
Der neue Großadmiral
Erich Johann Albert Raeder (* 24. April 1876 in Wandsbek, damals noch nicht Teil von Hamburg) ist seit 1928 Leiter des Oberkommandos der Marine und ab 1935 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Er erhielt am 30. Januar 1937 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Anfang April 1939 wurde er zum Großadmiral befördert, dem ersten seit Tirpitz. Seit April 1941 ist er allerdings in die "Führerreserve" versetzt.
Vorleben[]
Raeder hat sich schon mehrfach schriftstellerisch betätigt und übersetzte den französischen Seekriegsexperten René Daveluy. In der Weimarer Republik beschäftigte er sich mit dem Kreuzerkrieg und arbeitete die These heraus, dass die Passivität der deutschen Flotte in der Nordsee der britischen Seite ermöglicht habe, das deutsche Kreuzergeschwader beim Seegefecht bei den Falklandinseln vernichtend zu schlagen. Diese Erkenntnis wurde für ihn zu einer wichtigen Grundlage seiner späteren Erwägungen und Entscheidungen als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Außerdem studierte er Nationalökonomie, Verwaltungsrecht, Staatswissenschaften und Wirtschaftsgeschichte. Im April 1931 entließ er den späteren Leiter des NS-Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, wegen „ehrwidrigen Verhaltens“ aus der Marine. Seitdem sind sie Erzfeinde. Raeder mag auch den anderen Geheimdienstchef Wilhelm Canaris nicht: "Unmöglich! Mit dem Mann kann ich nicht arbeiten."
Noch im Jahre 1932 hegte er keine Sympathien für Adolf Nazi. So nannte er dessen politische Reden „verbrecherisch“ und war der Auffassung, dass er seine Partei in eine üble Lage hineinmanövriert habe.
Unter den Nazis[]
Nach der Machtübernahme setzte Raeder alles daran, den "Führer" von der Notwendigkeit einer schlagkräftigen Marine zu überzeugen. Dieser hatte zuvor in „Mein Kampf“ einen Verzicht auf Seerüstung eingefordert. Diese sei für die Feindschaft Großbritanniens im Ersten Weltkrieg verantwortlich gewesen – das Inselreich nahm in seinen Zukunftsplänen aber den Platz eines Verbündeten ein. Mit dem Hinweis auf die französische Marine scheint es Raeder in einer Unterredung im März 1933 gelungen zu sein, Adolf Nazis Zustimmung zum Ausbau der Marine zu erhalten. Im selben Jahr gab er den Befehl, den Nazi-Gruß offiziell in der Marine einzuführen (wohingegen das Heer dies verweigerte).
Auch die Anbahnung des deutsch-britischen Flottenabkommens ab 1934 bereitete er mit gemischten Gefühlen vor, denn das letztendlich vereinbarte Verhältnis von 35:100 zur britischen Flotte hielt er für zu niedrig angesetzt. Da das Abkommen aber endlich den lange ersehnten Bau von Großkampfschiffen gestattete, gab Raeder sich zunächst mit den Umständen zufrieden und forcierte den Bau der ersten Schlachtschiffe und des ersten Flugzeugträgers, der "Graf Zeppelin" getauft wurde. 1937 plante er schon Schlachtschiffe mit einem Gewicht von 100.000 Tonnen.
1936 gab er den Auftrag, die neue Klasse der Tross-Schiffe zu bauen, die andere Kriegsschiffe auf See nicht nur mit Treibstoff, sondern auch Nahrung, Frischwasser, Munition, und Ersatzteilen versorgen sollten. 1938 wurden die ersten fertiggestellt.
Im Herbst 1938 hatte die Marineführung erstmals ein Konzept für den Aufbau einer Seestreitmacht erarbeitet, das auch eine mögliche Feindschaft Großbritanniens berücksichtigte. Raeders Beschäftigung mit dem Kreuzerkrieg machte sich hierbei insofern bemerkbar, als ein weltweiter ozeanischer Handelskrieg mit kreuzerartigen Einheiten als Kern der Strategie vorgesehen war. Der als „Z-Plan“ bekannt gewordene Rüstungsplan wandte sich gegen die Idee einer relativ schnell zu erstellenden U-Boot-Flotte und sah stattdessen den Bau einer großen Zahl von schweren Überwassereinheiten vor, von denen die Schlachtschiffe (welche die längste Bauzeit erforderten) die höchste Priorität erhielten. Die Konsequenz daraus war, dass die deutsche Marine bei Kriegsbeginn keinesfalls „fertig“ war. Tatsächlich war Raeder vom Kriegsausbruch schockiert, da sie nach seinen Plänen bestenfalls in fünf Jahren bereit gewesen wäre.
Mit seinem strategischen Fokus auf schwere Überwassereinheiten stand Raeder schon vor Kriegsbeginn im Gegensatz zum BdU Karl Dönitz, der bereits früh ein alternatives Bauprogramm eingereicht und seitdem wiederholt für einen stärkeren U-Bootbau auf Kosten der größeren Schiffe bestanden hatte.
Im Weltkrieg[]
Der angekündigte „volle Einsatz“ der wenigen vorhandenen Einheiten führte bei mäßigen Erfolgen zu hohen Verlusten an Menschen und Material (Panzerschiff Admiral Graf Spee 1939, Schwerer Kreuzer Blücher 1940), was beim "Führer" zu immer schärfer werdenden Zweifeln an der Existenzberechtigung der größeren Überwasserschiffe führte.
Am 16. Juni 1940 schickte er eine Denkschrift an den "Führer", in der er die Besetzung aller französischen Häfen an der Atlantikküste und in Dakar forderte, sowie die Kaperung der ganzen französischen Flotte. Durchgeführt wurde nur der erste Teil.
Im Juli einigten sie sich, die Schlachtschiffe für den Z-Plan weiterzubauen. Raeder ließ auch Trondheim am Nordmeer und bei Saint-Nazaire und Lorient an der Biskaya ausbauen. Um diese Zeit reichten er und andere hohe Kommandeure Denkschriften ein, in denen sie eine Invasion von u.a. den Shetland-Inseln, Island, den Azoren, Madagaskar, dem Iran, Kuwait, Ägypten und Niederländisch-Indien forderten. Franz Halder meinte dazu, dass sie in Kontinenten dachten - was er nicht als Kompliment meinte.
Bereits seit Winter 1939/40 hatte Raeder durch die Seekriegsleitung die technischen Möglichkeiten und Erfordernisse eines Landungsunternehmens in England studieren lassen - für das Unternehmen Seelöwe.
Bei der Luftschlacht um England seit Juni 1940 hätte er Hermann Göring unterstützen sollen, allerdings konnten sie sich gegenseitig nicht leiden, was die Zusammenarbeit behinderte. Andererseits waren sich die beiden einig, dass nach dem Sieg über Frankreich eine "Mittelmeer-Strategie" (gegen Gibraltar, Ägypten, Malta, Zypern gerichtet) am erfolgversprechendsten wäre.
Auch Josef Terboven mag er nicht, wollte daher seine Entlassung in Norwegen.

Der erste deutsche Flugzeugträger, den er nie taufen durfte.
Die beiden größten deutschen Schiffe, die Bismarck und die Tirpitz, waren 1940 noch nicht bereit. Im Jahr darauf hätte sich das eigentlich ändern sollen. Dann aber versuchten Anfang Februar 1941 die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau, in den Atlantik auszubrechen, wurden aber von der Royal Navy in eine Falle gelockt und eins nach dem anderen vom britischen Schlachtschiff Hood versenkt. Der wütende "Führer" beschimpfte Raeder, was sich dieser aber nicht gefallen ließ und seinen Rücktritt verkündete, obwohl Adolf Nazi, als er sich wieder besonnen hatte, zum Bleiben überreden wollte. So wurde Raeder zum 24. April (seinem 65. Geburtstag) in die "Führer"reserve versetzt. Sein Nachfolger wurde nicht der von ihm bevorzugte Rolf Carls, sondern Dönitz, der von nun an seine Uboote bevorzugte, was sich noch entscheidend auswirken sollte. Der Bau von vielen Großkampfschiffen wie dem Flugzeugträger "Graf Zeppelin" wurde nun abgebrochen.
Privatleben[]
Seit er vor dem Ersten Weltkrieg als Offizier der Yacht Hohenzollern des Ex-Kaisers Wilhelm II. diente, steht er mit diesem in Verbindung, und verehrt ihn noch immer.
1919 trennte er sich von seiner ersten Frau Augusta Schultz, was er für eine Schande hielt und daher verschwieg. 1920 heiratete er Erika Hindermann. Er hat eine Tochter, Anita.
Er spricht fließend Russisch.