Diese Seite ist Teil der Reihe Fondue in Afrika
Fondue in Afrika | ![]() |
---|---|
Zeitspanne | 1815 - heute |
Ort | Schweiz, Ostafrika |
ZdA | Frankreich muss auf dem Wiener Kongress 1815 Gebiete an den Schweizer Bund abtreten. Die Schweiz erhält damit einen schmalen Streifen am Mittelmeer und ist nun kein Binnenstaat mehr. |
Kurzinformation | Nach dem Wiener Kongress muss Frankreich Gebiete an die Schweiz abtreten, die damit einen Zugang zum Mittelmeer bekam.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Versailles ging Deutsch-Ostafrika an das Vereinigte Königreich über. Die Schweizer Armee hatte die Royal Army entgegen ihrer eigentlichen Neutralität während des Krieges mit Lebensmitteln versorgt und deren Verwundete aufgenommen. Die britische Regierung fragte bei den befreundeten Schweizern an, ob diese das Land kaufen wollten. Voraussetzung wäre jedoch, dass Großbritannien eine Eisenbahnlinie durch das Land bauen und Soldaten im Land stationieren könne. Sowohl die Franzosen als auch andere Länder hätten Interesse an Tansania gehabt, die Briten wollten jedoch eine Ausbreitung anderer Länder in Afrika verhindern. Nach einer positiven Volksabstimmung stimmt die Eidgenossenschaft dem Kauf zu. Tansania wurde zur Neuschweiz. 1963 wird auch das, bisher unabhängige, Sansibar Teil des Schweizer Bundes. |
Wiener Kongress
Der Wiener Kongress von 1814 bis 1815 ordnete nach der Niederlage Napoleons Europa neu. Die politische Landkarte des Kontinentes veränderte sich deutlich infolge der Französischen Revolution. Der Kongress legte zahlreiche Grenzen neu fest und änderte somit die Machtverhältnisse in Europa.
Etliche Länder verloren und gewannen Gebiete, doch Frankreich traf es am schlimmsten. Trotz heftigen Protests mussten sie einige Gebiete an die Nachbarländer abtreten. Darunter auch Savoyen an die Schweizer Eidgenossenschaft, die unbedingt einen Zugang zum Mittelmeer wollte. Dieses Ziel erreichten die Eidgenossenschaften, die ab 1818 die uneingeschränkte Herrschaft über das ehemalige Königreich Burgund haben werden. Die Schweiz würde somit den 26. Kanton in den Bund aufnehmen, nur drei Jahre nachdem Genf, Neuenburg und das Wallis als große französischsprachige Kantone beigetreten waren.
Schweizer Küstenkanton
Der Kanton État de Bourgogne, auf deutsch Burgunden, ist seit 1818 ein vollintegrierter Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft. Er liegt im frankophonen Teil der Schweiz und ist sowohl flächen- als auch einwohnermäßig der größte Kanton. Der Hauptort ist Marseille, andere wichtige Städte sind Toulon und Avignon.
Geographie
Der Kanton ist der einzige Kanton der Schweiz, der einen Zugang zum Mittelmeer hat. Die Küste ist etwa 180km lang. Burgunden grenzt im Osten an Italien, im Westen stellt das Rhône-Delta die Grenze zu Frankreich dar. Im Norden grenzt Burgunden an die Kantone Genf und Wallis.
Politik
Gesetzgebende Behörde ist der Grand Conseil. Er zählt 180 vom Volk gewählte Mitglieder. Die oberste Vollziehungs- und Verwaltungsbehörde ist der aus sieben Mitgliedern bestehende Conseil d’État.
Verwaltungsgliederung
Burgunden besteht aus elf Bezirken, die je über eine Bezirksregierung verfügen. Mit 2.015.000 Einwohnern ist der Bezirk Marseille der größte, der Bezirk Haute-Alpes mit 141.439 Einwohnern der kleinste.
Städte

Kathedrale in Marseille
Der Hauptort des Kantons, Marseille, ist mit über 800.000 Einwohnern etwa doppelt so groß wie die größte Deutschschweizer Stadt Zürich. Die Städte Toulon (167.000 Einwohner) und Avignon (92.000 Einwohner) rangieren im schweizweiten Vergleich auf den Plätzen fünf und neun.
Wirtschaft
Der Kanton Burgunden ist die wirtschaftlich stärkste Region der Schweiz. Um die Stadt Marseille hat sich eine Agglomeration mit über drei Millionen Einwohnern herausgebildet. Bedeutende Industriezweige sind die Maschinen-, Metall- und Nahrungsmittelindustrie. Marseille hat einen bedeutenden Seehafen, von dem die meisten Güter der Schweiz exportiert werden. Weitere Handelshäfen gibt es in Toulon und La Ciotat. Der Flughafen Marseille liegt gemessen an den Passagieren hinter Zürich und Genf an Platz drei in der Schweiz.
Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg tobt seit 1914 in Europa. In der Grenzregion zwischen Deutschland und Frankreich gibt es die schlimmsten Schlachten zwischen der deutschen Armee und ihren französischen Gegnern, die von einer nicht unerheblichen Zahl von Soldaten der Royal Army unterstützt werden. Die Schweizer Eidgenossenschaft - bisher immer neutral - bleibt sich auch dieses Mal ihren Prinzipien treu und hält sich aus dem Krieg heraus. Die Schweizer Armee weiß, dass sie kein Angriffsziel für die Kriegsparteien ist, da die Schweiz in keinem Bündnis ist. Die Schweizer Soldaten postierten sich allerdings an ihrer Landesgrenze, um diese zu schützen. Von ihren Posten konnten sie das Kriegsgeschehen hören und mitverfolgen, waren die Schlachten doch nur wenige Kilometer von ihrer Grenze entfernt.
Nur etwa 100m von der Schweizer Grenze entfernt, im französischen Ort Delle, hatte die Royal Army ein Lazarett für schwerverletzte Soldaten aufgebaut. Hierhin kamen die Verletzten der britischen Armee, die absolut kampfunfähig waren. Sie wurden von mehreren Ärzten versorgt. Auch ein Schweizer Arzt war unter ihnen. Dieser fuhr regelmäßig mit dem Zug vom Berner Jura in die Schweizer Bundesstadt Bern, um Medikamente für die Soldaten zu holen. Die Regierung wusste davon, ließ ihn jedoch gewähren.
Als der Winter nahte und die Situation im Lazarett immer schwerer wurde, musste man etwas unternehmen, um die Leben der britischen Soldaten zu retten. Flugzeuge konnten nicht mehr landen und Verletzte abholen, Medikamente wurden immer knapper, der Winter setzte den Zelten schwer zu. Die Schweiz, die sich als Erfinder der Menschenrechte und Hüter des Gewissens verstand, konnte sich nicht länger vor der Verantwortung drücken. Man konnte die tausenden Soldaten nicht sterben lassen. Nach Art. 54 (2) der Schweizer Bundesverfassung ist die Schweizer Eidgenossenschaft verpflichtet, sich "zur Linderung von Not und Armut" einzusetzen. So musste man den Soldaten helfen, auch wenn das einen Eingriff in den Krieg darstellte und somit gegen die eigentliche Strategie des Bundesrats ging.
Man schickte mehrere Züge mit Lebensmitteln, Medikamenten und Zelten in das Lazarett und holte britische Soldaten ins Land, um sie vom Flugplatz Bern in das Vereinigte Königreich auszufliegen. Die Unterstützung der Schweizer wurde von der britischen Regierung als Heldentat angesehen und die Schweizer Regierung mit Lob überhäuft. Der Schweizer Bundesrat hielt sich bedeckt, nahm das Lob allerdings an. Die Hilfen der Schweizer gingen noch bis Mai 1917.
Wer will Deutsch-Ostafrika?
Als der Erste Weltkrieg im Jahr 1918 zu Ende ging, trat der Versailler Vertrag in Kraft. Dieser bestimmte, dass Deutschland alle Kolonien abgeben muss. Darunter fiel auch Deutsch-Ostafrika. Das Land wurde im Januar 1920 dem Völkerbund unterstellt. Das Gebiet Deutsch-Ostafrikas wurde aufgrund vorher getroffener Verträge zwischen Belgien und Großbritannien aufgeteilt. Belgien erhielt die heute unabhängigen Staaten Burundi und Ruanda, Großbritannien das Mandat über die anderen Gebiete der Kolonie. Plan der Briten war es, eine Eisenbahnstrecke von Kairo bis nach Kapstadt zu bauen, um Waren und Rohstoffe kostengünstig und schnell an die Mittelmeerhäfen bringen zu können.
Neben dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika hatten die Briten auch andere Teile Afrikas unter ihrer Kontrolle. Auch das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, das heutige Namibia, fiel darunter. Die Briten erkannten, dass die Verwaltung der gesamten Ostafrika-Kolonie zu viele Ressourcen kosten würde. Zudem wollten sie nicht unzählige Soldaten nach Ostafrika bringen, denn diese wurden dringend in West- und Südwestafrika gebraucht.
So entschloss man sich, das Land zu verkaufen. Nun stellte sich die Frage, an wen kann man das Land verkaufen? Und wer würde einen kleinen Korridor für die Eisenbahnstrecke gewähren? Frankreich, Spanien, Belgien und Portugal konnte man nicht mit einbeziehen, da man deren Einfluss in Afrika nicht stärken konnte. Also schickte man Diplomaten in verschiedene kleinere Länder, unter ihnen auch die Schweiz.
Voraussetzungen Großbritanniens
Insgesamt fünf Ländern wurde ein konkretes Angebot über den Kauf Deutsch-Südafrikas gemacht. Der Preis sollte sich auf zehn Millionen Britische Pfund belaufen. Weitaus wichtiger war für die Briten, dass sie ungestört ihre Eisenbahnstrecke bauen können. Hierfür forderten sie von den potentiellen Käufern Landrechte und Schutz. Für die Zeit des Bauens müssten die Arbeiter von der Armee des Käuferlandes unterstützt und geschützt werden. Für die Zeit nach dem Bau forderten die Briten, ihre Waren zollfrei durch das Land transportieren zu dürfen und Waren vorübergehend in Bahnhöfen auf dem Staatsgebiet lagern zu können.
Während sowohl Schweden als auch Italien das Angebot sofort ablehnten, wurde in Dänemark, der Niederlande und in der Schweiz heiß diskutiert. Die Niederlande begründeten ihren Verzicht schließlich mit der geplanten Expansion in der Karibik. Dänemark winkte wenig später ebenfalls ab. Die Schweizer standen mit dem Angebot nun alleine da.
Die Schweiz wird Kolonialmacht
Der Bundesrat beriet im Geheimen über das Angebot. Die Schweiz stand vor einer politischen und ethischen Zerreissprobe. Nach Artikel 53 (2) der Schweizer Bundesverfassung müssen die Kantone und deren Bevölkerung bei Gebietsveränderungen zustimmen. In den 26 Kantonen fanden somit Volksabstimmungen statt. Die Bevölkerung zeigte sich mehrheitlich für für eine Kolonie und stimmte mit 67% für die Annahme des Angebots aus Großbritannien. Vor allem die Züricher Geschäftsmänner witterten das Geschäft ihres Lebens. Die einzigen Kantone, deren Bevölkerung gegen die Annahme gestimmt hatten, waren Appenzell-Innerrhoden, Solothurn und Freiburg. Sie wurden duch die große Befürwortung aus den Großstädten Zürich, Marseille und Genf jedoch überstimmt. Die Briten zeigten sich erfreut über die Zusage aus dem Alpenland und setzten einen Vertrag auf, der wenig später in London und Bern unterzeichnet wurde.
Demnach sollte Deutsch-Ostafrika am 1. Januar 1921 in schweizerischen Besitz übergehen. Auch die kleine Insel Mafia, die südlich des Sansibar-Archipels liegt, wurde schweizerisch.
Erste Schritte im neuen Land

Schutzschiffe der Schweizer Marine auf einem Nebenkanal des Suezkanal
Die Schweizer hatten Glück, denn die Deutschen hatten in Ostafrika bereits viel erreicht. Die Bevölkerung war nach über 30 Jahren deutscher Herrschaft schon an Europäer und deren Gepflogenheiten gewöhnt. Einige hundert Deutsche, die seit Jahren im Land lebten, durften bleiben und unterstützten die Schweizer bei der Bildung der Verwaltung.
Firmen aus der Altschweiz ließen sich in der Neuschweiz nieder und witterten große Geschäfte. Banken, Supermärkte und andere Dienstleister eröffneten Filialen und nur wenige Monate nach der Schweizer Übernahme des Landes konnte man schon klar erkennen, welches Land hier das Sagen hatte.
Durch einen weiteren Staatsvertrag konnten Schweizer Schiffe kostengünstiger durch den britischen Suezkanal fahren und daher wirtschaftlicher handeln. In den Anfangsmonaten kamen täglich über hundert Schiffe in Ostafrika an. Der größte Schweizer Hafen in Marseille war infolgedessen schnell komplett überlastet, sodass die Reeder auf andere, kleinere Häfen in der Bourgogne ausweichen mussten.
Kanton Neuschweiz
Bis in die 1950er-Jahre wurden Straßen, Städte und Häfen errichtet. Die Hauptstadt Seedorf entwickelte sich zu einer modernen Schweizer, aber auch afrikanischen Metropole. Der Bund investierte bis heute etwa 600 Milliarden US-Dollar in die Neuschweiz. Heute ist der Kanton weitestgehend finanziell selbstständig, bekommt über den Kantonsfinanzausgleich jedoch jährlich etwa 50 Millionen Franken an Hilfen.
Kanton Sansibar
Die Insel Sansibar, etwa 30 Kilometer vor der Neuschweizer Küste, gehörte nie zu Deutsch-Südafrika, sondern ist bereits seit 1890 britisch. Das Deutsche Reich verzichtete damals auf Ansprüche für Sansibar und erlangte so die Nordseeinsel Helgoland zurück. Bis 1963 blieb Sansibar britisch, bevor es in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Mit den Schweizer Nachbarn hatte das neue Inselkönigreich immer ein freundschaftliches Verhältnis mit vielen kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen. Nicht wenige in Sansibar forderten einen Anschluss an den Schweizer Bund. Auch der Sultan war nicht abgeneigt, vor allem weil er sich enormem Druck aus der Bevölkerung ausgesetzt sieht. Korruption und Misswirtschaft werden dem Sultan vorgeworfen. Regelmäßig rufen linke Organisationen zu Protesten auf, bei denen es auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt.
1981 stellte Sultan Jamshid bin Abdullah Al Said bei der Schweizer Regierung einen Antrag auf Anschluss an den Schweizer Bund. Bei der Schweizer Regierung kam der Antrag wenig überraschend, bereits im Vorfeld hatte man hinter verschlossenen Türen über diese Eventualität diskutiert. Wie schon bei den Kantonen Burgunden und Neuschweiz auch, muss gemäß Artikel 53 (2) der Schweizer Verfassung, die Bevölkerung des Landes über Gebietsänderungen abstimmen. Der Sultan reist wenig später persönlich nach Bern, um mit dem Bundesrat zu reden. Er und die Proschweizer Kräfte in dem Inselstaat bemühen sich, um die Schweizer Bevölkerung zu überzeugen. Diese ist laut schnell durchgeführter Studien noch skeptisch, was eine Gebietserweiterung eines muslimischen Landes mit Monarchie angeht. Streng konservative Kräfte lehnen eine Angliederung genauso ab wie die radikalen Kräfte in Sansibar. Im Juni 1981 sprachen sich etwa 56% für einen Anschluss Sansibars an die Schweiz aus. Große Zustimmung kam aus der Neuschweiz und auch die Bevölkerung der Kantone Zürich, Burgunden und Genf war in den Umfragen klar dafür.
Die finale Volksbefragung der 49.700.000 wahlberechtigten Schweizer im Oktober 1981 brachte folgendes Wahlergebnis: Für eine Angliederung Sansibars stimmten ca. 23.100.000, also etwa 58% der Wahlberechtigten. Die Wahlbeteiligung lag bei 76%.
Der Antrag war somit vom Volk angenommen und konnte vollzogen werden. Die Verhandlungen über die Angliederung begannen wenige Tage später im Neuschweizer Seedorf.
Größte Schwierigkeit stellte die künftige Regierungsform Sansibars dar. Der Sultan wollte die Monarchie beibehalten und gleichzeitig die nötigen demokratischen Grundsätze durchsetzen, wie sie von der Schweiz gefordert wurden. Auch über den Status der christlichen Kirche und die Bildung wurde debattiert. Man einigte sich auf eine parlamentarische Monarchie mit einem freien kantonalen Parlament, einem Kantonsrat und dem Sultan als repräsentatives Mitglied des Kantonsrates.
Mit dem 01.01.1983 wurde Sansibar zum 29. Kanton des Schweizer Bundes. Wie zu erwarten, folgte ein wirtschaftlicher Aufschwung auf der Insel. Bis sich die neuen Strukturen gebildet hatten und Sansibar vollständiger Teil der Schweiz wurde, vergingen noch einige Jahre.
Spätestens seit dem Jahr 2000 ist Sansibar ein vollständiges kulturelles Mitglied des Schweizer Bundes. Im 21. Jahrhundert wundert es niemanden mehr, wenn man zum Fondue in Afrika eingeladen wird...
Fondue in Afrika |
---|
Fondue in Afrika • Neuschweiz • Schweizer Sansibar • Schweizer Marine |
Created by Masl99