"Ein neues, friedliches Zeitalter?"
1700: Peter I. greift Deutschland an. Wieder einmal werden Polen und Preußen zum Schlachtfeld. Die eilig mobilisierte deutsche Armee wirft die Russen bald über die Grenze zurück, muss aber feststellen, dass Russland nicht zum Frieden bereit ist und es auch nicht so einfach ist, ein so riesiges Land zu erobern. Jahrelang organisieren die diversen Konsuln und Diktatoren Feldzüge in das Baltikum, den Balkan und die Westukraine, aber Peter schickt ihnen ständig neue Armeen entgegen. Der Krieg zwingt Deutsche, Westslawen und Skandinavier wieder einmal enger zusammen. Aber es zeigt sich, dass das Land zu partikularistisch und mittlerweile auch zu bequem ist.
Auch um 1700: Die Spanier nehmen von Texas aus Kontakt mit den Azteken auf. Die Nachricht von einem sagenhaft reichen Land erreicht bald Madrid, Spanien greift die Azteken an und zerstört ihr Reich (s. u.). Nun fließen ungeheure Mengen Gold nach Spanien und sorgen dort für ein nationales Hochgefühl wie seit der Reconquista nicht mehr. Bis 1800 erobern die Spanier noch ganz Mittelamerika mit dem Maya- Reich, Kalifornien und den Norden Südamerikas.
Ebenfalls 1700: Die spanischen Habsburger sterben aus, ihr Land fällt an die österreichischen Habsburger.
1701-14: Nachdem französische Seefahrer die Hudson-Bay erforscht haben, legt Frankreich hier seine neue Kolonie Quebec an. Bei diesem Versuch, im Norden von Atlantis Fuß zu fassen, gerät es mit England aneinander. Italien will Frankreich schaden, unterstützt England daher mit Gold und Waffen, so dass es zum Krieg kommt. Obwohl England schon bald Quebec erobert und mit seiner Kolonie Markland zu Kanada vereinigt, ist Ludwig XIV. nicht bereit, deswegen den Krieg zu beenden. Er versucht sogar eine Landung in England, aber Wilhelm von Oranien schlägt alle diesbezüglichen Versuche zurück. Erst als Frankreich praktisch bankrott ist und die Offiziere über die Sinnlosigkeit des Krieges murren, kommt es zum Frieden - den Ludwig schon 10 Jahre vorher hätte haben können.
(UZL Quebec ist englisch, dorthin wandern viele Loyalisten aus Neuengland - das macht Quebec in *dieser* Welt besonders! Die Franzosen in AZL Quebec [UZL Ontario] sind dagegen nicht zahlreich genug.)
1702-08: Da alle anderen europäischen Mächte abgelenkt sind, greift Spanien das Mexica-Reich an und macht es zu seiner Kolonie.
1709: Deutschland versucht, die Entscheidung mit einem Vormarsch tief nach Russland hinein zu erzwingen. Die Armee plündert Kiew und überschreitet den Dnjepr, aber nun stellt sich heraus, dass eine Armee so weit entfernt von ihrer Heimat schwer verwundbar ist. Peter der Große stellt sie bei Poltawa zur Schlacht und vernichtet das deutsche Invasionsheer. Nun beginnen wieder harte, fast ergebnislose Kämpfe in Grenznähe. Beide Staaten verschwenden ihre Ressourcen, aber keiner ist zum Nachgeben bereit.
1720: Nachdem die Russen durch eine Niederlage im Norden Finnland verloren haben, nimmt Zar Peter das als Anlass, mit Deutschland Frieden zu schließen. Beide Seiten sind mittlerweile froh, dass der Krieg überhaupt vorbei ist. Deutschland behält Finnland, ist aber so sehr bei Italien verschuldet, dass es seine Hälfte von Kuba an Italien und seine Kolonie Großfriedrichsland an das reich gewordene Spanien verkaufen muss.
1700-50: England, Italien und Deutschland erweitern ihre Kolonien in Atlantis über den Mississippi hinaus nach Westen, bis sie das große Felsengebirge (Rocky Mountains) erreicht haben. Italien beschließt, an dieser Stelle haltzumachen, während Deutschland und England noch weiter gehen wollen. Spanien auch.
1733-35: Nachdem spanische Galeonen mehrfach von englischen Piraten überfallen wurden, kommt es zwischen den beiden Staaten zum Krieg. Zwar ist nicht sicher, ob die spanische Flotte zu einem direkten Angriff auf England in der Lage ist, aber die Spanier sind klug genug, den Krieg auf die Karibik zu beschränken. Im Frieden erhalten sie die englischen Inseln in der Karibik, obwohl England ihnen anbietet, sie gegen seine letzte Kolonie Kanada zu tauschen. Der Grund ist der Zucker, der in der Karibik angebaut wird - zu dieser Zeit ein wertvolles Handelsgut.
1740: Friedrich von Hohenzollern, Sohn eines strengen Offiziers, der aus Großfriedrichsland auswandern musste, nachdem es die Spanier übernahmen, und Urenkel des Großen Gouverneurs, wird Konsul in Deutschland. Der intelligente junge Mann ist beliebt beim Volk, weil er es schafft, mit der korrupten Bürokratie aufzuräumen. Außerdem fördert er Künstler und Wissenschaftler und führt weitere Reformen durch, wie z.B. die Abschaffung der Folter. Er arbeitet so viel, dass Zeitgenossen von den beiden Konsuln Friedrich und Wilhelm von Hohenzollern sprechen. Aber er modernisiert auch das Heer, denn er hat auch die Geschichte des Deutschen Ordens gelesen und träumt von einer Eroberung des Baltikums. Nachdem er sicher ist, dass er das Volk hinter sich gebracht hat, bietet er Russland an, zumindest das südliche Baltikum an Deutschland zu verkaufen. Nachdem Russland schroff abgelehnt hat, überzieht es Friedrich mit Krieg. Die evangelischen Balten begrüßen Friedrich als Befreier. Obwohl manche Deutschen nun eine Ausweitung des Kriegs fordern, geht er weiterhin klug und bedacht vor, beschränkt den Krieg im Wesentlichen auf das Baltikum und erhält es schließlich im Frieden von 1742. Er führt auch die Kartoffel in Europa ein und verschafft dem Reich mehr Rechte gegenüber den einzelnen Ländern. Und (was damals viele verwundert) er erklärt als erster europäischer Herrscher, dass die Homosexualität kein Verbrechen mehr ist (sondern nur noch eine Krankheit). Und er schafft viele von den Binnenzöllen ab, so dass es nur noch zwei große Gebiete gibt: Europa und Atlantis (später kommt noch Argentinien hinzu).
1741-48: Frankreich und Spanien führen den großen atlantischen Krieg, der mit der Rückgabe von La Florida an Spanien endet. Auch in diesem Krieg haben die italienischen Machiavellisten mal die eine, mal die andere Seite unterstützt, um ihnen so zu schaden. Der Krieg verwüstet viele von Spaniens Besitzungen in Atlantis und verzögert seine Eroberungen.
1744: Russland versucht, das Baltikum zurückzuerobern, wird aber von Friedrich zurückgeschlagen. Im Jahr darauf bekommt Deutschland den Frieden von 1742 bestätigt.
1756: Russland verbündet sich mit Frankreich gegen Deutschland. Friedrich will durch einen Präventivkrieg verhindern, dass das Bündnis zuerst zuschlägt, aber der dritte baltische Krieg wird deutlich härter als die vorigen. Russland und Frankreich machen bereits Pläne für den Sieg: Russland soll Polen, Preußen, Ungarn und das Baltikum bekommen, Frankreich Lothringen und Wallonien.
1762: Nach dem Tod der Zarin Elisabeth schließt der neue Zar Peter II. Frieden mit Friedrich, den er bewundert. Damit ist der Sechsjährige Krieg vorbei. Zu aller Überraschung verlangt Friedrich im Friedensschluss nicht einmal Entschädigungen für den Krieg - denn wie er sagt, sollte Stabilität in Europa das höchste Ziel sein, das aber nicht erreicht werden kann, wenn die Nationen weiterhin Rache schwören und so jeder Krieg einen weiteren erzeugt. Alle Beobachter sind sich einig, dass nur ein bei seinem Volk so populärer Mann wie Friedrich so eine Meinung vertreten darf, die bei jedem anderen als Feigheit oder Laschheit ausgelegt werden würde. Auch die neue Zarin Katharina gibt zu: "Er ist zwar ein Republikaner, aber jedem König ebenbürtig!" Auch sie will keinen neuen Krieg in Europa, denn die vier Kriege mit Deutschland in diesem Jahrhundert haben Russland nur Schaden gebracht und das Land noch dazu davon abgehalten, in Asien neue Eroberungen zu machen. Russland gewinnt in diesem Jahrhundert nur ein paar wertlose Grenzgebiete - die Mongolei (nichts als Steppe), Afghanistan (Gebirge) und Arabien (eine leere Wüste, wo das Wasser von Öl verseucht ist). Immerhin wird der langjährige Konkurrent Choresmien nun vollständig unterworfen. Nach der Zerstörung der Heiligen Stätten Mekka und Medina zerfällt der Islam in mehrere Sekten (etwa so groß wie der Mahdi, die Wahhabiten und die Aga Khan-Anhänger. Oder noch kleiner). (Arabien ist zum größten Teil nicht unter ihrer Kontrolle, nur die Küstenstädte.)
1765: James Watt erfindet in England die Dampfmaschine.
1768: James Cook beginnt seine erste Reise, gründet im Auftrag von England Kolonien entlang der brasilianischen und argentinischen Küste. Später startet er von hier aus weitere Reisen, widerlegt die Existenz eines großen Südkontinents, erforscht den Pazifik, entdeckt Australien, nimmt es für England in Besitz.
1772: Deutschland und Russland vereinbaren die Teilung Ungarns. Der Westen mit der Slowakei geht an Deutschland, Siebenbürgen und das Banat an Russland. Damit ist das letzte selbstständige kleinere Land in Europa verschwunden.
1776: Die Kanadier unter Washington, Franklin und Jefferson rebellieren gegen die rückständige, korrupte englische Regierung, die die Nicht-Katholiken unterdrückt, und erhalten mit deutscher Hilfe die Selbstständigkeit. Aber nicht nur deswegen bleibt das neue Land, wenigstens was die Außenpolitik angeht, immer deutschfreundlich - mit einem mächtigen Nachbar soll man sich nicht anlegen...
1776: Adam Smith entdeckt die moderne Ökonomie und verkündet sie in seinem Buch "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations". Die englische Regierung stellt ihre Wirtschaftspolitik nach seinen Grundsätzen um, was England in den folgenden Jahrzehnten großen Reichtum einbringt. Aber die Industrialisierung hat auch andere Folgen...
1781: Friedrich Schiller veröffentlicht sein erstes Buch, "Die neuen Ritter", ein Stück über eine Gruppe Aufständischer in den Bauernkriegen. Als Autor von Geschichtsdramen wie "Wallenstein", "Martin Luther", "Geschichte des Aufstands der Niederlande" wird er zum größten deutschen Autor. Außerdem tut er sich als Freund von Goethe hervor, der nach seinem ersten Erfolg mit dem "Werther" Romane und Stücke schreibt, speziell einen über einen obskuren Doktor im Mittelalter, die beim Volk weniger beliebt sind und nur von einigen wenigen überhaupt verstanden werden. Schiller dagegen wird von den meisten Deutschen als größter deutscher Autor verehrt; in seinen Dramen sehen sie ihre ruhmreiche Geschichte richtig dargestellt.
1783: In Großbritannien wird Pitt d.J. Premierminister, beginnt seine Reformen im Innern. Die Industrialisierung wird gefördert. Als Ersatz für den Verlust seiner Kolonie Kanada lässt er Australien und Neuseeland besiedeln. Unter seiner Leitung konzentriert sich England ganz darauf, über den Ausbau seiner Industrie neuen Einfluss in der Welt zu erlangen - mit Erfolg. Einen Krieg zu führen, lehnt er ab - England vertritt nun die Politik der "splendid isolation".
1789: Revolution in Frankreich. Das Volk gibt sich eine neue Verfassung, zieht den Besitz der Kirche ein und verkündet die Menschenrechte. Der Papst verlässt aus Protest das Land, geht nach Toledo, Spanien.
1790: Russland erobert und zerstört die Heiligen Stätten des Islams, Mekka und Medina. Als Folge davon zerfällt der Islam in Tausende von kleinen Sekten.
1791: Graf Mirabeau, einer der klügsten Köpfe der Revolution, stirbt. Ohne ihn kommt es in der Nationalversammlung bald zu Uneinigkeit und Erstarkung der Radikalen.
1792: Die Girondisten setzen sich mit ihrer Forderung nach einem auswärtigen Krieg durch. Frankreich erklärt Spanien den Krieg, fällt in Katalanien ein.
1793: Die radikalen Jakobiner ergreifen die Macht, schicken den König auf die Guillotine (und anschließend auch ihre politischen Gegner) und erklären Frankreich zur Republik. In den französischen Kolonien in Atlantis erklären die königstreuen Loyalisten, dass sie die Jakobinerregierung nicht anerkennen und sich selbst für die rechtmäßige Regierung Frankreichs halten.
1794: Die gemäßigten Republikaner setzen sich wieder gegen die Jakobiner durch, Robespierre landet unter der Guillotine. Spanien wird besiegt und in mehrere Satellitenrepubliken aufgeteilt. Italien fürchtet eine französische Übermacht in Westeuropa, erklärt den Krieg. Die Franzosen marschieren in Norditalien ein und schlagen die Italiener. Die machiavellistische Regierung gerät in eine Krise. Der Papst flieht weiter nach Canterbury, Großbritannien.
1795: General Napolione Buonaparte aus Korsika wird neuer Oberbefehlshaber der italienischen Armee, wirft die Franzosen wieder aus Oberitalien hinaus. Im Gespräch mit seinen französischen Kriegsgefangenen lernt er viel über ihre Beweggründe, kommt auf den Gedanken, dass auch Italien revolutionär geändert werden sollte. Allerdings denkt er dabei weniger an etwas völlig Neues, sondern etwas, das allen Italienern noch bekannt ist: Das augusteische Kaiserreich...
1796: Napolione marschiert in Südfrankreich ein, verbündet sich mit Gruppen, die der Pariser Zentralregierung ablehnend gegenüber stehen, was ihm seinen Vormarsch deutlich erleichtert.
1797: Zwischen Frankreich und Italien wird Frieden geschlossen. Der Süden Frankreichs wird abgetrennt und zu der italienischen Satellitenrepublik Okzitanien gemacht, der auch Katalanien angeschlossen wird.
1798: Die italienische Regierung ist beunruhigt über Napoliones raschen Aufstieg. Da sie einen Mann, der bei seinen Leuten so beliebt ist, nicht einfach umbringen kann, beschließt sie, ihn aus dem Land zu entfernen und gibt ihm den Auftrag, Ägypten, den letzten unabhängigen islamischen Staat am Mittelmeer, zu erobern. In Frankreich muss das Direktorium den Staatsbankrott gestehen, worauf im Land das Chaos ausbricht.
1799: Unruhen in Frankreich verbreiten sich nach Okzitanien, die italienische Satellitenregierung wird gestürzt. Das Chaos droht, auf Italien überzugreifen. Napolione, der inzwischen Ägypten niedergeworfen hat, kehrt nach Italien zurück, putscht gegen die alte machiavellistische Regierung, ernennt sich selbst zum neuen Augusto (Kaiser) und ruft ein neues römisches Imperium aus. Eine seiner ersten Amtshandlungen besteht darin, dass die katholische Kirche als "imperial-katholische Kirche" neu organisiert wird - mit ihm an der Spitze. Zwar ist sie nicht mehr Staatsreligion, aber alle anderen Religionen müssen sich von nun an den Zielen und Plänen des Augusto unterordnen.
Der Papst in England erklärt Napolione zum Ketzer, schafft es, die englische Regierung dahingehend zu beeinflussen, dass sie Napolione den Krieg erklärt. (In England sind wieder die Konservativen an der Macht, die sehr papsttreu sind.) In Deutschland betrachtet man Napoliones Coup mit Misstrauen: Ein neuer Kaiser, der eine Republik bekämpft? Aber Napolione kann die deutschen Politiker wieder beruhigen: Er erklärt ihnen, dass 1. die alte deutsch-italienische Freundschaft auch in Zukunft weiter bestehen wird, 2. er es war, der den Protestanten in Italien und Okzitanien volle Rechte gegeben hat und 3. Neu-Rom Interessen im Mittelmeer und Süd-Atlantis, aber nicht im deutschen Raum hat. Damit hat er seine nächsten Ziele schon angedeutet: Das Inka-Reich und Russland. Aber sein wirklich wichtigstes Ziel hat er nicht verraten: Seit seiner Ägypten-Expedition ist Napolione davon besessen, den Weg nach Indien zurück zu finden.
Deutschland und Neu-Rom schließen einen offiziellen "ewigen Nichtangriffspakt" und ein geheimes Bündnis gegen England und Russland.
Noch in diesem Jahr vertreibt Napolione die Franzosen aus Italien, wird in Italia Nuova als neuer Herrscher anerkannt und erobert Okzitanien zurück.
1800: Kanada und die deutschen und spanischen Kolonien in Nordamerika reichen nun bis zum Pazifik. Die Kanadier treffen zu ihrer Überraschung auf russische Kundschafter, die Alyeska (Alaska) in Besitz genommen haben. Was verschiedene Wissenschaftler seit Jahrhunderten verkündet haben, wird nun für jeden deutlich sichtbar: Die Erde ist tatsächlich rund.
Napolione unterwirft Frankreich vollständig, schließt es dem neu-römischen Imperium an, erklärt Paris zur zweiten Hauptstadt des Reiches. Mittlerweile sind die Franzosen froh über die wiederhergestellte Ordnung. Unterdessen erobern italienische Truppen in Atlantis das loyalistische Louisiana sowie die spanischen Kolonien an der Atlantikküste. Auch Marokko und Algerien werden dem neu-römischen Imperium angegliedert. (Sehr hilfreich ist dabei natürlich, dass die Organisation der Franzosen und Spanier chaotisch geworden ist, und sie sich nicht koordinieren können.)
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