er gilt seltsamerweise als eine US-amerikanische Nationalsportart. Der Gladiatorensport hat Profibaseball in Amerika überflügelt und gilt ebenfalls als olympische Disziplin. Jährlich gibt es neue Rekorde, was die Zuschaueranzahl angeht. Der Gladiatorensport wird zwar nicht so oft von Amateuren betrieben, erfreut sich aber als passive Sportart in Fernsehen der Arena und über Internetstream höchster Beliebtheit. Die nächsten Kapitel gehen genauer auf die Entwicklung des Gladiatorensports zu einem Milliardengeschäft ein.

1901/1931 - Ligen und das Geschäft mit der Meisterschaft:[]

„Wir müssen als wehrhaftes Volk von Briten und Britinnen dastehen!“

Winston Churchill über die Damenliga 1917

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Logo der National Gladiator League (NGL) um 1920

1901: In den USA ist der Gladiatorensport so beliebt, dass es zu einem Zusammenschluss von dreizehn regionalen Ligen kam. Der 19. September 1901 war die Geburtsstunde der National Gladiator League (NGL). Diese Liga gehört auch 2020 zu den finanzkräftigsten Gladiatorenverbänden weltweit, ihren Hauptsitz hat die Liga in San Francisco. Kurz nach Gründung der amerikanischen Nationalliga entstand auch eine englische und schottische Liga, in Frankreich gab es ab 1907 eine Nationalmeisterschaft. Auch im Deutschen Reich bildete sich 1911 eine Meisterschaftsliga, die dort von Studenten gegründet wurde. Die Republik Österreich erhielt ihre Profiliga erst nach dem Ersten Weltkrieg, da Kaiser Franz Joseph den Gladiatoren nie getraut hatte und eine Ligabildung immer unterband. Der Erste Weltkrieg (1914-18) stellte in einigen Nationen ein Problem für die Aufrechterhaltung ihrer Gladiatorenligen dar. Hunderttausende Männer wurden eingezogen, Gladiatoren als prominente Sportler meldeten sich schon mal aus Prestigegründen für den Dienst an der Front. Das führte dazu, dass die Saison 1915/1916 in England ausgesetzt werden musste. Der britische Gladiator Samuel McGill zählte vor dem Krieg zu den Stars der englischen Liga. Nach dem Moto „Who's Absent?“ (Wer fehlt?) hatte sich auch McGill für die Royal Army gemeldet und stand ab 1914 an der Front in Frankreich. Der achtfache Saisonchampion geriet aber in deutsches Sperrfeuer und erlitt schwere Verletzungen durch Granatsplitter. Er war nicht nur wehruntauglich, auch seine Profikarriere war dahin. Seine Rückkehr nach Manchester war ein Medienrummel ohne gleichen, der verletzte Star der Manchester Bears wurde 1917 von Munitionsminister Winston Churchill persönlich empfangen. Dass „Einer von Uns“ von den „Hunnen“ verletzt wurde, war am 12. August 1917 das Thema in den britischen Zeitungen. Der kriegsinvalide Gladiator erhielt die besten Ärzte, so konnte er mit einer unscheinbaren Beinprothese ein Frauenteam trainieren. Auch die britische Regierung hatte ein Interesse an McGills Frauenmannschaft.

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Weibliche Gladiatorinnen sprangen in England während des Ersten Weltkrieges ein, so entstand die britische Frauenliga, Bild zeigt die Manchester Girls und ihren Trainer Samuel McGill 1917

Winston Churchill, der in Kriegszeiten immer ein Auge auf die Moral der Briten hatte, war davon überzeugt, dass England trotz Männermangel eine funktionierende Gladiatorenliga benötigte, darum unterstützte er die Gründung einer Damenliga. Patriotische Sprüche und Lob für die Damenliga kamen aus dem Munitionsministerium. Die englische Frauenliga ist eine der ersten weltweit, der Ruf nach Gleichberechtigung durch die Suffragetten fand auch im Kampfring Gehör. Weibliche Gladiatoren (Gladiatrix) durften aber nicht wie Männer Haut zeigen, außerdem waren ihnen nicht alle Waffengattungen erlaubt.

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Auch Sportartikel für Freizeitgladiatoren waren erwerbbar, dieser Helm aus dem Franchise der NGL kostete in den 1920ern etwa 50 $. Bild zeigt ein Sammlerstück aus dem Jahr 1928

Gladiatrix durften nur in der englischen Schule antreten, hatten verbesserte Schutzkleidung, und waren dazu aufgefordert, nichts „obszönes“ zu zeigen.

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Schiedsrichter und Gladiator geraten wegen eines Regelverstoßes aneinander, der Spieler Frank Hazard von den Boston Romans hat einen regelwidrigen Stoß mit dem Kopf ausgeführt, Boston November 1927

Die englische Damenliga fand in den letzten Kriegsjahren großen Anklang, nach Kriegsende stand sie aber wieder im Schatten der Männer.  In den 1920er Jahren entstand in Amerika eine Franchise-Industrie. Sportartikelhersteller schlossen sich zur Glory Alliance zusammen und stellten Gladiatorenausrüstungen für Freizeit und Amateurligen her. Diese Produkte waren mit dem Branding der NGL versehen, was sie als Original Glory Alliance und NGL Ausrüstung auswies. Gladiatorenausrüstung war teuer, für Kämpfe im Winter gab es gepolsterte Pullover, auch waren diese mit Nummern versehen. Dass Gladiatoren in Amerika Nummern tragen, entwickelte sich, als die Teams der Gladiatorenschulen immer größer wurden. In Europa hingegen sind Nummern nicht sehr verbreitet. Die Standardgröße eines Gladiatorenteams betrug 1925 etwa 40 Mann. Verletzte Gladiatoren erholten sich in der Zwischenzeit, und so waren die Kadergrößen gewachsen. Dies war notwendig geworden, da es nun immer mehr neue Spielarten gab. Die Kämpfer durften sich eine Glücksnummer zwischen 1 und 40 auswählen. Der Trainer hatte dabei immer die Null als Trikotnummer. Trainer mussten sich entscheiden, welchen Kader sie in die Arena schickten, da verschiedene Modi Gladiatorenteams bis zu 5 Mann forderten. Die Kämpfer spezialisierten sich auf Defensive oder Offensive, Netzkämpfer wie der Retiarius gehörten der Verteidigung an. Der Thraex hingegen war mit seinem gebogenen Schwert dazu da, die Schildverteidigung des Gegners zu umgehen. Bei Kämpfen 5 gegen 5 war die Zusammenstellung des Kaders besonders wichtig, denn ein zu aggressives Team konnte sich auch nicht immer durchsetzen. Trainer zeichneten daher ihre „Kampfzüge“ in kleinen Büchlein auf und hüteten sie wie ihren Augapfel. So entstanden verschiedenste Kampfzüge, die auch gute Koordination der Kämpfer forderten. Wichtig dabei war vor allem die gerechte Wertung von Fouls und Formfehlern. Denn auch die Form des Kampfes zählte, es musste gut aussehen für das Publikum. 1923 wurde in Atlantic City die internationale Schiedsrichterschule für Gladiatorenkämpfe gegründet. Die Schule ist bis heute bekannt und hat mitgeholfen, die Spielregeln des Gladiatorenkampfes auf internationaler Ebene zu standardisieren. Das neue Regelwerk basierte zwar auf römischen Regeln, aber man musste diese doch immer wieder modernisieren. Gladiatoren setzten oft ihren Helm als Waffe ein, Kopfstöße, die den Gegner verwirren sollten, wurden nun endgültig unterbunden. Gut ausgebildete Schiedsrichter (Summa Rudis) wurden in den goldenen 1920ern fast ebenso berühmt wie die Kämpfer selbst. Der österreichische Schiedsrichter Maximilian Weixelbraun pfiff Kämpfe nicht nur in Österreich, sondern auch 1928 während der Gladiatoren WM in Brasilien und bei den Olympischen Spielen 1932. In der Nazizeit erhielt der jüdischstämmige Weixelbraun ein Berufsverbot und ging in die USA, wo er für die NGL arbeitete. Dass alles fair zuging, konnte man nicht immer behaupten, denn außerhalb der Arena musste sich der Sport mit Buchmachern und Wettbüros rumschlagen. Die amerikanischen Ligen wollten sich stets vom illegalen Glücksspiel distanzieren, jedoch gab es immer wieder Gladiatoren, die gekauft waren und von sich aus zu Boden gingen. Todeskämpfe gab es keine, aber immer wieder „Unfälle“. 1930 starb der Allroundgladiator Frank Hazard während der Finalrunde der NGL in Chicago. Hazard, der mit bürgerlichen Namen eigentlich Francesco Gardolo hieß, hatte Wettschulden und sollte, wenn es nach dem Willen des Mafiabosses Al Capone ging, bereits im Halbfinale verlieren. Hazard focht aber eisern und blieb dem Endspiel erhalten, er wurde jedoch von einem Gladiator, der auf Capones Gehaltsliste stand, gefoult und starb an gebrochenem Genick.

MussolinisGladiator

Benito Mussolini vor einem Gladiatorenmonument, Der Duce wollte das Alte Rom wiedererwecken und machte Gladiatorenspiele zum politischen Werkzeug, Friaul in Italien 1932

Das Organisierte Verbrechen galt bis in die 1950er als großer Mitverdiener im amerikanischen Gladiatorensport. Ein noch größeres Verbrechen kündigte sich bereits an; der Faschismus.

1922/1945 - Gladiatoren im Faschismus:[]

HJKolosseumRom1935

Besuch der Hitlerjugend am Kolosseum, Mussolinis Wiederaufbau des Kolosseums sorgte dafür, dass Rom 1936 Austragungsort der Olympiade wurde.

Gladiatorenkampf war bereits im Römischen Reich eine politische Angelegenheit, Könige wie Ludwig XIII. hatten Brot und Spiele im 17. Jahrhundert wieder eingeführt. In den 1920er Jahren kam dieses alte Konzept, das Volk mit Profikämpfen und Essen zu ködern, wieder in Mode. Benito Mussolini, der Führer der Schwarzhemden Italiens, machte schon kurz nach dem Marsch auf Rom 1922 Vorschläge, das Kolosseum zu renovieren. Allerdings war seine Position im Königreich Italien noch nicht die eines Alleinherrschers, erst ab 1926 konnte er seine Visionen tatsächlich umsetzen. Mussolini war der Gigantomanie verfallen, die Caesaren Roms hatten es ihm angetan. Er war Vorbild für viele verschiedene Gruppierungen, die sich dem Faschismus zugehörig fühlten. Adolf Hitlers Vorbild war der Duce, der in seinem Italien bald begann, den Glanz Roms wiederzuerwecken. 1929 wurden die Gelder für die Restauration des Kolosseums freigegeben, der Bau sollte als „Faschistisches Monument der Stärke“ Sitz der römischen Gladiatorenmannschaft der Titanen sein. Unter den Faschisten gewann die italienische Liga an neuer Bedeutung, war man Mitglied bei den Faschisten, so musste man auch die Kämpfe besuchen. Mussolini war anders als Hitler anfangs nicht antisemitisch und lies auch jüdische Kämpfer zu. Trotz der in den Himmel gelobten Freundschaft der Diktatoren musste Deutschlands Diktator immer im Schatten stehen. Der Duce war geltungssüchtig und eifersüchtig, er wollte immer über Hitler stehen. 1932 hatte sich die Weimarer Republik für die nächste Olympiade beworben. Auch Italien mit Austragungsort Rom kam in Frage. Die rege Bautätigkeit der Faschisten und der Aufbau von Fußball und Gladiatorenarenen sorgten jedoch dafür, dass Italien Austragungsort wurde.

Roosevelt1933ChicagoNGL

US-Präsident Franklin D. Roosevelt erhebt das Schwert und eröffnet das NGL-Endspiel 1933, Roosevelt erkannte früh die Bedeutung von Brot und Spielen und setzte es politisch gegen Depression und Faschismus ein

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde auch der deutsche Gladiatorensport neu betrachtet. Im Dritten Reich galt die Meisterschaftsliga als „verjudet“ und „studentisiert“. Studentenverbände wurden verboten, die Meisterschaftsliga formten die Nazis um in eine arische Sportveranstaltung. Viele jüdische Gladiatoren flohen ins Ausland, weshalb der Sport extrem an Qualität verlor. In UZL hätte Adolf Hitler Gladiatoren als undeutsch gesehen, aber in dieser Zeitlinie in Anbetracht ihrer Geschichte sah er in ihnen fränkische Recken. Die neue arisierte Meisterschaftsliga sollte eine Wiedergeburt des Fränkischen Gladiatorenhandwerks sein, dies schlug sich auch in der Ausrüstung der Wettkämpfer nieder, die den Traditionen der Franken entsprach. Darum war der faschistische Gladiatorensport zweigeteilt. In Deutschland wurden die angeblich germanischen Wurzeln der todesmutigen Franken gepriesen, Italien feierte das alte Rom. Sowohl der italienische wie auch der deutsche Gladiatorenverband kooperierten. Bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 1936 marschierten jedoch zuallererst Italiens Gladiatoren in die Arena, danach die Sportler anderer Disziplinen. Mussolinis Spektakel wurde in der demokratischen Presse als Selbstinszenierung bezeichnet, in der man den olympischen Gedanken vergeblich suche. Sowohl deutsche wie auch italienische Gladiatoren hatten nur eine Aufgabe; sie mussten funktionieren. Hitlers Olympiagladiatoren bestanden aus handverlesenen SS-Männern, die das Ziel verfolgten, die rassisch unterlegenen Gegner ausbluten zu lassen. Hitlers SS-Gladiatoren gelang es jedoch nicht, die 5 Kämpfer aus den USA zu überwinden. Hitler selbst sprach sich lobend über die „Teufelsyankees“ aus, die sein Team hinter Italien an den dritten Platz verwiesen. Amerika hatte ebenso politische Ambitionen, die Faschisten bei der Olympiade zu schlagen. Präsident Franklin D. Roosevelt sah im Faschismus eine Gefahr für die Demokratie. Er hatte die NGL ebenfalls für politische Zwecke bereits während der Weltwirtschaftskrise genutzt. In den 1930er Jahren waren die Zuseher von Ligakämpfen angewachsen, Baseball und Football blieben knapp darunter. Roosevelts New Deal half den Amerikanern, sich aus der Depression zu erheben, dazu nutzte er auch die Spiele und ließ Gratis-Essen verteilen. Dies war eine amerikanische Art von Brot und Spielen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gladiatorensport in den USA immer wichtiger, die Teams standen für Patriotismus und Demokratie und den Wohlfahrtsstaat der Roosevelt-Regierung. Ähnlich wie Churchill im Ersten Weltkrieg förderte Roosevelt den Aufbau einer Profidamenliga, denn Brot und Spiele gewährleisteten die Moral an der Heimatfront. Für die GIs gab es ebenso Brot und Spiele, diese lieferte das 1942 ins Leben gerufene US Army Gladiator Corps (USAGC) bei Frontaufführungen. Nach dem Sieg über die Achsenmächte verschwand der Faschismus, mit Ausnahme Spanien. Dort war man aber nicht so ehrgeizig. Was jedoch blieb, war, die Idee von Brot und Spielen in die moderne US-Politik einfließen zu lassen. Nachfolgende US-Präsidenten wussten genau, wie sie ihren Bürgern mit Spielen und gut inszenierten Medienauftritten imponieren konnten.

Befreier1945

US-Soldaten zeigen Hakenkreuzflagge in einer befreiten deutschen Stadt. Die Amerikaner brachten den "American Dream", dieser beinhaltete auch Aufführungen der US Army-Gladiatorenteams (USAGC), Deutschland 1945

In Rom fanden bis 1943 Gladiatorenkämpfe statt, in der Italienischen Sozialrepublik wurden Kämpfe wegen Männermangel unterbunden. Letztendlich war das leerstehende römische Kolosseum Opfer eines fehlgeleiteten Artillerieangriffs. Erst 1954 konnte der wiederaufgebaute Prachtbau wieder im demokratischen Italien wiedereröfnet werden.

1946/1991 - Kalter Krieg und die Spiele:[]

SJBDDR

Der Spartakusjugendbund war die staatliche Jugendorganisation der DDR, ihre Vorbilder waren der aufständische Gladiator Spartakus und der Spartakusbund von 1918

„Gladiatorenspiele sind Opium für das Volk!“

Wladimir Iljitsch Lenin

In der Nachkriegszeit kam es bald zum Kalten Krieg zwischen den kapitalistischen Staaten des Westens und der kommunistischen Sowjetunion. Der Ostblock verabscheute Gladiatorenkämpfe, diese hatten die Sowjets bereits 1917 verboten. Josef Stalin verachtete die von Roosevelt und später Harry S. Truman verbreitete Brot-und-Spiele-Politik. Im besetzten, aber pro-westlichen Japan schafften es die Amerikaner nicht, den Gladiatorensport so populär zu machen, wie sie es wollten. Die kommunistischen Länder sahen in gerade dieser Kampfsportart den Quell allen Übels, eine Krankheit, die seit den Römern die Zivilisation befallen hat. Der römische Gladiator Spartakus, der sich etwa 70 vor Christus gegen die „Klassenfeinde erhob“, war im Kommunismus schon länger ein Vorbild. Schon die deutschen Marxisten von 1918 gründeten den Spartakusbund. Nach dem Zweiten Weltkrieg im geteilten Europa erhielt der Name Spartakus wieder Bedeutung. Die Führung Ostdeutschlands erhielt von Moskau die Spartakusdirektive. Es entstand ein einheitlicher Jugendbund, der seine Wurzeln in der Spartakusbewegung der Zwischenkriegszeit hatte, außerdem zeigte er symbolisch, dass der Sozialismus nicht das geringste vom Gladiatorensport hielt.

Ronald ReaganFootball

US-Präsident Ronald Reagan war ein Meister darin, Sportveranstaltungen für patriotische Zwecke einzusetzen, hier wirft er einen American Football

Die jungen Mitglieder des internationalen Spartakusjugendbundes (SJD) waren nicht nur einfach Kinder, sie bildeten die Zukunft der Deutschen Demokratischen Republik und hatten klare ideologische Vorlagen. Der Bund trat aktiv gegen Gladiatorenspiele ein, eine kleine Delegation ostdeutscher Kinder besuchte 1955 Japan, um dort Propagandamaterial gegen die neue japanische Bushi-Gladiatorenliga zu verbreiten.  Die USA hatten ebenso eine Botschaft, sie verbreiteten American Sports, da in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt. Nach der Krise in Kuba 1961 ließ John F. Kennedy verschiedene Juniorsportligen subventionieren. In den 1960er Jahren stand die Welt knapp vor der Auslöschung, doch durch die große Anzahl an Sportübertragungen im Fernsehen war Amerika abgelenkt. Die Medien spielten in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine große Rolle, wenn es darum ging, die Bevölkerung der westlichen Länder von der Weltpolitik abzulenken. Brot und Spiele bedeutete nun auch, dass nationale Fußballligen von Regierungen gesponsert wurden. 1988 übernahm Präsident Ronald Reagan die Patenschaft über das American Footballteam der New England Patriots. Erst George Bush Senior besann sich wieder der NGL und kaufte sich dort mit eigenen Mitteln ein. Ende der 1980er erlitt die NGL einen Tiefschlag, ein anonymer Informant behauptete, dass die Sieger der Saison 1987 durch die US-Regierung festgelegt wurden. Dabei handelte es sich um tiefgreifende Korruptionsvorwürfe, der Stargladiator

Terrence Gene Bollea trat jedoch an die Öffentlichkeit und behauptete seinerseits, dass die ganze Angelegenheit eine Intrige der Sowjets sei, den Sport in ein negatives Licht zu stellen. Tatsächlich hatten KGB-Agenten immer wieder versucht, Gladiatorenspiele zu sabotieren oder verschiedene Ligen mit Korruptionsverdacht zu kompromittieren. Seit Michail Gorbatschow Generalsekretär der kommunistischen Partei der Sowjetunion wurde, gab es auch in einigen Ostblockstaaten Gladiatorenkämpfe. Dies war ein Versuch, sich dem Westen anzunähern, jedoch führte dies zu einer stärkeren Rivalität seitens der USA. Die sowjetischen Gladiatoren wurden verdächtigt, Doping zu betreiben und bei der WM 1988 in Mexiko Mitglieder des norwegischen Nationalteams mit Schlafmittel vergiftet zu haben, worauf Norwegen ausschied. Solche Verdächtigungen blieben bis zum Ende des Kalten Krieges auf beiden Seiten bestehen. In der DDR waren Gladiatoren trotz der neuen Gorbatschow-Politik 40 Jahre verboten. Als es 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands kam, pilgerten die "Ossis" in die westdeutschen Arenen, um selbst die Wunder des Kapitalismus sehen zu können. Die Bundesrepublik erweiterte 1991 die Bundesmeisterschaftsliga um weitere 5 ostdeutsche Teams. Diese neuen Mannschaften wurden teilweise aus Steuergeldern finanziert, sie sollten die Beliebtheit der Legislative Helmut Kohls steigern. Politik und Gladiatorenspiele gehörten schon während des Kalten Krieges zusammen.
HulkHoganGouverneurGeorgia

Ex-Gladiator und US-Gouverneur Terrence Gene Bollea verkündete Anfang 2019, für die republikanische Partei 2020 als Präsidentschaftskandidat gegen Donald Trump anzutreten

Aber nicht nur Politiker nutzen die Gladiatoren, auch Gladiatoren gelang der Sprung in die Politik. Der bekannteste US-Politiker der sich „in die Politik hochgekämpft hat“ ist der Gouverneur von Georgia, Terrence Gene Bollea. Bollea ist seit 2016 Gouverneur und setzt sich für mehr Sport an Schulen und Jugendheimen ein. Er war in den 1990ern maßgeblich daran beteiligt, die Weste der NGL wieder reinzuwaschen und steht für den amerikanischen Antikommunismus der Gladiatorenzunft.
TRumpGladiadormat

US-Präsident Donald J. Trump ist ein Meister von Brot und Spielen, früher promotete er in der NGL und gilt als Medienprofi, doch seine Politik hat die Republikaner tief gespalten, weshalb sie einen Gegenkandidaten für 2020 aufgestellt haben.

2016/2020 - Unsere Gegenwart, politische Übersicht:[]

„Amerika ist das neue Rom! Mögen die Spiele beginnen!“

Trump-Kritiker

2016; 25 Jahre sind seit Ende des Kalten Krieges vergangen. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden in unserer Gegenwart oft auch als „Das neue Rom“ bezeichnet. Als einzig wahre Supermacht prägte die USA die 1990er und 2000er. Seit dem 11. September 2001 sind die USA immer wieder in Feldzüge gegen terrorverdächtige Länder gezogen. Brot und Spiele waren daher in der Amtszeit George W. Bushs gefragt wie noch nie. Nach Bush und den Anti-Terrorkriegen traten die Spiele wieder etwas in den Hintergrund.  Aber seit einigen Jahren kam die Wirtschaftsmacht China hoch und wird immer mehr zum Rivalen der USA. China schickt sich an, die USA zumindestens wirtschaftlich auf den zweiten Platz zu verbannen. Auch bahnt sich seit 2014 ein neuer Kalter Krieg mit Russland an. Die Wirtschaftskrise 2008 hat dem amerikanischen Markt schwer zugesetzt. Die Politik Barak Obamas kam zwar in der Bevölkerung gut an, hatte aber in der konservativen Republikanischen Fraktion wenige Freunde. 2016, bei den Präsidentschaftswahlen, konnte der absolute Außenseiter Donald J. Trump obsiegen.

Conor McGregorChamp

Mixed Martial Art Champion Conor McGregor ist der Meinung, dass der Gladiatorensport von politischen Einflüssen befreit werden sollte, seit 2019 arbeitet er für dieses Ziel

Der blutige Anfänger, was die Politik angeht, hatte auch seine Stärken. In den 1990ern bis 2003 war Trump Promoter innerhalb der NGL, außerdem moderierte er die TV-Reality-Show

The Apprentice. Trump, der eher als Showmaster auftrat, überzeugte die Amerikaner mit flotten Sprüchen und Populismus. In dieser Zeitlinie ist US-Politik seit Roosevelt sehr eng mit Populismus und damit Brot und Spielen verzahnt. In der Nachkriegsgeschichte der USA sind Gladiatorenspiele wieder ähnlich beliebt wie im alten Rom. Durch seine NGL-Kontakte und Medienerfahrung gelang es Trump, sich gegen die blass und hölzern wirkende Hillary Clinton durchzusetzen. Der neue US-Präsident nahm kein Blatt vor den Mund und trat 2017 sogar selbst als Gladiator auf. Ein unvergesslicher Schaukampf, den er sich mit seinem Parteifreund Terrence Gene Bollea im Las Vegas-Colosseum gab. Die Begeisterung litt aber bald, denn Trumps politische Arbeit war alles andere als befriedigend. Er hob die Sozialleistungen des Vorgängers auf und zwang 2019 die Mexikaner durch das Anrücken von Panzern, mit dem Bau einer Grenzmauer zu beginnen. Rund 17 Tage standen US-Panzer an der Grenze, US-Marines unterstützten den Grenzschutz. Die Mexiko-Mauer-Krise zum Jahreswechsel 2018/19 brachte das Fass zum Überlaufen. Trump, der sich selbst als Medienprofi sieht, hatte zwar durch seine hohe Medienpräsenz seine Stammwähler, doch die Republikanische Partei war gespalten. Nun konnten auch Gratisverköstigungen bei NGL-Ligakämpfen nicht mehr über die Politsituation hinwegtäuschen. Trump machte bald auch ernst, was den Nordatlantikpakt anging und zog im Februar alle Soldaten von NATO-Operationen ab. Das US-Budget sollte nicht mehr dazu beitragen, Länder zu unterstützen, die, so sagte Trump; „Amerika nichts zurückggeben". Deutschland und Russland berieten sich daraufhin auf dem Weltfriedensgipfel in St. Petersburg über eine mögliche Allianz. Terrence Gene Bollea sprach sich nun sogar gegen seinen Freund aus und verkündete im März 2019, dass er selbst kandidieren will. Auch bisher unpolitische Prominente aus dem Sport kritisierten den Missbrauch von Brot und Spielen. Kernaussage der Kritik war es, dass die modernen Spiele auf einem faschistischen Fundament gebaut waren, dessen Grundsteinleger Benito Mussolini war. (Siehe Gladiatoren im Faschismus) Scharfe Kritiker sind heute der Ansicht, dass die NGL im 21. Jahrhundert zu einem totalitären Machtinstrument zur Massenkontrolle geworden ist. Verschwörungstheoretiker gehen sogar so weit, zu behaupten, dass die NGL das Instrument der Weltverschwörerorganisation Illuminati und damit der New World Order ist. Keine andere Sportveranstaltung hat so viele Zuschauer wie das NGL-Finale. Selbst der beliebte Superbowl beklagte sich 2018 über sinkende Werbeeinnahmen, da Sponsoren eher die NGL bevorzugten. Kampfsportarten wie Boxen, Judo oder auch Mixed Martial Arts stehen im Schatten der Gladiatorenspiele. Der ehemalige UFC-Kämpfer Conor McGregor gründete daher Anfang 2019 eine politische Bewegung, die sich für die Trennung von Sport und Politik ausspricht. Damit will McGregor die Rechte anderer Sportarten und die Einvernahme der US-Bürger durch ihren Präsidenten beenden.  In der EU und in Russland steht man den „Spielchen“ Präsident Trumps ablehnend gegenüber.
MerkelPutin

Angela Merkel und Wladimir Putin sind sich nicht immer einig, aber für sie haben Brot und Spiele nichts in der Politik zu suchen. Merkel sagte 2015, sie sei nur einmal in einen Gladiatorenkampf gegangen, habe ihn aber gleich wieder verlassen. Weltwirtschaftsgipfel St. Petersburg Februar 2019

Er wird oft mit dem römischen Kaiser Commodus verglichen, der genau wie Trump ein Talent hatte, sich als Gladiator aufzuspielen. Seit der Einigungsphase Deutschlands haben sich die politischen Verbandelungen in der Bundesmeisterschaftsliga weitgehend aufgelöst. Die CDU-Kanzlerin Angela Merkel gab sogar zu, nur einmal in ihrem Leben einem Kampf beigewohnt zu haben. Merkel war als Kind wie jeder DDR-Bürger im Spartakusjugendbund und hat dadurch eine starke Ablehnung entwickelt. Die Russen sehen in den amerikanischen Spielen vermehrt wieder die ideologischen Unterschiede. In Österreich gibt es eine kleine Gladiatorenliga, die aber kaum politische Relevanz hat.
Gladiatoren21jhd

Retiarius kämpft mit ungefährlichem Dreizack. Auf dem Bild sind Gladiatoren mit historischer Ausrüstung zu sehen, solche Ausrüstung ist teuer, daher gibt es auch nur eine Handvoll Sportclubs, die historische Kämpfe ausrichten

2020 - Gladiatorensport als Freizeitbeschäftigung:[]

2020; Der Gladiatorensport ist nichts, dem man so ohne weiteres in Parks oder auf Spielplätzen begegnet. Um in diesen teuren Sport einzusteigen, benötigt man eine dicke Börse, die meisten Gladiatorensportclubs stellen Leihausrüstung zu Verfügung. Fußball, Basketball oder Football sind immer noch einfacher umzusetzen und daher als aktive Sportarten viel populärer. Hat man sich als Sportbegeisterter dennoch entschieden, in einen Club zu gehen und möchte sich eine Ausrüstung kaufen, steht man vor 3 Fragen: 1)
Karbonstahl

Ein preisgünstiges Schwert aus Advanced High Strength Steel (AHSS) kann industriell gefertigt schon um 150 Euro erworben werden, dabei ist so etwas nur als Einsteigerklinge zu gebrauchen

Möchte ich historischen Gladiatorenkampf betreiben? 2) Auf welche Gladiatorengattung will ich mich festlegen? 3) Benutze ich Leihausrüstung oder meine eigene? Diese drei Fragen sind außerordentlich wichtig. Will man historischer Gladiator als Sport betreiben, hat man natürlich auch die höchsten Kosten. Historische Arm- und Beinschienen werden auch heute noch von Handwerksbetrieben gefertigt. Leder, Stoff, Holz, Eisen bzw Stahl gehören zu den Grundmaterialien. Besonders teuer und fast unerschwinglich sind die Kettenhemden des Scissor oder des Dimachaerus. Heutzutage gibt es europaweit nur noch wenige Rüstungsmacher, die ein originalgetreues Kettenhemd herstellen können. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Gladiatorengattung des Scissor nur etwas für reiche Enthusiasten ist. Schwerter und andere Waffen schmieden zu lassen, dass sie historisch passen, ist aufwendig. Diese Waffen dürfen auch nicht tödlich sein, der Dreizack beispielsweise wird mit Kugeln anstelle von Spitzen verkauft. Je originalgetreuer, desto mehr muss auf den Tisch gelegt werden. Da auch Gladiatorenausrüstung aus modernen Materialien zu kaufen ist, gehen die Preise drastisch zurück, wenn man sich für moderne Teile entscheidet. Schilde aus Aluminium sind günstig, Ausrüstung aus Karbon ist leicht, aber teuer. Darum ist es notwendig, sich für eine Gattung zu entscheiden, will man sich auf den Netzkampf spezialisieren? Oder als Thraex das gebogene Kurzschwert meistern? Oft sind Ausrüstungen wie der Turmschild relativ billig und können für verschiedene Gladiatorengattungen verwendet werden. Schilde sind zwar preiswert, müssen aber oft viele Hiebe einstecken und sind daher starkem Verschleiß ausgesetzt. Darum ist es oft billiger, ein teures aber stabiles Schild zu erwerben als ein günstiges. Hat man sich für eine Gattung entschieden, hat man die Wahl, sich Rüstung und Waffen im Club auszuborgen. Das ist aber oft problematisch, wenn man wirklich öfter und intensiver kämpft. Gut auf den Kämpfer ausbalancierte Schwerter oder passende Arm- und Beinschienen gibt es dann kaum. In den letzten Jahren sind die Preise für High Tech-Ausrüstung stark gefallen und erschwinglich geworden. Ein Helm kann im Sportgeschäft schon um 500 Euro erworben werden, will man mehr als den „Aluminiumbomber“, so kann man mit Preisen bis zu 4000 Euro für Carbonhelme rechnen. Alles in allem finden Freizeitkämpfe meistens hinter verschlossenen Türen statt. Der Gladiatorensport ist ähnlich wie das europäische Fechten oder das japanische Kendo etwas, das ausgesprochen viel Übung benötigt. Es gibt Freizeitligen und Wettbewerbe, zu den Anschaffungskosten der Ausrüstung kommen dann auch noch die Vereinsbeiträge. Will man in einer Freizeitliga antreten, ist auch darauf zu achten, dass die eigenen Waffen den Gewichtsregeln entsprechen. Dazu gibt es in fast jedem Club ein Regelwerk, die modernen Karbonausrüstungen sind daher nicht überall zugelassen, da sich wegen ihrer Leichtigkeit Vor- oder Nachteile ergeben könnten. Profigladiatoren der NGL verwenden seit Jahren Karbon und verzichten auf Lederprodukte, da die Liga entschieden hat, dass kein Tier mehr zu schaden kommen sollte.

2020 - Soziologische Effekte:[]

Brot und Spiele, der Gladiatorensport an sich, die politischen Verquickungen und soziale Umstände haben vor allem in den USA tiefe Spuren hinterlassen. Der Besuch eines Ligakampfes ist in den USA unentgeltlich, dies ist Teil der staatlichen Brot-und-Spiele-Politik. Die Arenabesucher haben so die Chance, Teil einer Milliardenunterhaltungsindustrie zu werden. Die Menschen erhalten gratis Tickets und manchmal Verköstigung, das gilt als Sozialprogramm gegen die Armut in Amerika. Der Gladiatorensport ist eng mit der Wirtschaft verknüpft, die Bürger kaufen Sportartikel, T-Shirts, Kaffeetassen, Lunchboxen, Schultaschen, Computer- und Konsolenspiele. Dadurch ist die NGL fast in jeder Lebenslage vertreten und verdient durch Franchise Milliarden. Der Great Deal (1933-1936) von Franklin D. Roosevelt war die erste Reform, die Brot und Spiele in den amerikanischen Wohlfahrtsstaat einfliegen ließ. Die Menschen vertrauen seither darauf, dass sie von ihrer Regierung nicht im Stich gelassen werden, darum ist die Zustimmung der Unterschicht für ihren Präsidenten im allgemeinen sehr hoch. Auch das Vertrauen in Großkonzerne konnte so in den USA gestärkt und gefestigt werden. Konzerne wie Monsanto, Nestle, Coca-Cola,

AufblasbaresSpielzeug

Kinder mit aufblasbaren Spielzeugwaffen spielen Gladiator, der Beruf Gladiator ist bei den 8- bis 12-jährigen durchaus erstrebenswert

McDonalds oder Walmart haben Sponsorenverträge mit der Liga und einzelnen Teams. Weltweit versuchen Milliardenkonzerne, ihre Produkte über Werbung und Brot und Spiele populär zu machen, mit Erfolg.
BrasilienRegionalligaGladiators

Kampf in der brasilianischen Unterliga, viele Straßenjungen träumen von Ruhm und Reichtum als Gladiator, Porto Alegre 2019

In der Europäischen Union ist es Monsanto gelungen, ihre genetisch manipulierten Agrarprodukte als gesund und köstlich zu vermarkten. Die Gen-Lobby ist damit stark wie noch nie und drückt auch in Europa ihre Produktpalette durch. (Monsanto wurde nicht durch Bayer aufgekauft.) Der Verzehr von Hamburgern und Cheeseburgern während der Ligasaison ist seit 1995 stark angestiegen. Viele junge Leute haben sich zum Ziel gesetzt, Gladiatoren zu werden. Profigladiatoren haben eine Spezialdiät, die dazu führt, dass sich Fettpölsterchen bilden, die sie vor oberflächlichen Schnittwunden schützen.
AutoGewinn2019

Es winken großartige Gewinne wie hier ein PKW mit dem Autogramm von Stargladiator Eddy Mahoon, Sponsor sind "The Caesars", Las Vegas 2020

Schon im alten Rom gab es eine Diät, die es den Gladiatoren erlaubte, Fett anzusetzen. Schon die Jüngsten spielen bereits gerne Gladiator, dazu benutzen sie Spielzeugwaffen aus dem NGL-Franchise oder zugelassenen Partnern. Diese Art von Jungsportler wollen später zunehmen und besuchen auch gerne mal die von der NGL als förderlich betrachteten Fastfood-Ketten. Schon auf der Schule gibt es Gladiatorenkurse, die meist dazu führen, dass die Jugendlichen sich an der Universität in ein Campusteam einschreiben. Nicht nur die Amerikaner haben den Wunsch, Profigladiator zu werden, vor allen in Dritte-Welt-Ländern gibt es vielversprechende Talente. Die Straßenjungen von Brasilien, oder die Dorfjugend Indiens. Viele sehen nur eine Chance, ihrem tristen Alltag zu entkommen und wenden sich den vielen Unterligen zu. Die höchsten Vertragssummen gibts in der NGL. Hat man es in seinem Land zum Gladiator geschafft, ist der Sprung in die „reiche“ USA das einzige Ziel. Die Verschärfung der Einwanderungsgesetze seit 2017 hat jedoch dazu geführt, dass insbesonders mexikanische Gladiatoren Sondergenehmigungen bekommen. Solche Mexikaner die „Dem Land helfen“, wurden durch die Trump-Legislative immer mit offenen Armen aufgenommen. Der Anteil an Latinos in der NGL stieg um 3%, was sich die Regierung als Integrationserfolg auf die Fahnen schrieb. Da solche Ausländer dem Land und der Regierung was bringen, gelten hierbei andere Voraussetzungen als etwa für arme mexikanische Einwanderer. Ein weiterer Aspekt der Brot-und-Spiele-Politik ist weltweit das Verteilen von Geschenken. Bei Ligakämpfen gibt es Gewinnspiele, ob nun vor Ort in der Arena oder auch über das Internet. Diese Gewinnspiele haben auch ihre Ursprünge im alten Rom. Damals warf man hohle Kugeln mit Gutscheinen ins Arenavolk, diese beinhalteten Gewinne wie Essen, Nutztiere oder Sklaven. In der Gegenwart finden sich unter den Gewinnen Menüs von Fastfood-Ketten, Smartphones, Spielkonsolen oder sogar Luxusautos. Während des NGL-Finales im November 2020 gab es den neuen 2020er Cypway Cruiser zu gewinnen. Dieses Auto im Wert von 78.000 $, gesponsert von der Casinokette Caesars Palace, kam einem texanischen Ehepaar zugute. Solche wertvollen Geschenke mögen in unseren Augen die reinste Verschwendung sein, doch die Sponsoren verdienen sich eine goldene Nase, ein 78.000 $-Auto ist da nur ein Peanut. Regierungen, die den Gladiatorensport unterstützen, sind einer Statistik des Gallup-Instituts zufolge um 10% beliebter und stabiler. Besonders die amerikanische Regierungspolitik hat dies bewiesen, je schlimmer die Zeiten, umso gefragter Brot und Spiele. Seit dem Bankenskandal 2008 ist der Ruf nach Brot und Spielen immer lauter geworden, dieser wird von einer Industrie gefördert, deren Köpfe bis in die obersten Regierungsebenen mitmischen. In Asien ist ein weiteres soziales Phänomen entstanden; E-Sports. Seit den 1990er Jahren gibt es in Südkorea eine E-Sports-Gladiatorenliga. Dabei treten junge Videospieler mit vernetzten Computern/XBox One im Spiel an. Es gibt verschiedene Gladiatorenspiele mit unterschiedlichen Stufen an Realismus. Einige dieser Spiele sind einfache Arkade-Beat 'em ups, andere erlauben dem Spieler Feineinstellungen der Teamtaktik und die Schärfe der Klingen festzulegen. E-Sport-Ligen sind in Korea so beliebt, dass sie sogar durch die offizielle Gladiatoren-Liga finanziert werden. Computerspiele bringen Einnahmen und machen
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Gladiatoren Beat 'em ups sind beliebt, ob am PC, der Konsole oder als Smartphone App

auch noch Werbung für die wahren Spiele in den Arenen. Auch „Zocker“, die lediglich auf ihrer privaten Konsole spielen stehen jedes Jahr neue Gladiatoren-Sportspiele zu Verfügung. Die bekannteste Reihe ist NGL Live, dieses Lizenzprodukt erlebt seit der ersten Version von 1996 jedes Jahr eine verbesserte Neuauflage. Dabei stehen den Spielern die Original-Teams mit Gladiatorennamen zu Verfügung. Auch NGL Live wird in E-Sport-Ligen gerne gespielt. Doch es gibt auch Kritiker, die behaupten, dass solche Art von „Killerspielen" für Amokläufe mit Stichwaffen an Schulen verantwortlich sind. Es gibt keinen Beweis, dass Gladiatorenspiele tatsächlich Gewalt fördern, doch tauchen immer wieder Klingen, Dolche und Kurzschwerter an öffentlichen Schulen auf.
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Das Handwerk des Waffenschmieds hat wieder Hochsaison, Waffenschmied stellt einen Dimachaerus-Kampfdolch her

Ein positiver Effekt ist die Tatsache, dass seit 2010 wieder mehr Waffenschmied-Lehrlinge ihre Lehre begonnen haben. Dieses alte Handwerk war im 20. Jahrhundert bereits so gut wie tot, erst mit der NGL und der Nachfrage nach mehr Gladiatorenausrüstung wurde dieser Beruf wiederbelebt. Rüstungsmacher sind dennoch selten und es besteht eine große Nachfrage. Da der Gladiatorensport in Europa, Nord- und Südamerika, Australien und teilweise Asien beliebt ist, hat sich auch eine Gegenfraktion gebildet. Es gibt Gruppierungen, die sich gegen Schaukämpfe aussprechen, da es immer noch Todesfälle bei Matches gibt. Die meisten Ligen haben strikte Kontrollen, was die Waffen angeht, sie sind aber dennoch Waffen. 2018 kam es in Mönchengladbach erstmals seit drei Jahren wieder zu einem Todesfall während eines Bundesmeisterschafts-Ligaspiels. Die Reaktion der Öffentlichkeit war gespalten, die Befürworter meinten, dies sei Berufsrisiko. Es formierte sich aber schnell Widerstand in Form der Salafisten. Moslems lehnen Gladiatorensport aus religiösen Gründen ab, Kulturvereine versuchen schon seit Jahrzehnten, den Gladiatorensport aus der Öffentlichkeit zu verbannen, vergeblich. Islamistische Hardliner
IslamistenAntiGladiator

Salafisten in Mönchengladbach protestieren gegen Gladiatorenkämpfe in der Bundesmeisterschaftsliga, 2018

sind der Meinung, dass der Große Satan Amerika den Gladiatorenkampf auch in der islamischen Welt verbreiten will, um die Gläubigen zu knechten. Es gab immer wieder Terroranschläge auf Arenen, zu denen sich der Islamische Staat (ISIS) bekannte. Diese Fanatiker verleugnen dabei immer wieder, dass auch in moslemischen Ländern Gladiatorensport betrieben wurde und wird. (Siehe Gladiatorenspiele im Islam) Der islamistische Terror richtet sich auch heute noch gegen westliche Einrichtungen und eben auch Gladiatorenarenen. Die weltweite Corona-Pandemie zwischen Februar und August 2020 fachte nun ernsthafte Diskussionen zum Thema Gladiatorenkampf an. Im Großteil der Welt wurden „Geisterkämpfe“ abgehalten. Diese Gladiatorenkämpfe fanden unter Ausschluss von Publikum und durch Corona-negativ getestete Athleten statt. Von Seiten der Staaten war klar, dass in einer solchen Pandemie nur die regelmäßige Übertragung der Wettkämpfe den inneren Frieden sichern konnten. Denn auch wenn es keine Zuseher in den Arenen geben durfte, gab es eine Flut an Geschenken in Fernsehen und Internet, womit sich die Regierungen die Loyalität der Bürger erkaufen wollten. Diese Herangehensweise brüskierte die Kritiker des Sports, die nun auch immer wieder fundamental religiöse Argumente ins Feld führten. Christliche sowie islamische Sprecher erklärten in seltsamer Einstimmigkeit, dass Gott persönlich der Gladiatorensport verhasst sei. Doch die Gladiatorenindustrie hat besonders in der Corona-Krise neue Formen der Verbreitung gefunden. E-Gladiatoren sind nun beliebter als je zuvor. Die große Weltwirtschaftskrise nach Corona soll nun verstärkt durch Brot und Spiele übertüncht werden.

Gladiatorenschulen der NGL Saison 2019/2020:[]

Umfrage:[]

Am Ende noch die Umfrage! Diesmal nicht, wie es weitergehen kann, sondern eine andere Frage, die mich beim Schreiben dieser Zeitlinie beschäftigte. Gladiatorenspiele gehörten zum Alltag im antiken Rom. Die Menschen im Römischen Reich lebten ähnlich wie wir in einem Staat, der meistens eine gerechte Justiz vertrat. Zwar war einiges anders, aber ich habe mich immer gefragt, ob die Römer an sich immer etwas gewalttätiger und skrupelloser als andere Völker waren. Damit meine ich die römischen Bürger selbst, das Volk. Auf unsere Zeit umgesetzt ist es jetzt die Frage, ob eine Gesellschaft, die sich auf Brot und Spiele stützt und Gladiatorenkämpfe ausrichtet, prinzipiell von ihrer Psyche her mehr Gewaltpotential hat? Sind wir weniger gewalttätig? Oder ist es egal, ob man sich einen Boxkampf ansieht oder einen Gladiatorenkampf? Färbt die Gewalt ab? Hier also eine interessante Frage, die ihr für euch beantworten könnt.


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