"Genosse" Josef Stalin (geboren als Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili am 18. Dezember 1878, greg.) ist seit 1922 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewisten). Das ist nur sein Titel - in der Praxis ist er eher wie Papst der kommunistischen Kirche, Zar von Russland, und Vorstandsvorsitzender der Sowjet-AG in einer Person. Von seiner Propaganda wird er "der geliebte Woschd (Вождь) des Weltproletariats" o.ä. genannt - "Woschd" bedeutet soviel wie "Führer".
Menschen, die ihm nahestehen, nennen ihn "Jo Sarjonitsch"; seine Feinde nur "batka usaty" (батька усатый) - "der Alte mit dem Schnauzbart".
Obwohl Lenin ihn 1912 in das ZK aufgenommen hatte, hatte Lenin die anderen Kommunisten in seinem Testament vor "Genosse Karteikasten" gewarnt, aber auch das konnte nicht verhindern, dass Stalin die KPdSU am Ende übernahm. Seine Gegner bis hinauf zu Leo Trotzki, dem Gründer der Roten Armee, wurden von Machtpositionen entfernt, ins Exil geschickt, oder getötet. Am Ende hatte "Genosse" Stalin seit 1929 die absolute Macht.
Das hatten die anderen ZK-Mitglieder nicht von ihm erwartet, über den Trotzki in seiner Biografie schrieb:
"Koba [Stalins Spitzname] denkt zu langsam, seine Ideenverbindungen sind zu monoton, sein Stil ist linkisch und ärmlich. Will er einen kräftigen Effekt hervorrufen, verfällt er in niedrige Ausdrucksweise."
Als Diktator[]
Er benutzte seine Macht, um Millionen von Bauern zu enteignen und zu Zwangsmitgliedern in Kollektiven zu machen (womit er eine Hungersnot [den Holodomor] verursachte, die Millionen tötete und viele tausend Minderjährige zu besprisorni (Беспризорные), in Banden organisierten Straßenkindern, machte), Millionen von Menschen in die GULAGs zu schicken, und auch wiederholt die Kommunistische Partei zu "säubern". Auch 70% der Emigranten aus Nazi-Deutschland wurden "gesäubert". Die Geheimpolizei erhält sogar Planzahlen, wieviele Leute zu verhaften sind. Ob sie tatsächlich schuldig oder gefährlich sind, ist unwichtig. Nach der Tuchatschewski-Affäre 1937 wurde sogar das Offizierskorps der Roten Armee "gesäubert", was mit der Grund dafür war, dass sie das kleine Finnland im Winterkrieg 1939/40 kaum besiegen konnten.
Obwohl er selber kein Russe ist, sondern Georgier und auch mit merkbarem Akzent spricht, verhält er sich wie ein großrussischer Chauvinist: Er fördert die russische Sprache, betont die Wichtigkeit von Russland, zwingt die asiatischen Sowjetrepubliken, das kyrillische Alphabet zu übernehmen, und lässt alle Arten von Ausländern verfolgen.
Weiterhin etablierte er einen Persönlichkeitskult, der dem von Adolf Nazi kaum nachsteht. Auf einer typischen Seite der "Prawda" wird Stalin etwa fünfzigmal erwähnt. Der höchste Berg der Sowjetunion (in Tadschikistan) wurde 1932 nach ihm in "Pik Stalin" umbenannt. Seit 1934 wird offiziell vom "Marxismus-Leninismus-Stalinismus" gesprochen. Auch die neue Verfassung der UdSSR von 1936 wird allgemein "Stalin-Verfassung" genannt.
Der Artikel 58 des Strafgesetzbuches (1927 erlassen, aber noch von Lenin entworfen) erlaubt es ihm, praktisch jeden missliebigen Menschen in den GULAG zu schicken. 1929/30 geschah das bereits mit vielen Bauern, die sich gegen die Zwangskollektivierung ihres Landes wehrten, aber die "Säuberung" von 1937/38 ist die bekanntere. Insgesamt sind Millionen Opfer dieses Artikel 58 geworden.
Obwohl er sehr paranoid ist, hatte er keine Probleme damit, 1939 einen Nichtangriffspakt mit Nazi-Deutschland abzuschließen. Wenn auch nur, weil er nicht bereit war, für die Westmächte "die Kastanien aus dem Feuer zu holen", d.h. für sie in den Krieg mit den Nazis zu ziehen. Offiziell stellt er den Pakt als eine "Vernunftehe" dar. Ursprünglich hatte er insgeheim gehofft, dass sich der Krieg zwischen dem Nazi-Reich und den Westalliierten länger hinziehen sollte, vielleicht über Jahre, und beide ausbluten würde wie im Ersten Weltkrieg, was ihm die Möglichkeit geben würde, anschließend nach Belieben auf einer Seite einzugreifen, so wie er es in Polen getan hätte... aber der schnelle Sieg der Wehrmacht über Frankreich hat ihm diese Option zerschlagen, was ihn sehr beunruhigt hat. Nachdem der Pakt abgeschlossen worden war, mussten sämtliche Büchereien schließen, bis die Bibliothekare alle Schriften aussortiert hatten, in denen der neue Bündnispartner angegriffen wurde. - Andererseits: In seinem Exemplar von "Mein Kampf" (russische Übersetzung von Grigori Sinowjew - mittlerweile auch "gesäubert") ist die berühmte Passage, in der der "Führer" schreibt, dass für den "Lebensraum" nur Russland und seine Randstaaten in Frage kommen, dick und farbig unterstrichen.
Gegen Adolf Nazi[]
Schon Monate vor Beginn des Unternehmens Barbarossa hatte er Warnungen erhalten - von deutschen Überläufern, von Meisterspion Richard Sorge und anderen, selbst von Churchill. Nicht nur hörte er nicht darauf, Als einer/einem von wenigen Menschen hatte er Adolf Nazi vertraut, dass dieser seinen Nichtsangriffspakt auch einhalten würde. Es schien ihm nur logisch, dass ein Krieg keinen Sinn ergeben würde, da das "Reich" stark von Lieferungen aus der Sowjetunion abhing. Daher rechnete er erst für 1942/43 mit einem deutsch-sowjetischen Krieg und glaubte auch, die Nazis würden mindestens 50% ihrer Angrifsstärke im Westen lassen, wurde daher völlig überrascht, als am 12. Juni 1941 ohne Vorwarnung der deutsche Einmarsch begann. Zunächst war Stalin wie vom Schock getroffen, verbot der Roten Armee in den ersten Stunden sogar die Gegenwehr - er meinte noch, deutsche Offiziere hätten ohne Wissen des "Führers" gehandelt.
"Leute, die darüber reden, wie großartig Stalin war, als er 'sein Land verteidigte', kapieren es einfach nicht. Er war nicht großartig! In den ersten Tagen nach dem Beginn von Barbarossa ist er nutzlos in seiner Datscha herumgesessen und hat wie ein liebeskranker finicchio geheult 'Wie hat Adolf mich so verletzen können!' Und als er es endlich geschafft hat, einen Krieg zu führen, wie er es sollte: Seine Fans kapieren nicht, dass sie sich fragen müssen, was jeder andere in seiner Position getan hätte. Glauben die, dass jeder andere Anführer von Russland außer Stalin umgefallen wäre und sich ergeben hätte, sobald der erste Wehrmachtssoldat die Grenze überschritten hätte?"
Zunächst trat Stalin tatsächlich nicht in der Öffentlichkeit auf und ließ stattdessen Molotow zur Lage im Radio sprechen. Als er wieder aktiv wurde, riss er noch mehr Macht an sich (er löste im Juli Semjon Timoschenko als Volkskommissar für Verteidigung ab - nachdem er sich bereits im April selbst zum Regierungschef ernannt hatte), stellte jedem Kommandeur einen gleichrangigen Politkommissar zur Seite, und ließ Generäle wie Dimitri Pawlow, die unfähig waren oder die er dafür hielt, kurzerhand hinrichten. Auch manche Generäle, die seine Entscheidungen kritisierten, starben auf seinen Befehl hin.
Um die Bevölkerung bei der Stange zu halten, musste Stalin ihr Zugeständnisse machen, die zuvor für Kommunisten undenkbar gewesen wären. Der Krieg wurde zum "Großen Vaterländischen Krieg" hochstilisiert, "Mütterchen Russland" / Mutter Heimat (Rodina mat) von nun an in der Propaganda herausgestellt, und sogar die russisch-orthodoxe Kirche nicht mehr verfolgt.
Seit Beginn von "Barbarossa" empfing er täglich zwei- oder dreimal NKWD-Chef Lawrenti Berija oder dessen rechte Hand Wsewolod Merkulow. Ab 1942 ließ er die Wohnungen der Generäle Georgi Schukow, Kliment Woroschilow, und Timoschenko sowie die von Admiral Kusnezow verwanzen.
Winston Churchill, obwohl er jahrzehntelang entschiedener Antikommunist gewesen war und Lenin sogar mit einem "Pestbazillus" verglichen hatte, war nun bereit, sich mit Stalin zu verständigen (der nach einigen Wochen auch tatsächlich antwortete), und die Sowjetunion mit Hilfslieferungen zu unterstützen. Auch wenn dies in der Praxis mit Hindernissen verbunden war. Stalin forderte auch, dass unverzüglich eine zweite Front in Nordfrankreich oder Norwegen geschaffen werden sollte, an der dann auch sowjetische Soldaten beteiligt sein sollten. Interessanterweise verhandelte er lieber mit dem "Erzkapitalisten" Churchill als mit dem linken Sozialisten Sir Stafford Cripps, der damals Botschafter in Moskau war - Stalin nahm an, dass in einem kapitalistischen Land nur die großen Kapitalisten etwas zu sagen hätten.
Mit der Führung des Krieges war "Genosse" Stalin überfordert und eher das Gegenteil des genialen militärischen Führers, als den ihn seine Propaganda feierte. Er hatte ja keine professionellen militärischen Kenntnisse, verfügte über keine prognostischen Fähigkeiten, und begriff die Komplexität militärischer Operationen nicht. Dass seine Generäle zumindest anfangs mit der Situation auch überfordert waren, half nicht - auf die Ratschläge von Generälen, die verloren, wollte er nicht hören. Daher erteilte er sinnlose Durchhaltebefehle und untersagte seinen Generälen beispielsweise den Rückzug aus Kiew. Auf Kapitulation stand pauschal die Todesstrafe. Der initiierte Terror führte zum Einsatz von Menschenwellen gegen die angreifenden Deutschen, die dadurch entstehenden exorbitant hohen Verluste der Roten Armee interessierten weder die Generäle noch etwa Stalin.
Durch den Verrat des "Führer"s war er noch paranoider geworden und misstraute auch den Japanern, dass sie ihren Nichtsangriffspakt mit der Sowjetunion auch brechen könnten. Immerhin waren sie die Verbündeten von Nazi-Deutschland. Auch ließ er Rotarmisten, die hinter die deutsche Front geraten waren, als ihre Einheiten zerschlagen wurden, und sich irgendwie zurück zu den Sowjets geschlagen hatten, lieber alle in die GULAGs deportieren, da er sie für mögliche Spione hielt.
Nachdem sein Trinkkumpan Semjon Budjonny am 9. September bei einem Flugzeugabsturz starb, während er aus dem Kessel von Kiew ausgeflogen wurde, litt Stalins Laune noch mehr.
Als das Unternehmen Goldfuchs im September zum Zusammenbruch der Karelienfront und dem dauerhaften Verlust von Murmansk führte, machte der wütende Stalin den dortigen Frontkommandanten, Walerian Alexandrowitsch Frolow, und den Ersten Sekretär der Kommunisten, Gennadi Kuprijanow, für den Verlust einer ganzen Sowjetrepublik verantwortlich und ließ sie standrechtlich erschießen. Den Kareliern, die noch in der Sowjetunion verblieben waren, traute er nun nicht mehr, befürchtete, dass sie zu den Deutschen überlaufen würden. Die karelischen Rotarmisten, die noch an anderen Fronten kämpften, wurden darum nach Sibirien und Turkestan deportiert. Selbst Generalmajor und Spanienkämpfer Akseli Anttila entging nicht diesem Schicksal. Bis ans Ende seines Lebens wollte "Genosse" Stalin nicht einmal mehr das Wort "Karelien" hören.
Für seine Weiterbildung bevorzugte er Bücher über die zaristischen Generäle Suworow und Kutusow, die für ihren Sieg über Napoleon berühmt waren.
Die Front besuchte er während des ganzen Krieges gegen das "Reich" niemals.
Diverses[]
Im Gegensatz zu anderen Diktatoren wie Adolf Nazi und Benito Mussolini oder auch vielen Kommunisten hält er kaum Reden, da er eine seltsam hohe, dünne Stimme hat.
Auch sonst hat er seltsame Angewohnheiten: Er hasst Reisen, weigert sich in ein Flugzeug zu steigen, und gibt den Männern in seiner Gunst Spitznamen - der "giftige Zwerg" Jeschow wurde von ihm "meine Brombeere" genannt.
Er trinkt gern leichten Chwantschkara-Wein oder Logidsy (eine Art Limonade) aus Georgien. Er bevorzugt Zigaretten der Marke "Herzegovina Flor", die er oft zerreißt und in seine Pfeife stopft. Er hat die Gewohnheit, sich mit ihrem Mundstück über den Schnauzbart zu streichen.
Beim Angriff auf Moskau wurden selbst einige Datschas von hohen Kommunisten vermint, nur seine eigene nicht.
In seinem Arbeitszimmer gibt es nichts überflüssiges, und die Stühle sind hart. Die vielen Dokumente auf seinem Schreibtisch sind millimetergenau geordnet, daneben liegen viele scharf gespitzte blaue Bleistifte. Außerdem steht ein großer Tisch mit grünem Billardfilz in seinem Büro. Es ist mit gebeizter Eiche verkleidet, an den Wänden hängen Bilder von Lenin, Marx, und Engels. Kein anderer darf hier rauchen, außer Generalstabschef Schaposchnikow. Diesen redet er auch mit „Boris Michailowitsch“ an, sonst nennt er alle "Genosse". Im Raum nebenan steht ein großer Globus, an den Wänden hängen viele Weltkarten.
A. N. Poskrebyschew ist der Chef seines Sekretariats.
Der Name "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" wurde von ihm geprägt. Auch die Idee, Lenins einbalsamierten Leichnam in einem Mausoleum in Moskau auszustellen (wie den wundersamen Leichnam eines kommunistischen Heiligen...), stammt von ihm.
1941 wurde er in den USA kurzfristig "Uncle Joe from Georgia" genannt.
Er war zweimal verheiratet: 1906/07 mit Ketewan Swanidse; 1919-32 mit Nadeschda Allilujewa, die Selbstmord beging. Die Nazi-Propaganda behauptet allerdings, er wäre mit einer Rosa Kaganowitsch verheiratet, die die Schwester oder Nichte von Lasar Kaganowitsch sein soll. Ihre Existenz hat aber niemand beweisen können.
Aus seinen Ehen und von einem Seitensprung mit Lidia Pereprygina hat er mehrere Kinder: Jakow (* 18. März 1907), ein Artillerie-Offizier; Alexander (* April 1917); Wassili (* 24. März 1921); und Swetlana (* 28. Februar 1926).
Während dem Deutsch-Sowjetischen Krieg wurde Jakow gefangengenommen, was "Genosse" Stalin nicht sonderlich beeindruckte - selbst als die Nazi-Propaganda seine Gefangennahme bekanntmachte und ausschlachtete - da er Jakow immer verachtet hatte. Seine Frau Julia wurde mitsamt ihrer Tochter Galina in den GULAG geschickt; Jakow wurde in ein Konzentrationslager verlegt, wo er kurz nachdem der "Ostfrieden" bekanntgemacht wurde, von einem trotzkistischen Mithäftling erschlagen wurde. Auch das schockierte Stalin nicht.
Siehe auch: Kabinett Josef Stalin
Zukunft[]
Er starb 1952. Als Folge davon kam es zu Machtkämpfen, deren erstes Opfer Berija wurde.