Die Rache von Chiwa | |
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Zeitspanne | 2018 |
Ort | Chiwa, Usbekistan |
ZdA | Attentat auf den russischen Botschafter in Chiwa |
Kurzinformation | Nach einem Attentat in der usbekischen Oasenstadt Chiwa beginnt ein Konflikt zwischen Usbekistan und der Russischen Föderation. Da die Ermittlungen zu Tage bringen, dass ein Mitarbeiter des usbekischen Geheimdienstes hinter dem Angriff steckt, fordert Russland als Entschädigung die Rechte an Ländereien im Westen Usbekistans, um einen Militärstützpunkt mit Weltraumbasis zu errichten. |
Vorgeschichte der Stadt Chiwa
Chiwa ist eine Oasenstadt in Asien, die 714 gegründet wurde. Die Stadt war schon immer wichtig für die örtlichen Herrscher, da sie an der Hauptverkehrsstraße zwischen Europa und Asien liegt. Über die Jahrhunderte wurde Chiwa immer wieder erobert und musste sich an den neuen Machthaber anpassen. 1873 wurde die Stadt von russischen Truppen erobert, da am Oxusufer Gold vermutet wurde. Die Einwohner Chiwas waren zwar mehrheitlich muslimisch, jedoch stark den Russen zugewandt. Diese waren deutlich fortschrittlicher und nicht so brutal wie die alten Herrscher. Von 1920 bis 1925 war Chiwa Hauptstadt der Volksrepublik Choresmien. Dann wurde die Stadt Teil der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik in der Sowjetunion. Seit 1991 gehört sie zum souveränen Staat Usbekistan. 1997 feierte Usbekistan das 2500-jährige Bestehen der Stadt Chiwa mit einem großen Fest. Im Jahr 2017 hat Chiwa etwa 55.000 Einwohner.
Attentat auf den russischen Botschafter
Durch den starken Einfluss von russischstämmigen Einwohern in der Stadt sollte eine Schule unter der Schirmherrschaft der russischen Botschaft eröffnet werden. Dafür reiste der russische Botschafter in Usbekistan extra nach Chiwa, um in einer Zeremonie und mit einer Rede die Schule feierlich zu eröffnen.
Der Botschafter betrat die Rednerbühne, als Schüsse fielen. Aus dem Publikum schießt ein Mann im Anzug auf den Botschafter und trifft ihn viermal. Zwei Treffer ging in den Oberschenkel, einer in die Schulter und der schlimmste war ein Treffer mitten in die Seite des Botschafters. Er sank zusammen und fiel die Treppen hinauf. Die Menschen im Publikum waren in Schockstarre, der Täter konnte aus dem Hof flüchten. Dem Botschafter hingegen war nicht mehr zu helfen, er starb noch am Tatort. Die usbekische Polizei rückte sofort in die Kritik, denn die ohnehin wenigen Polizisten haben keine Einlasskontrolle durchgeführt und den Täter nicht fassen können. Das Schild der Schule war noch immer mit einem Tuch verhüllt, das mit Blut verspritzt war. Die anwesenden Kinder mussten psychisch betreut werden, sie wollten am Tag darauf in das Gebäude einziehen..
Russische Empörung über die schleppenden Ermittlungen
Am Tag darauf berichten die Medien in Dauerschleife über den tragischen Anschlag in Chiwa, vor allem für die russischen Medien gab es kein zweites Thema in ihren Sendungen. Präsident Putin meldet sich in einer TV-Botschaft und verspricht eine lückenlose Aufklärung und eine harte Bestrafung für den Mörder. Er sprach der Familie des Botschafters sein tiefstes Beileid aus: "In dieser schweren Zeit denke ich an die Hinterbliebenen unseres Freundes und spreche ihnen im Namen des gesamten russischen Volkes mein tiefstes Beileid aus". Des weiteren forderte er den usbekischen Präsidenten auf, den Mörder "so schnell wie möglich" zu finden und ihn vor ein Gericht zu bringen. In einem persönlichem Gespräch mit dem usbekischen Botschafter in Moskau betonte auch Außenminister Lawrow die Wichtigkeit der Sache: "Keinesfalls dürfe man eine so eine abscheuliche Tat ungesühnt lassen!".
Zwei Wochen nach der Ermordung wurde in einer Zeremonie mit militärischen Ehren dem Getöteten gedacht. Auch Präsident Putin nahm an dem Gottesdienst teil.
Indessen versucht die usbekische Polizei, den Mörder zu finden, bisher ohne Erfolg. Der Täter scheint einfach verschwunden zu sein. Mittlerweile hat sich auch das Innenministerium in den Fall eingeschaltet, denn der Druck aus Moskau wird immer größer. Die Russen wollen Ergebnisse sehen und fordern eine Entschädigung. In einer Pressekonferenz zweifelte Außenminister Lawrow an, ob Usbekistan überhaupt an der Aufklärung interessiert sei. Der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev - ein für usbekische Verhältnisse russlandkritischer Mann - zeigte sich über die Vorwürfe empört und wies diese zurück. Doch Lawrow legte nach und sagt in einem Interview offen, dass er glaube, dass Usbekistan den Täter decken will, um die Russen aus Usbekistan zu vertreiben. Während in Russland eher Verwunderung über diese Aussage herrschte, war man in Usbekistan empört. Präsident Shavkat Mirziyoyev ging auf der Pressekonferenz in Taschkent fast an die Decke vor Wut. Er konnte sich kaum mehr beherrschen und warf den Russen Kriegstreiberei und Verbreitung von Lügen vor. Russland wolle absichtlich dem Ansehen Usbekistans schaden, erklärte er und zerknüllte dabei vor Wut seine Notizen. Er veranlasste die sofortige Ausweisung des russischen Botschafters und kündigte den Verteidigungspakt von 2010 ausdrücklich auf.
Der Täter ist gefasst!
Acht Wochen nach dem Attentat auf den russischen Botschafter präsentieren die usbekischen Behörden einen Tatverdächtigen. Yuri E. ist Mitarbeiter des usbekischen Geheimdienstes MXX und in der Abteilung Militäraufklärung tätig. Ermittlungen ergaben, dass Yuri E. in seiner Schulzeit von einer Gruppe russischstämmiger Mitschüler schikaniert und gedemütigt wurde. Er hegte seitdem einen Hass auf Russen und wollte sich mit dem Anschlag an einem Russen rächen.
In einem großen Gerichtsverfahren wurde Yuri E. zu lebenslanger Haft verurteilt.
Weiterer Verlauf der Usbekisch-Russischen Beziehungen
Trotz der Erfassung und Verurteilung des Täters, zeigte sich die russische Führung nur bedingt kooperationsbereit. Weiterhin behaupten hohe russische Politiker, dass Usbekistan einen bösen Plan gegen die Russen hegt. Um diese Unterstellung zu untermauern, legt Verteidigungsminister Sergei Schoigu Satellitenbilder vor, die beweisen sollen, dass sich usbekische Truppen in russischem Luftraum befunden haben. Zudem will er wissen, dass die Usbeken an einer anti-russischen Verschwörung arbeiten.
Natürlich lässt Shavkat Mirziyoyev das nicht auf sich sitzen und weist die "dreckigen Lügen" in aller Härte zurück. Im Gegenzug wirft er Russland vor, die Region spalten zu wollen. Die Beziehungen verschlechtern sich zunehmend.
An einem Wintermorgen 2018 kommt es auf dem Aralsee zu einem Militärkonflikt zwischen einem usbekischen Patrouillenboot und einem russischem Schnellboot, das in Kasachstan stationiert ist. Die Schiffe näherten sich auf bis zu 50m an, das usbekische Boot feuerte einen Warnschuss ab. Das russische Schnellboot drehte ab. In den russischen Medien wurde das als ein Anhaltspunkt für den Hass der Usbeken auf Russland gedeutet. Die russische Armee hat ihr Kontingent in Kasachstan und auch in Turkmenistan um 10.000 Soldaten erhöht und will so Druck auf die usbekische Führung ausüben.
Forderung aus Moskau
Um einem Krieg aus dem Weg zu gehen, bietet die russische Führung Usbekistan einen Deal an. Um diesen Shavkat Mirziyoyev vorzustellen, reisten 20 Topdiplomaten nach Taschkent und trafen sich mit dem Präsidenten.
Sie sollten den Präsidenten zum Unterschreiben bewegen und - falls er sich weigere, mit den Konsequenzen drohen.
Der Deal beinhaltete folgendes Angebot der Russen:
Die Russische Föderation verzichtet auf eine weitere Eskalation der Lage und beendet alle Sanktionen gegen Usbekistan, wenn die usbekische Regierung der Errichtung einer Militärbasis in der autonomen Republik Karakalpakistan im Westen des Landes zustimmt. Warum die Militärbasis genau an diesem Ort gebaut werden soll und nicht etwa in Kasachstan oder Turkmenistan, wo ohnehin bereits russische Soldaten stationiert sind, wurde nicht näher genannt.
Falls sich Präsident Mirziyoyev weigern sollte, den Deal anzunehmen, drohten die Diplomaten mit verheerenden Folgen für Usbekistan, ohne auch auf diese näher einzugehen. Angedeutet wurden die Konsequenzen zwei Tage nach der Unterbreitung des Abkommens in dem westusbekischen Ort Karakalpakiya. Etwa 30 Soldaten kamen in der Ort und schüchterten die Menschen ein. Laut der Bevölkerung sprachen die Soldaten Russisch, die Männer trugen allerdings kein Hoheitsabzeichen, sodass man die Zugehörigkeit nicht abschließend klären konnte.
Mirziyoyev's Entscheidung
Die russischen Vertreter setzten eine Frist von zwei Wochen an. In dieser Zeit musste Shavkat Mirziyoyev eine Entscheidung fällen. Drei Tage vor Ablauf der Frist gab er der Russischen Föderation bekannt, dass er Land in Karakalpakistan zur Verfügung stellen wird.
Folgen
In einer TV-Ansprache wendete er sich an sein Volk und erklärte, dass er die Streitigkeiten mit Russland auf Eis legen wolle und alle Sanktionen aufheben werde. Zudem erklärte er, dass russische Soldaten friedlich in Usbekistan stationiert werden sollen. Diesen Schritt erklärte er mit einer gestiegenen Sicherheitslage in der Region.
Das usbekische Volk reagierte irritiert, hetzte er vor drei Wochen doch noch über die "russischen Lügen". Und jetzt sollen russische Soldaten kommen? Die Menschen in der Republik Karakalpakistan freuten sich mehrheitlich, bedeuteten Soldaten doch immer auch einen wirtschaftlichen Aufschwung, sie hofften auf mehr Wohlstand und Sicherheit. Zudem war für sie die Gefahr eines Krieges, der für Usbekistan verhehrende Folgen gehabt hätte, nun gebannt.
Russische Militärbasis in Usbekistan
Die Russische Militärbasis in Karakalpakistan ist ein etwa 80km² großes Gelände fern ab jeder Zivilisation.
Sie besteht aus einer Kaserne, einem Trainingsgelände, einem Flughafen und einer Raketenabschussrampe. Weitere geheime Einrichtungen sollen sich unter den Gebäuden befinden. Zurzeit sind etwa 8.000 Soldaten in der Kaserne stationiert, von denen etwa 1.500 zur Luftwaffe gehören. Ein Teil des 426. Luftwaffenkommandos wurde aus Armenien nach Usbekistan verlegt.
Die USA vermutet in Karakalpakistan ein Testzentrum für neue Militärtechniken und Raketen. Auch ein Testgelände für Atomsprengköpfe wird nicht ausgeschlossen. Die amerikanische Armee will eine erhöhte Strahlung um die Basis gemessen haben. "Der Boden der usbekischen Steppe sei gut für unterirdische Höhlen oder ähnliches geeignet" heißt es aus dem Pentagon. Auch die Raketenrampe bereitete den Amerikanern Sorge, denn die Russen hatten mit Baikonur in Kasachstan bereits eine große Rampe für Raketen. Wieso sollten die Russen also eine zweite Rampe benötigen? Aus Moskau gibt es dazu keine klaren Aussagen. Laut dem Verteidigungsministerium handelt es sich bei der Rampe um "eine völlig ungefährliche Einrichtung zum Abschuss von Raketen und Satelliten ins All, wie es unzählige auf der Welt gibt".
Das Gelände um die Basis ist weitgehend abgeriegelt, schon 50km vor der Kaserne gibt es Straßensperren und Kontrollstellen. Bewaffnete Soldaten patrouillieren mit Geländewägen durch die Steppe.
by Masl99
Ich habe übrigens kein Problem mit Russland oder Russen :)