![]() Kaiser Ottokars Glück |
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Grund der Abweichung: Ottokar schloss keinen Erbvertrag mit Ulrich von Kärnten. |
Zeitpunkt der Abweichung: 1267 |
Zeitspanne: 1267 - 1467 (2020 rückblickend) |
Fokus auf Nationen: Böhmen und Mähren, Österreich, Heiliges Römisches Reich, Polen, Europa |
Kurzinformation über Zeitlinie:
Was wäre, wenn sich der böhmische König Ottokar im Rennen um die römisch-deutsche Krone gegen den Habsburger Rudolf durchgesetzt hätte? Mehr als 600 Jahre habsburgischer Geschichte, so wie wir sie kennen , würde es nicht geben, die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches, Österreichs und Europas verläuft so ganz anders… |
Vorwort zu König Ottokars Glück:[]

Einflussbereich Ottokars in Unserer Zeitlinie 1253 - 1271
Diese Zeitlinie dreht sich um den böhmischen König Ottokar, seine Rivalität mit dem Habsburger Rudolf und einer böhmischen Dynastie von römisch-deutschen Königen. Ottokar II. Přemysl wurde um 1232 geboren und starb 1278 während der Schlacht vom Marchfeld. (Niederösterreich) In Unserer Zeitlinie gelang es Ottokar nie, die höchste Würde im Heiligen Römischen Reich zu erlangen. Grund hierfür war der Argwohn der deutschen Fürsten vor einem übermächtigen Anwärter auf die römisch-deutsche Krone. Ottokar entstammte einem böhmischen Adelsgeschlecht namens Přemysl, damit war er Landesherr von Böhmen (später auch Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und der Krain im heutigen Slowenien). Die böhmischen und mährischen Länder zählten zwar zum Reich, waren aber teilweise tschechischsprachig. (Heute Tschechien) Ein Herrscher, der über so viel Machtfülle und Ehrgeiz verfügte, war in den Augen Rudolfs eine Gefahr. Kurz nachdem Rudolf 1273 König wurde, wollte Ottokar diesen nicht anerkennen. Daher wurde die Reichsacht gegen ihn ausgesprochen. Nun waren die Untertanen Ottokars ihm gegenüber nicht mehr zu Treue verpflichtet. Daraufhin kam es in den Lehensgebieten Ottokars zu Revolten, letztendlich musste Ottokar 1276 im Frieden von Wien auf seine Erwerbungen verzichten. Doch König Ottokar gab nicht auf und versuchte kurz darauf erneut, gegen seine Feinde vorzugehen und die Länder zurückzuerobern. König Ottokars Aufstieg und Fall wurde 1825 durch den österreichischen Schriftsteller Franz Grillparzer in einem Trauerspiel mit dem Namen „König Ottokars Glück und Ende“ abgehandelt. Der Name „Kaiser Ottokars Glück“ dieser Zeitlinie lehnt sich an den Namen dieser Grillparzer-Tragödie an. Der Beginn dieser Alternativgeschichte ist das Jahr 1267.
Zeitlinie:[]
1267/1269 - Ottokar unterlässt die Nötigung Ulrichs:[]
Zeitpunkt der Abweichung ist das Jahr 1267. Ein Grund, weshalb es der Böhme Ottokar nie geschafft hat, seinen Anspruch auf die Kaiserkrone geltend zu machen, findet sich in seiner Machtfülle und Unberechenbarkeit. Die Kurfürsten des Reiches, aber auch der Papst standen Ottokar Přemysl 1273 skeptisch gegenüber. Ottokar, seit 1253 König von Böhmen, hatte eine große Anzahl an Feinden, er hat aber auch einige Feinde des Reiches zurückgeschlagen wie etwa die Mongolen und die Magyaren.

Die Schlacht bei Kressenbrunn 1260, hier unterstützte Philipp von Spanheim seinen Vetter Ottokar
1260 schlug Ottokar unterstützt von seinem Vetter
Philipp von Spanheim das Königreich Ungarn bei der Schlacht von Kressenbrunn.
Ulrich III. von Kärnten † 1269

Das kleine Landeswappen Kärntens entstand durch Ulrich III. Mitte des 13. Jhdt.
1270/1273 - Das Interregnum:[]
1270; Das Heilige Römische Reich befindet sich im Interregnum, dies bedeutet, dass es keinem der „Deutschen Könige“ gelungen ist, die Kaiserwürde anzutreten. Römisch-deutscher König ist Richard von Cornwall, eigentlich in England geboren, gehört er dem anglonormannischen Adelsgeschlecht der Plantagenets an. Dieses Adelsgeschlecht hat im 13. Jahrhundert stark an Macht verloren, bis vor einigen wenigen Jahrzehnten regierten die Plantagenet noch das Angevinische Reich. Richard von Cornwall hat jedoch einen Gegner im Reich, den Gegenkönig Alfons von Kastilien. In der Zeit des Interregnums seit der Absetzung Kaiser Friedrichs II. 1245 haben die Kurfürsten das Sagen und es regiert Streit. Ottokar gelang es nun, seine eigenen Ansprüche auf die Königskrone durch Verbündete wie Philipp von Spanheim zu legitimieren. Ottokar geht Allianzen ein, hat aber immer noch viele Neider. Richard von Cornwall ist 1271 in England schwer erkrankt und starb ein Jahr später. Nun standen erneut Königswahlen an, doch diese versuchte der Spanier Alfons erfolglos zu verhindern. Unter den Bewerbern um die Krone waren auch Franzosen. Der König von Frankreich Philipp III. rechnete sich gute Chancen ein, wichtig war es aber vor allem, das Wohlwollen des Papstes zu haben. Der böhmische König hat keine Freunde in Rom, ganz im Gegenteil, er war bereits einmal exkommuniziert worden und musste sich vor der Kiche vorsehen. Durch seinen großen Einfluss und Macht konnte der
Richard von Cornwall, Römisch-deutscher König und Mitglied des anglonormannischen Adelsgeschlechts Plantagenêt war als König in Deutschland eher schwach, denn es gab einen Gegenkönig † 1272
1273/1276 - Königswahl und Kampf gegen Habsburg:[]

Der Königsthron im Aachner Dom, 1273 ist die Wahl kontrovers, erneut gab es mit Ottokar einen Gegenkönig, der sich gegen Rudolf von Habsburg stellte
Ottokar erkannte diese Königswahl jedoch nicht an und formierte seine Fürsprecher hinter sich. Einer der bedeutendsten Verwandten und Verbündeten war Otto V. von Brandenburg. Der Neffe des böhmischen Königs unterstütze die Ambitionen des Böhmen nun bald auch militärisch. Der nun folgende Konflikt zwischen dem Häusern Přemysl und Habsburg sollte das Reich bald tief spalten. Viele Ritter aus dem Reich standen nun vor der Wahl, sich dem mächtigeren Ottokar anzuschließen. Dies geschah vor allem dadurch, dass Ottokar landlosen Rittern Lehen versprach. Auch gehörten den Přemysls eine nicht unerhebliche Anzahl an sogenannten Soldrittern an. Dabei handelte es sich nicht primär um Adelige, sondern auch um Söldner aus der Unterschicht, die Ottokar kurzerhand mit Geld lockte und in seiner Eigenschaft als König zu Rittern schlug. Neben diesen niederen Rittern gehörten auch Ausländer und Ordensbrüder des Deutschordensstaats zu den Soldrittern. Ottokars gute Beziehungen zu Brandenburg und dem Ordensstaat brachte einige Ritter aus den Ostgebieten dazu, sich dem „Heiligen Kampf“ anzuschließen. Damit waren von Ottokars Seite Fremde in den Konflikt involviert worden, doch auch das Haus Habsburg erhielt Waffenhilfe durch die ausländischen Ungarn. Aus damaliger Sicht waren alle Länder des heutigen Deutschlands, Österreichs bis zu den deutschpolnischen Gebieten (Heutiges Ostpreußen in Polen) ein Volk, während die Ungarn als slawische Ausländer galten. Der Kampf um die Königswürde wurde letztendlich nur durch das Glück Ottokars entschieden, zwischen beiden Seiten gab es nun lange ein Tauziehen. Rudolf von Habsburg hatte wenig Lust, den Kampf bis zum Ende auszutragen und überlegte 1276, die Reichsacht über Ottokar auszusprechen. Doch geschah dies nicht, Rudolfs Verbündete erkannten, dass die Waffenbrüder des Přemysl sich in ihrer Position nicht von ihrem Wahlkönig abwenden würden. Die Entscheidungsschlacht zwischen den Ritterheeren fand am 12. Mai 1276 bei Dürnkrut in Niederösterreich statt. Dies war eine der größten Ritterschlachten des Spätmittelalters, rund 30.000 Ritter auf Seiten Ottokars standen 25.000 Gefolgsmännern der Habsburger gegenüber. Aus späteren Aufzeichnungen und Gesängen der Bänkelsänger geht hervor, dass sich Ottokar und Rudolf zweimal zum ritterlichen Tjost verabredeten. Beide Duelle führten lediglich zu einem Unentschieden, ob sich die Anführer tatsächlich im Tjost gegenüber standen, ist umstritten. Die Schlacht endete mit dem Sieg des Přemysl. Rudolf von Habsburg soll der Legende nach sein Schwert verloren haben, wodurch er sich gezwungen sah, das Schlachtfeld fluchtartig zu verlassen. Einige Wochen später kam es in Zneim (heutiges Tschechien) zu Gesprächen. König Rudolf hatte nach seiner schmachvollen Flucht alle Fürsprecher verloren und dankte im Juni ab. Ottokar gewährte dem Habsburger großzügig freies Geleit und erlaubte Rudolf, seinen Lebensabend an seinem familiären Stammsitz in Aargau zu verbringen. Die spätmittelalterliche Geschichtsschreibung sprach hierbei von göttlicher Vorsehung, die es Ottokar erlaubte, König zu werden. In der Moderne ab etwa dem 18. Jahrhundert änderte sich die Ansicht, nun hielten Historiker das ganze für reine Glückssache. Wie sehr der neue König/Kaiser die heile Welt der Deutschen erschütterte, zeigte dann das vermehrte Auftreten der falschen Friedriche.
1277/1284 - Ottokar und die falschen Friedriche:[]
Nach der kriegerischen Durchsetzung gegen das Haus Habsburg stand Ottokar I. als deutsch-römischer König da. Doch seine Hausmacht reichte kaum über die Grenzen Böhmens hinaus. Der Einfluss des Königs musste nun durch Reisen aufrecht erhalten werden. Genau wie seine Vorgänger aus dem Fränkischen Reich war Ottokar dazu gezwungen, als Reisekönig das Reich zu regieren. Um dieser Politik Rechnung zu tragen, setzte Ottokar I. nun einige der ritterlichen Veteranen als Lehnsherren und Stadtherren ein, diese überwachte er mit regelmäßigen Besuchen. Doch der König und ab 1280 Kaiser hatte ein Problem; Die Angst vor dem Weltuntergang. Kaiser Ottokars Reich stand auf tönernen Füßen, innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches gab es Demagogen, die den Přemysl als „Unköhnig und Unkaysr“ verspotteten. Dies hatte nicht nur damit zu tun, dass einige Leute Ottokars Herrschaft nicht anerkannten, sondern auch der Glaube, dass sich die Welt ihrem Ende näherte. Seit der Zeit des Dschingis Khan um 1200 fürchtete das christliche Abendland die Geißel Gottes, die Mongolen. Der Khan und seine wilden Krieger galten als die Magog, ein altertümliches Volk, welches dazu auserkoren war, die Welt zu plagen. Doch was war nun? Einige fanatische Christen, die nicht mit Ottokars König-/Kaisertum einverstanden waren, malten den Teufel an die Wand; „Was ist, wenn der Teufel selbst das Reiche regiere?“ Es traten nun kurz nach dem Sieg Ottokars 1277 einige Wanderprediger auf, die sich selbst als „Der Friedrich“ bezeichneten. Diese Männer aus den untersten Rängen der Gesellschaft traten als „Friedenskaiser“ oder sogar als prophezeiter Messias auf. (Nicht Jesus) Als Vertreter Gottes und Messias der Deutschen bzw. des Heiligen Römischen Reiches versprachen diese Prediger nichts geringeres als die Rückkehr Kaiser Friedrichs II. Welcher bereits seit 1250 verstorben war. Diese „falschen Friedriche“ traten auch schon während des Interregnums auf, doch nun wurden wie zu einer Plage. Da diese Betrüger auch außerhalb des Reiches, etwa der Schweiz oder sogar Frankreich
Darstelung der Hure Babylon 1180, im Reich Ottokars wurde die Hure gejagt und ihre Bestie soll sich mehrfach gezeigt haben

Das Auftreten von "falschen Friedrichen" sorgte in den ersten Jahren König Ottokars für Aufsehen, Bild zeigt Tile Kolup, der sich als Kaiser Friedrich ausgab

Die Kaiserburg Nürnberg war die letzte Bastion des falschen Friedrich, die Belagerung Nürnbergs kostete den Bürgern ihre Privilegien
1278/1295 - Freie Städte im Reich:[]
Das Leben König Ottokars war in zwei Abschnitte unterteilt. Einerseits die ungestümen Tage als Eroberer (1253-1276), auf der anderen Seite die späten Jahre als Kaiser und Mäzen. Nach den Schlachten um die Krone sah sich der römisch-deutsche König einer Vielzahl an Gläubigern gegenüber. Ritter und Gefolgsleute aus der Waffenbruderschaft gegen den Habsburger forderten nun ihre Gefallen ein. Das Heilige Römische Reich war seit den Tagen Karls des Großen ein Feudalstaat, doch dies änderte sich nun langsam im Zuge der Verstädterung. Der Adel in seiner Tradition als Feudalherrschaft pochte nun verstärkt auf seine Privilegien. Obgleich Ottokar dem Adel verpflichtet blieb, förderte er das aufstrebende Bürgertum. Er hatte erkannt, dass der Bürger und der Kaufmann mehr zum wirtschaftlichen Aufstieg seines Reiches beitrug als der tapferste Ritter.
Replika eines Stadtsiegels von Hamburg 1241

Leben in einer mittelalterlichen Stadt, Kaiser Ottokar förderte die Stadt und das gegen den Willen des Adels

Salzhandel in Paris, 15. Jhdt., auch Ottokar erkannte im Salz seinen Gewinn
1284/1295 - Der ewige Prinz Wenzel:[]
Hieß Ott’kar, der, mit Windeln noch umkleidet, Besser als Wenzeslaus, sein Sohn, erschien, Der Bärt’ge, der an Üppigkeit sich weidet.
Dante Alighieri über Vater und Sohn
Wenzel von Böhmen war 1284 erst 13 Jahre alt, als er von seinem Vater zur Belagerung Nürnbergs ausgesandt wurde. Ottokar wollte aus dem jungen Prinzen einen starken Krieger, aber auch Diplomaten formen. In den letzten Jahren Kaiser Ottokars gelang es, den Landfrieden im Reich zu wahren, so konnte Wenzel sowohl seine Diplomatie wie auch seinen Geschäftssinn schärfen. Das Reich war im Osten immer durch die slawischen Völker bedroht worden, so war es dem Kaiser immer wichtig, die Ostgrenze zu sichern und sich mit Polen, aber auch den Deutschrittern gut zu stellen. Prinz Wenzel war ab 1290 Regent der böhmischen Přemysl-Ländereien und residierte im Ostteil des Heiligen Römischen Reiches. Von Prag aus organisierte Wenzel den Aufbau der böhmischen Osthandelsgesellschaft mit dem Baltikum und Russland. Unterstützt durch zahlreiche Berater und Verwaltungsbeamte erlangte Wenzel schon früh den Ruf, nicht selbst zu regieren. Ihm waren aber einige Reformen zu verdanken, die er noch vor dem Tod seines Vaters umsetzte. Die Erträge aus böhmischen Silberminen wurden weiter optimiert, indem man den Bergbau verbesserte und ein neues Bergrecht ausarbeitete. Der Prager Silbergroschen als harte Währung wurde bald im gesamten Reich akzeptiert und 1300 sogar als Leitwährung eingeführt. Im öffentlichen Leben betätigte sich der Prinz als Kunstsammler und Unterstützer des Kirchenbaus. Ihm selbst sind einige Kirchenlieder zuzuschreiben, die er selbst niederschrieb und im Prager Dom vortragen ließ. In den Jahren 1290 bis 1305 war Prag das Zentrum eines neuen kulturellen Aufschwungs. Nicht immer war Wenzels „Eitelkeit“ gern gesehen, Gegner des „regierenden Barden“ verglichen ihn mit Kaiser Nero und prophezeiten, eines Tages würde Wenzel sein Prag in Brand stecken.
Wenzel als Barde, der Prinz und spätere König wurde als schwach dargestellt, 14. Jhdt.
1295 - Tod des Kaisers und Führungswechsel:[]
Am 23. März 1295 starb Ottokar in seinen 60ern im böhmischen Oppeln. Der Kaiser hatte sich bei einem Ausritt eine Lungenentzündung zugezogen, die schnell tödlich endete. Schon wenige Tage später fand in Prag die Beisetzung und danach die Krönung Wenzels zum König statt. König Wenzel II. Übernahm ein stabiles und reiches Böhmen. Schon in seinen ersten Monaten als König Böhmens beauftragte er fähige Diplomaten, die für ihn in das benachbarte Ausland gingen. Besonders die Streitigkeiten in Polen nutzte Wenzel sofort zu seinen Gunsten und gewann dort Verbündete. Im Heiligen Römischen Reich musste nun nach einem neuen König gesucht werden. Drei Kandidaten standen im Frühsommer zur Debatte;
Darstellung der Königswahl zeigt den Habsburger Albrecht, Wenzel von Böhmen und Rudolf von Oberbayern

König Wenzel der Bärtige, Bild zeigt Wenzel als König von Böhmen und Polen 1300
1296/1305 - Wenzel II. und Reichspolen:[]
Polen war ein zerstrittenes Reich, doch Wenzel konnte sich die Treue des einflussreichen Hauses Piast sichern. 1296 starb der polnische König Przemysł II. durch einen Mordanschlag. Aus dem daraus resultierenden Chaos konnte der römisch-deutsche König seinen Vorteil ziehen. Als möglicher Nachfolger des polnischen Königs war Herzog Władysław Ellenlang ideal für Wenzels Pläne. Der Herzog von Großpolen und Pommerellen war finanziell am Boden, was Wenzel ausnutzte. Der Herzog erhielt nun ein Darlehen, im Gegenzug wurde er ein Gefolgsmann der böhmischen Krone. Damit war Władysław Ellenlang der erste polnische Herzog, der Wenzel zur Lebenstreue verpflichtet war. Doch der Pole sollte sich nur kurz an seinen Eid halten, und König Wenzel marschierte 1300 in Großpolen ein, um den Herzog abzusetzen. Sein Heer, bestehend aus böhmischen, masowischen und deutschen Rittern, war beeindruckend genug, um die Machtposition eines römisch-deutschen Königs auch in diesem Land zu repräsentieren. Wenzel war zwar mit Kunigunde von Masowien verheiratet, doch hatte er nun eine andere Liaison im Auge. Wenzel hielt bei der Tochter des verstorbenen König von Polen um die Hand an. Diese Vorgehensweise war ausgesprochen frech, doch wurde der Heiratsantrag durch den Erziehungsberechtigten der erst 7-jährigen Elisabeth Richza von Polen stattgegeben. Im selben Jahr sollte Wenzel auch zum König Polens gekrönt werden. Die Ehe mit Kunigunde wurde 1302 durch den Papst geschieden und ein Jahr darauf verheiratete sich der König mit Richza, mit der er bald Josef zeugte. Als neuer König Polens sah es Wenzel als seine Pflicht an, den Papst darum zu bitten, ihn nun auch zu deutsch-römischen Kaiser zu krönen. Diese Krönung fand 1301 in Prag statt, unterstützt durch glühende Versprechungen, das Heilige Römische Reich nach Osten hin zu erweitern, war der Papst gütig gestimmt. Kaiser Wenzel war ab diesem Zeitpunkt von dem Gedanken beseelt, in den Fußstapfen Karls des Großen zu wandeln und den Osten unter seinem Banner zu einigen. Von da an nannte Wenzel seine polnischen Länder Reichspolen. Nicht durch Eroberung, sondern durch Diplomatie wollte der Kaiser den Osten bekehren und das selbst in den orthodoxen Gebieten Russlands. Doch sein Plan scheiterte bereits früh, nur wenige Polen waren von Reichspolen begeistert. Zwischen 1300 und 1305 wollte Wenzel den Widerstand der polnischen Oberschicht brechen, indem er ihnen Rechte entzog oder sogar neue Lehnsherren einsetzte. Um seine Pläne umzusetzen und Reichspolen einzugliedern, wurden nun niedere Ritter aus Böhmen und den deutschen Ländern eingesetzt. Einer dieser Adeligen mit eher wenigen finanziellen Mitteln war der Habsburger Albrecht. Der Kaiser wollte so die schwellenden Probleme zwischen dem Haus Přemysl und Habsburg glätten.
Polen 1301, Rot Reichspolen unter Wenzel, Blau Gebiete der Piasten, Lila Masowien
1306/1325 - Die Polenkriege:[]
„Das Heilige Römische Reich steht in der Nachfolge Roms und des Reich Jesu auf Erden! Darum ist es die erste Christenpflicht der Kaiser, das Reich auszuweiten!“
Papst Johannes XXII.

Wenzel III. vereinigte die Drei Kronen Böhmens, Ungarns und Polens
Die Polenkriege bestanden aus mehreren militärischen Zusammenstößen sowohl zwischen polnischen wie auch deutschen Heeren. Die Polenkriege oder auch reichspolitische werden auch manchmal als polnischer Bürgerkrieg bezeichnet, da dort Bruder gegen Bruder kämpfte, dies galt vor allem für die Piasten. Hauptfraktion der fast 20 Jahre des Konflikts waren die römisch-deutschen Könige, ihre deutschen Vasallen Brandenburg, Sachsen, und ihre polnischen Lehensmänner aus dem Haus der Piasten. Die Gegner der Eingliederung Polens in das Reich nannten sich die Freipolen, welche vor allen aus den Regionen Pommerellen, Kleinpolens (Krakau) und Masowiens stammten. Obwohl ein Teil Kleinpolens anfangs noch unter der Verwaltung Riczas und somit der Piasten stand, war die Stadt Krakau ein entschiedener Gegner Reichspolens. Einen großen Beitrag zu Befriedung der aufständischen Adeligen der Pommerellen leistete der Deutschritterorden. Gründe, weshalb es 1306 zu ersten Adelsaufständen kam, war der Wechsel an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches. Wenzels Sohn war noch zu jung, um die Königswürde zu erhalten, so wurde Rudolf der Stammler gewählt. Der neue böhmische König Wenzel III. mit seinen erst 16 Jahren wurde von den Polen nicht voll genommen. Er hatte sich noch nicht bewährt, darin sahen die Verfechter eines unabhängigen Königreich Polens eine Chance, aus der Lehnshoheit der Przemysł zu entkommen. Das Adelsgeschlecht der Piasten war nun zweigeteilt. Władysław Ellenlang kehrte nun aus dem Exil zurück und forderte seine Titel ein. Der Sohn von Wenzel II. und Königinmutter Ricza, Josef, hatte jedoch genauso Rechte, denn seine Mutter pochte als Kaiserwitwe darauf, ihren Sohn zum Führer der Piasten zu machen. Josef war aber erst ein Kleinkind. Auch das Herzogtum Masowien war seit der Scheidung Kunigundes kaum von seinem böhmischen Lehnsherren angetan. Für den König Böhmens, Ungarns und Polens standen die Zeichen schlecht, als er von den Freipolen nicht als König anerkannt wurde. Unter dem roten Wappen des gekrönten weißen Adlers sollten sich in den nächsten Jahren drei freipolnische Gegenkönige erheben. Der erste dieser Gegenkönige war der als wortbrüchig geltende Władysław Ellenlang. Ellenlang blieb im Heiligen Römischen Reich als Verräter verpönt, doch gerade der polnische Landadel huldigte ihm. Władysław Ellenlang musste aber auf ein großes Ritterheer verzichten und hob Bauern für den Kampf aus. Einige dieser Bauern erlangten im Kampf gegen Wenzel III. Kampferfahrung und prahlten damit, die besten Kämpfer ganz Polens zu sein. Der Kampf um Polen dauerte bis 1308, wobei es immer wieder Kampfpausen gab. Meist gab es längere Burgbelagerungen, die sich irgendwann in Wohlgefallen auflösten, wenn den Belagerern die Nahrung ausging. Auch aus den deutschen Ländern kamen immer wieder Ritter, die sich im „Pollendreschen“ bewähren wollten. Der Bayer Rudolf I. unterstützte Wenzel, blieb aber meist im Hintergrund und tat sich vor allem im Bauernaufhängen hervor. Władysław Ellenlang blieb als König der Freipolen eher hinter seinen Mauern verschanzt. Ihm zur Seite stand ein armer, aber sehr kampferfahrener Ritter, der sich nur Bartoz der Possenreißer nannte. Dieser war nicht nur mit dem Schwert geschickt, er konnte auch wie kein zweiter Schmähschriften verfassen. Als die kaiserliche Armee die Reichspolen am 3. Juni 1308 an den Ufern der Mossel stellte und Władysław Ellenlang durch einen Fußsoldaten ertränkt wurde, übernahm Bartoz das Kommando über die Armee. Damit begann die Zeit des Possenkönigs von Polen.
Bartoz der Possenkönig:[]
„Ich schwörn tu folgends! Wenn der Bartoz sein Maul er sich zereizen sollt über den Kayzer diesen Lumpenhund ich stell und schneid ihm gezackt und dreimal mit meiner Kling das Schnatterzünglein Raus! Dann nagle ichs Ihm an die Stirn!“
Deutscher Ritterschwur
Bartoz der Possenreißer gehört zu den illustren Gestalten der polnischen Geschichte. Von Böhmen und Deutschen als Narr verschrien, gehörte Bartoz aus der Sicht der polnischen Patrioten zu den ersten großen Freiheitskämpfern ihres Volkes. Es ist nicht bekannt, wie alt er tatsächlich war, sein Alter wird aber heutzutage auf Mitte 20 geschätzt. Er stammte aus dem Pommerellenadel, soll aber trotz seines Lebens im hintersten Winkel des Reiches ein belesener Mann gewesen sein. Seine Stärke als Kämpfer zeigte er bereits unter Władysław Ellenlang. Er ghörte aber auch zu den wichtigsten Hofautoren Ellenlangs und war dort unter anderem für seine kritischen Essays, aber auch für humoristischen Bänkelgesang bekannt. Als Führer der Überreste der Armee Ellenlangs festigte Bartoz sein Image als Redner und literarischer Kritiker der Zustände in Polen aber auch im gesamten Reich. Im Krieg gegen den Kaiser und dessen Vasallen musste Bartoz Guerillataktiken einsetzen. Der Kampf Ritter gegen Ritter musste bald weichen, von 1310 an setzten Bartoz und seine Polen meist auf Überfälle und nutzten Bögen und Distanzwaffen. Bartoz besaß keine eigene Burg, meist residierte er in seinem Feldlager, ab und an jedoch war er Gast in den Burgen Verbündeter. Der Kampf um Polen wurde teilweise auch im Baltikum geführt, wo der Possenkönig einige Verbündete hatte. Diese unterstützten die Freipolen, denn die freien Fürsten des Baltikums fürchteten, dass sich der Deutschordenstaat weiter ausbreiten könnte. Krieg wurde meist nur in den Sommern geführt, in den Wintern konnte sich Bartoz dem Schreiben zuwenden. Er war ein sprachliches Multitalent und schrieb Briefe in verschiedenen Sprachen. Mit den Jahren tauchten seine Schriften sogar am französischen Hof auf. König Philipp IV. gehörte angeblich zu den Brieffreunden des polnischen Ritters. Bartoz gab sich in der Schlacht extravagant, seinen Kopf
Der Bartozhelm, dadurch konnte der Possenritter dem Gegner seine Zunge rausstrecken. Heute im Besitz des Staatsmuseum Freistaat Krakau, Bild 2018

22. Februar 1314, Der Kopf des Possenkönigs wird von einem Büttel aufgehängt, damit ganz Prag ihn sehen kann, Darstellung 15. Jhdt.

Plakat der klassenkämpferischen Partei Solidarność in Polen 2014, bis in unsere Tage gelten die Bauernaufstände als Beginn des Klassenkampfes, die Parole lautet "Wir alle sind Thomasz!"
Thomasz der Bauernkönig:[]
„Thomasz der Bauernkönig ist der Vorreiter des Klassenkampfes der aber erst fast 600 Jahre nach dem Tod der Thomasz Bewegung ihren entgültigen Siegeszug feierte, auch ich bin ein Thomasz!“
Klassenkämpfer R. T. Popovski, 1940
Die Thomasz-Aufstände von 1314 bis 1325 waren die frühesten Bauernaufstände in Osteuropa. Geführt wurden diese Aufstände von verschiedenen Männern, die sich aber nach dem ersten Rädelsführer Thomasz nannten. Der ursprüngliche Thomasz von 1314 war ein freier Bauer aus Kleinpolen. Viel ist über sein Leben vor 1314 nicht bekannt, es ist anzunehmen, dass er als Speerträger bereits für Władysław Ellenlang und Bartoz diente. Thomasz war bereits mit Beginn des Kleinpolenaufstands militärisch versiert und so der ideale Bauernführer. Die Gründe für die Bauernaufstände lagen auf der Hand; der nun schon 8 Jahre andauernde Bürgerkrieg Polens. Viele Bauern hatten sich von Ellenlang und Bartoz ein Leben als freie Männer erhofft. Dieses Leben führten sie jedoch lediglich innerhalb der Bauernarmeen ihrer Herrscher. Nach ihrer Heimkehr erwartete die Bauern Hunger und Not. Männer, die bis dahin von Plünderei gelebt hatten, mussten nun wieder das karge Los eines Leibeigenen fristen. Die neuen Lehensherren aus Böhmen, Mähren und dem Heiligen Römischen Reich regierten über die Bauern mit harter Hand. Viele der Kriegsgewinnler aus dem Reich waren so verhasst, dass es schon im Mai 1314 zu Aufständen kam, die sich ausweiteten. Die Habsburger, welche eigentlich seit Jahrzehnten in Sachsen residierten, sahen nun ihre Chance, sich vor Kaiser Wenzel zu profilieren. Im Austausch ihrer Loyalität übertrug der Kaiser dem jungen Ritter Friedrich dem Schönen einen Lehenstitel in Kleinpolen. Friedrich war ein Intrigant, der auch in Sachsen Wittenberg seine Gegner hatte. Seine Regierung in Reichspolen war reinste Willkür, der 25-jährige Ritter ließ gleich nach seiner Ankunft ehemalige Sympathisanten der Gegenkönige hinrichten und erhöhte die Steuern. Auch Thomasz (kein Nachname) war Leidtragender einer Strafaktion des Habsburgers. Die Büttel des Friedrich vergewaltigten die Ehefrau Thomasz' und nahmen das Vieh mit. Gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern zogen sich Thomasz und seine Kinder in die Wälder zurück. Aus dieser vermeintlichen Sicherheit heraus formierte sich bald die Bauernarmee. Thomasz sammelte alte Veteranen um sich, aber er bildete auch neue Kämpfer aus. Erste Zusammenstöße gab es am 13. Mai 1314 in der Nähe Krakaus. Thomasz' Armee sah ihre Aufgabe darin, das Land vor der Willkür zu befreien. Es gelang ihm mit viel Glück, immer wieder die Ritter auszustechen, doch im Herbst wurden er und sein Gefolge vernichtend geschlagen. Friedrich der Schöne forderte nun den Kopf des Rädelsführers, doch seine Soldaten konnten Thomasz nicht finden, so wurden dem Habsburger mehrere Köpfe geliefert. Niemand wusste, ob Rädelsführer Thomasz unter den Toten war, schon ein Jahr darauf formierte sich erneut eine Bauernarmee. Der Hauptmann dieser Horde schrie bei jedem Kampf, er sei der Thomasz. Aber dieser Thomasz war eher ein Straßenräuber als ein Revolutionär. Friedrich der Schöne legte auch diesem Thomasz das Handwerk. Innerhalb der nächsten Jahre bis 1325 tauchten immer wieder Aufständische auf, die sich
Der Habsburger Friedrich der Schöne, er löste die Bauernaufstände aus, aber er beendete sie auch und wurde reichlich belohnt † 1346

Sachsenbanner des Hauses Habsburg ab 1326
1320/1330 - Aufstieg Habsburgs:[]
Latein; „Mox urbis Romae!“
Deutsch; „Bald Stadt Rom!“
Ausruf Berthold Brucker 1329

Rudolf von Sachsen-Wittenberg war der letzte Herrscher der Askanier † 1339

Papst Johannes XXII. residierte von 1316 bis 1334 in Frankreich wurde aber zum Verbündeten Habsburgs und spielte angeblich mit dem Gedanken, Wittenberg zu besuchen † 1334

Denkmal des Predigers Berthold Brucker in der erzkatholischen Stadt Wittenberg, die Inschrift bedeutet soviel wie "Bald Rom", Bild 2016

Der römische Kaiser Constantin war das Vorbild Wenzel III. Konstantin regierte das Römische Reich von Osten aus † 337
1324 - Beginn der Lateinischen Ära:[]
Die Lateinische Kaiserära umfasst rund 100 Jahre, in dieser Zeit gaben sich die böhmischen Kaiser lateinische Herrschernamen. Nachdem die Polenkriege sich 1324 dem Ende näherten, ließ sich Kaiser Wenzel III. von Volk und Adel als Constantin bezeichnen. Die Wahl dieses Namens ist umstritten, es gibt keine historischen Unterlagen, welche die Bedeutung des Namens tatsächlich erklären. Historiker der Neuzeit, aber auch schon einige Zeitgenossen Wenzels nahmen an, dass der Name Constantin sich auf den altrömischen Kaiser Konstantin gleichen Namens bezieht. So schrieb der böhmische Geschichtsschreiber Watzlav von Prag; „Der Kaiser hatte erkannt, dass die Macht sich gegen Osten nach Prag, weg von den ehemals wichtigen Kaiserstädten der Deutschen fokussierte. Wie bereits Konstantin wusste Wenzel, dass es Zeit für einen Neubeginn sein würde.“ Dieses kurze Zitat aus dem Jahr 1331 bleibt umstritten, denn innerhalb Deutschlands wollte niemand etwas von einer Verlegung der Macht nach Osten wissen. So galt es lange Zeit fast schon als frevlerisch anzunehmen, Prag würde auch in Zukunft Zentrum des Heiligen Römischen Reiches bleiben. Nach 1424, aber vor allem nach 1446 bürgerte es sich im Reich ein, die Aussage Watzlavs von Prag als historische Fälschung anzusehen. Fest steht jedoch, dass die deutschen Kurfürsten tief in der Schuld der Přemysl standen. Aus dieser Umklammerung wollten sich die deutschen Fürsten lösen, so gehörte es zum guten Ton, hinter dem Rücken Wenzels, ihn als slawischen Tatarenkhan zu verunglimpfen. In den Augen einiger deutscher Adeliger tat Wenzel zu wenig für die Deutschen und kümmerte sich nur um das neue Ostreich; (Böhmen, Polen, Ungarn) Für die Deutschen war Wenzel ein Spalter des alten Reiches von Karl des Großen. Das Ostreich, wie die drei Königreiche Wenzels des öfteren genannt wurde, war nicht „deutsch“ genug. Es war das römisch-deutsche Kaisertum, das die Deutschen hochhielten und nicht das polnisch-böhmische oder magyarische. Den Slawen wurde im Reich oft nachgesagt, Wilde zu sein, die sich noch nicht einmal vollständig vom Heidentum vergangener Tage losgelöst hatten. Wenzel und sein Vater hatten bisher versucht, deutschen Adel in Reichspolen anzusiedeln. Dies gelang auch, aber es kam deswegen auch zu den Thomasz-Aufständen. Nicht nur die Habsburger verhielten sich als Tyrannen, auch andere Lehensherren sahen sich als moralisch überlegen gegenüber den slawischen Barbaren. Dem Ruf, ein Wilder zu sein und kein Deutscher, wollte Kaiser Wenzel nun entgegen wirken, indem er sich römisch gab. Der Kaisername Constantin kam nur mäßig gut im deutschen Volk an, die Assoziation mit einer künftigen Reichsteilung war gegeben. Wenzels Sohn (ebenfalls Wenzel) gab sich 1333 den Kaisernamen Augustus, dieser wurde weitaus besser aufgenommen. In den 100 Jahren der Lateinischen Ära benannten sich die Kaiser bald in einer Art um, die keine historischen Querverweise auf Ostrom zuließ. Das Ende der Lateinischen Ära kam 1424 mit Ottokar II., der meinte, sein Name und direktes Herrschaftsgebiet sei dem Reich deutsch genug.
Fachwerkhäuser und deutsche Schrift in Krakau, viele polnische Städte entwickelten sich zu zweisprachigen Metropolen und legten die Blockhausbauweise zugunsten von Fachwerk ab, Krakau 2020
1333/1400 - Deutsche Besiedlung des Ostens:[]

Der Sachsenspiegel galt im 14. Jahrhundert als wegweisendes Buch zum allgemeinen deutschen Recht auch im östlichen Reichsteil, Ausgabe 1385

Henriette die Blaue, Regentin von Sachsen-Wittenberg und ab 1376 Erzherzogin von Kurlingen † 1384
Die Besiedlung des Ostens war schon seit Jahrhunderten der Traum der Deutschen. Durch Wenzel II. war Reichspolen hinzugekommen, nun in der Lateinischen Ära hatte die „Zivilisierung des Ostens“ erhöhte Priorität. Schon früher waren deutsche Siedler in Posen oder Pommern angesiedelt worden. Doch unter Kaiser Augustus (Wenzel III.) startete eine Germanisierung des Ostens richtig durch. Deutschen Feudalherren war es in Zeiten des Reichsfriedens nach den Polenkriegen möglich, eigene Leute anzusiedeln. Es kam jedoch nie zu einer gänzlichen Vertreibung der slawischen Sprache und Kultur. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts waren osteuropäische Städte wie Krakau zu modernen Metropolen im Fachwerkbaustil aufgestiegen. Die noch aus dem 13. Jahrhundert vorherrschende Blockhausbauweise wich dem Fachwerk. 1366 schrieb der deutsche Reiseberichterstatter Hermann von Lutz; „Ich durchquerte die prächtigen Hansekontore Reichpolens und wurde von den Polen in unserer Sprache begrüßet, obgleich ich hier fern der Heimat in Krakau verweilte. So blieb ich sieben Wochen“ Wie von Lutz schon feststellte, waren viele polnische Städte bereits fest in die deutsche Hanse integriert. In solchen freien Städten, die oft von Stadträten regiert wurden, kristallisierte sich ein neues für östliche Länder typisches Amt heraus; der Erzkanzler. Dieser meist von Bürgern getragene Amtstitel war insbesonders in reichspolnischen Hansestädten hoch angesehen. Diese Integration in das deutsche Handelsbündnis war aber vor allem auch durch die Vereinheitlichung des Rechts in Reichspolen erfolgt. Der mittelalterliche Sachsenspiegel (13. Jhdt.) diente späterstens seit Kaiser Augustus als Leitfaden für das Land- und Lehensrecht. Auch wurde verstärkt der Bau von freien Städten gefördert, die sich ähnlich wie in deutschen Landen einiger kaiserlicher Privilegien rühmten. Die bildhaften Darstellungen des Sachsenspiegels erlaubten es auch der slawischen Bevölkerung, das deutsche Recht zu verstehen. Es gab nun bald auch Übersetzungen aus dem Mittelniederdeutschen ins Polnische und Ungarische. Die katholische Kirche versuchte jedoch, diese Übersetzungen Ende des 14. Jahrhunders aus dem Verkehr zu ziehen und zog sich so den Zorn einiger Adelsgeschlechter Reichspolens zu. Es kam aber gleichzeitig zu Verstädterung und dem Aufbau eines bürgerlichen Rechts in den Hanseregionen Reichspolens. Eine der wichtigsten Frauen in Punkto Ostbesiedlung war die Tochter Kaiser Constantins; Henriette die Blaue. Henriette, die dem Haus Habsburg und den Askaniern entsprang, regierte Sachsen lange Zeit im Namen ihrer minderjährigen Söhne; Ottos, Josefs und Karls. In ihrer Schaffenszeit (1370-1371 und 1376-1383) organisierte die rüstige Blaue Witwe eine große Anzahl an Siedlerkolonien nach Ostpolen. Das neue Erzherzogtum Kurlingen, welches sie und ihr Sohn Otto der Dünne begründeten, galt lange als das kleine Sachsen Polens. Der Name Habsburg ist eng an die Ostbesiedlung der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geknüpft, mit ihr kam es auch zur Neuorientierung des Feudalrechts mit dem Fokus auf den Sachsenspiegel. Henriette die Blaue war jedoch eine weltliche Regentin was sie bald in Konfrontationskurs zu den Kritikern des Rechts, welche der Sachsenspiegel repräsentierte, brachte. Dieses Recht galt nun bald als zu "weltlich". Mit Ende des Jahrhunderts gab es eine neue Strömung, die sich gegen den Sachsenspiegel wandte. Katholische Kleriker wie Johannes Klenkok bekämpften die weite Verbreitung des Sachsenspiegels im Osten, da er in ihren Augen nur der weltlichen Autorität des Feudaladels Vorschub leistete, jedoch die klerikalen Ansprüche des Papstes in Avignon nicht genügend würdigte. Dies war auch schon der Beginn einer Debatte um die Machtansprüche des Katholizismus und die des weltlichen Adels. Bald folgten Machtkämpfe und in Folge die Zeit der Frühreformation.
1400/1425 - Jan Huss und die Frühreformation:[]
„Wenn der Antichrist einen Namen hat dann Huss! Er ist der Spalter des Heiligen Römischen Reiches! Ein Teufel der die Bibel mit seiner Ziegenbocksklaue verfälschet! Doch der Kaiser tut nichts bietet ihm Schutz in der Haft an!“
Papst Martin V. 1419
Böhmen im Jahre 1400: Die katholische Kirche war durch das seit 1378 andauernde Abendländische Schisma gespalten. Auch das Heilige Römische Reich war sich uneins, ob man nun im aufdämmernden neuen Jahrhundert eher dem weltlichen oder doch dem altehrwürdigen Kirchenrecht mehr Beachtung schenken sollte. Der Sachsenspiegel und sein Rechtsanspruch teilte die Rechtsgelehrten in zwei Lager, aber auch Kirchenmänner aus dem östlichen Reichsteil stellten sich gegen die gespaltene Mutterkirche. Ein Mann stach bald in diesen stürmischen Tagen besonders hervor; der böhmische Theologe Jan Huss.
Jan Huss, als Prediger und Reformator stand er lange unter dem Schutz zweier römisch-deutscher Kaiser † 1425

Das Emirat Granada war im 15. Jahrhundert das letzte islamische Reich der Iberischen Halbinsel. Huss kritisierte die Kreuzzüge, weshalb seine Lehren in Spanien bald verboten waren

Verbrenungen von Hussiten waren auch in den friedlichen Regionen des Reiches an der Tagesordnung, Bild zeigt Hyronimus von Prag vor der Verbrennung in Konstanz 1416

Der erste Prager Fenstersturz vom 3. August 1419 löste die Hussitenkriege aus, Bild 19. Jhd
1419/1440 - Die Hussitenkriege:[]

Soldat zündet seine Faustbüchse, Feuerwaffen wurden von allen Parteien eingesetzt
- Die Freiheit für die Predigt
- Die Freiheit für den Kelch
- Die Freiheit von säkularer Kirchenherrschaft
- Die Freiheit von ungerechter weltlicher Herrschaft
Die Vier Prager Artikel
Die Hussitenkriege oder auch „Einundzwanzig-jähriges Chaos“ fanden in den Jahren 1419 bis 1440 auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches statt. Dabei handelte es sich um die ersten großen Religionskriege Europas, welche die Renaissance einläuteten. Die Zeit der Frühreformation wurde vor allem durch Bauern- und Hussitenaufstände begleitet. Endete nach Meinung von Historikern mit dem Auftreten hussitischer Reformtheologen wie Martin Luther 1517. Die Hussiten bildeten jedoch während des Großen Chaos keine homogene Gruppe, es gab gravierende Meinungsverschiedenheiten innerhalb der reformatorischen Bewegung. Die wichtigsten Hussitenfraktionen Böhmens waren die radikalen Taboriten, Orphans und Orebiten, zu den gemäßigten gehörten die Kalixtiner. In anderen Ländern des Reiches wie Sachsen, Österreich, aber besonders in Reichspolen erhoben sich die Bauern unter dem Banner des Hussitenkelchs. Nicht jeder Teilnehmer an den Hussitenkriegen war religiös motiviert. Die Allianz von Litauen und Nowgorod hatte die Schwächung des Deutschordensstaats im Sinn. Wieder andere verdingten sich als Söldner. Die Hussitenkriege veränderten die Kriegsführung nachhaltig. Es kamen kaum Ritterheere zum Einsatz, stattdessen setzten die Kriegsherren auf Söldner und Schießpulver. Für Reichspolen sahen die Adeligen in den Bauernerhebungen so etwas wie die Rückkehr der Thomasz-Aufstände 100 Jahre zuvor, die nun von radikalen Hussitenhauptleuten geführt wurden. In der ersten Phase nach dem Prager Fenstersturz wurde der auf Böhmen und Mähren beschränkte Konflikt von dem Landadeligen Jan Žižka († 1425) geführt. Die Hussiten sahen ihre Hauptaufgabe darin, einen Befreiungskrieg gegen die kaiserliche Autorität und katholische Kirche zu führen. Dabei legten sie in den Vier Artikeln von Prag ihre Forderungen fest. Schon 1420 gab es hussitische Splitterfraktionen. Jan Žižka war daran gelegen, sein Idol den Reformer aus der Gefangenschaft zu befreien, was dem böhmischen Adeligen jedoch nie gelang. Die Hussitenkriege gliederten sich in 7 Phasen; Die Sieben Kreuzzüge. Diese Sieben Kreuzzüge fanden unter Führung der römisch-deutschen Kaiser und zweier Päpste statt. Bis 1425 wurde Kaiser Antonius immer wieder vorgeworfen, zu halbherzig gegen die marodierenden Hussiten in seinen Königreichen vorzugehen. Antonius musste sich immer mit der kirchlichen Kritik auseinandersetzen, die lautete, den Ketzer Huss nicht exekutiert zu haben. Zwischen Antonius und Papst Martin V. kam es zum Streit. Martin V. gelang es erst nach dem Ableben Antonius', das kirchliche Todesurteil von 1415 durchzusetzen. König Ottokar II. stand am Weihnachtstag 1424 vor dem Dilemma, seinen prominenten Gefangenen an den Papst auszuliefern oder eben nicht zum Kaiser gekrönt zu werden. Gleichzeitig mit der Krönung in Aachen fand am 1. Januar 1425 die Hinrichtung Jan Huss' statt. Nach dem Tode des Theologen radikalisierten sich die Hussiten weiter. Der Dritte Kreuzzug startete bereits 1426 in Reichspolen. Die hussitischen Söldnerheere waren vor allem für den Einsatz ihrer gefürchteten Kampfwagen mit Feuerwaffenunterstützung bekannt. Den Kriegsgeschichten nach hatten die Wagenburgen der Hussiten fantastische offensive und defensive Fähigkeiten. Katholische Heere berichteten, wie die perfekt abgestimmten Wagenkonvois sie in arge Bedrängnis brachten und so für Angst sorgten. Die Legende der Hussitenkampfwagen beflügelte auch Jahrzehnte später Leonardo da Vinci, Modelle von Panzern zu zeichnen. In Wahrheit wurden diese Kampfwagen jedoch stark überschätzt, das tatsächliche Geheimnis der Hussitenstreitmächte lag im Einsatz von Faustbüchsen. Diese im Morgenland neu eingeführte Waffe wurde von Hussitenführern meisterhaft eingesetzt. Sie mussten in sehr kurzer Zeit Armeen bestehend aus Bauern und Fußsoldaten ausheben. Die Faustbüchsenschützen waren schnell ausgebildet und billig, dabei aber efektiv und abschreckend. Auch Kanonen und Bombarden fanden Anwendung, 1430 während des Vierten Kreuzzuges der Päpstlichen Armee brachten italienische Condottieri mehrläufige Lafettengeschütze auf den Plan. Diese sollten eigentlich gegen den österreichischen Bauernführer Anton Horvath in der Steiermark eingesetzt werden. Horvath gelang es, die päpstlichen Söldner in einen Hinterhalt zu locken und alle Kanonen zu erbeuten. Ausgestattet mit Lafetten erwiesen sich die Hussitenwagen als tödliche Panzerfahrzeuge. Nach dem Wechsel auf dem Heiligen Stuhl 1431 gab es erstmal nach Jahren Verhandlungen zwischen den Fraktionen. Damit endete der Konflikt der Deutschritter und den baltischen Verbündeten der Hussiten. Diese Waffenruhe von einem Jahr wurde dazu genutzt, größere Truppenkontingente auszuheben und die eigene Machtbasis abzusichern. In den 1430er Jahren waren die Fronten bereits total eingefahren. Der Fünfte Kreuzzug hatte für verbrannte Erde gesorgt, und selbst der Adel im Heiligen Römischen Reich war kriegsmüde. Es gab Hungersnöte und unvorstellbare Grausamkeiten von allen Seiten. Die Hussitenfraktionen bekämpften sich nun auch gegenseitig, so wurde die religiöse Gruppierung der Adamiten als Ketzer verfolgt. Diese bisher den Hussiten nahestehende Sekte wollte Gott und dem Paradies durch Nacktheit näher kommen. In Prag, aber vor allem Krakau kam es zu Massenmorden an adamitischen Sektierern. Die Stadt Krakau stand unter dem Regime der Krakauer Hussiten und galt als Zentrum des Hussismus in Reichspolen. Die Kämpfe in Reichspolen wurden durch Regent Josef III. befehligt. (Sechster Kreuzzug) Der reichspolnische Regent konnte auf diese Art seine persönliche Macht gegenüber Kaiser Ottokar II. ausbauen. Regent Josef entsandte dazu seinen Sohn Peter nach Krakau, um die freie Hussitenstadt zu belagern. Diese Belagerung im Jahr 1436 endete mit der Kapitulation der rund 4000 Hussiten. Obwohl der Regent den Unterlegenen freies Geleit versprach, wurde an ihnen ein Exempel statuiert. Die hussitischen Gefangenen wurden verstümmelt, man hackte ihnen Hände und Zungen ab. So war es den Unglücklichen nicht mehr möglich zu predigen, kämpfen oder Hezschriften zu verfassen. Das rächte sich jedoch, denn von da an war an Frieden zwischen Katholiken und Hussiten in Polen erst recht nicht mehr zu denken
Papst Eugen IV. erklärte 1438 die Kreuzzüge für beendet und leitete damit den Frieden ein, der aber erst 1440 zustande kam † 1447

Mit den Hussitenkriegen konte man auch im 20. Jahrhundert gute Propaganda machen, Plakat der autoritären Katholikenpartei Italiens 1938

Kaiser Ottokar II. beendete die Lateinische Ära, siegte gegen die Hussiten und war der letzte Přemysl-Kaiser † 1446
1425/1446 - Ottokar II. der letzte Přemysl-Kaiser:[]
„Der Kaiser war kein Fanatiker, seine Kreuzzüge gegen die Hussiten waren für ihn notwendig, um den Landfrieden wieder herzustellen. Das geheime Buch des Kaisers zeigt uns Historikern, dass Ottokar selbst der übersetzten Bibel nicht abgeneigt war“
Historiker Walther Nowotny 1999
Kaiser Ottokar II., gekrönt am 1. Januar 1425, ist der vorletzte Přemysl-König von Böhmen und der letzte römisch-deutsche Kaiser dieses Adelsgeschlechts. Seine Herrschaft fiel in die Zeit der Hussitenkriege und Frühreformation, es gab in seinen Jahren als Herrscher keinen dauerhaften Frieden. Schon kurz nach dem Einundzwanzigjährigen Chaos erhoben sich die ungarischen Hussiten und verstrickten Ottokar erneut in Kämpfe. Der Kaiser war trotz seiner Erfahrungen als Feldherr während der Hussitenkriege kein Mann des Krieges. Neben seinen Fähigkeiten im Krieg war Ottokar auch als Autor von geschichtlichen Werken bekannt und sammelte Literatur. Die meisten Darstellungen Ottokars zeigen ihn entweder mit einer Schriftrolle oder einem Buch in Händen. Seine Fähigkeit, aus der Geschichte zu lernen, ermöglichte es dem Böhmen auch zu Kompromissbereitschaft gegenüber Adel, Klerus und Hussiten. Anders als von hussitischen Zeitgenossen überliefert, war Ottokar kein fanatischer Gegner der Reformation. Seine Bemühungen, die Kriege 1438 zu beenden, sind seiner Kompromissbereitschaft geschuldet. Ottokars Krieg galt dem Frieden, so meinen es zumindestens Historiker neuerer Tage. Der Hussismus war eine revolutionäre Ideologie, die selbst Kaiser und Feudalsystem hinterfragte. Und genau dagegen kämpfte Ottokar und nicht gegen eine mögliche Religionsreform. Der Frieden von Pilsen 1438 zeigte eindeutig, dass Ottokar den Landfrieden im Sinn hatte, daher ließ er sich auch auf Konzessionen mit den gemäßigten Kalixtinern ein. Dass der Kaiser bestens über die Hintergründe des Hussismus und Reformation Bescheid wusste, war bereits im 15. Jahrhundert bekannt. So gab es die Legende des „Geheimen Buches des Kaisers“
Das geheime Buch des Kaisers, Legenden zufolge war es ein Tagebuch und beinhaltete Kopien der ursprünglich von Jan Huss verfassten Bibelübersetzungen

Titularkönig Siegmund von Polen liegt im Sterben, seine Frau Jadwiga steht ihm bei 1446, das Bild zeigt Jadwiga mit Königskrone, eine Krone, die sie niemals erhielt
1446/1449 - Kampf um die Kronen:[]
Der Kampf um die Kronen war sowohl ein Krieg um die Krone Polens wie auch ein Streit um die römisch-deutsche Krone. Nach dem Tode Kaiser Ottokars II. kam es nicht zu einer Einigung der Kurfürsten, wer nun zum römisch-deutschen König erwählt werden sollte. Der reichspolnische Regent Peter I. forderte nun die Krone Polens für sein Geschlecht, die Piasten. Peter und seine Parteigänger waren der Meinung, dass die Witwe Siegmunds Jadwiga rangmäßig nicht die Krone übernehmen dürfe. Die Hochzeit zwischen Siegmund und Jadwiga war eine Liebesheirat, die künftige Königin entstammte einem polnischen Adelsgeschlecht mittleren Ranges. Für das Haus der Piasten war klar, dass Polen in ihre Hände gehört, und vielmehr auch der römisch-deutsche Königstitel. Peter hatte einigen Zuspruch unter seinen deutschen Verbündeten, besonders in Brandenburg. Das Reich war gespalten in zwei Fraktionen, die Fraktion der Přemysl und die der Piasten. Beide Häuser hatten unglaubliche Feudalmacht aufgebaut und forderten die römisch-deutsche Krone. König Ottokar III. von Böhmen hatte die Stärkung seiner eigenen Fraktion im Sinn, indem er Jadwigas Thronanspruch unterstützte. Ottokar glaubte, dass sich ein Reichspolen unter Königin Jadwiga eher seinem Willen beugen würde als Peter. Unterstützt durch Habsburg-Sachsen und Bayern zog König Ottokar gegen die Polen Peters in den Krieg. Die Habsburger hatten auch handfeste Interessen, denn ihr Erzherzogtum Kurlingen war in Gefahr. Regent Peter konnte sich auch der polnischen Hussiten versichern, die er mit Privilegien und sogar Ländereien köderte. Der Hussitenkrieg war erst 6 Jahre vorbei, doch anders als sein Vater war Peter ein Pragmatiker. Er wusste genau, dass er mit den Hussiten an seiner Seite auch in den Ländern des Heiligen Römischen Reiches Alliierte finden konnte. Die Polen machten sich einige Taktiken der Hussiten zunutze, so zählten auch Wagenburgen zu den Kriegsgeräten in Peters Armeen. Reichspolen war ein riesiges Gebiet mit vielen Bauern, die Peter für sich und seine Sache nutzte. Dass ein Pole römisch-deutscher König werden könnte, erzeugte in der Szlachta eine riesige Welle von Euphorie. Bisher waren die eingedeutschten Polen immer der Meinung, trotz ihrer Mitgliedschaft im Reich immer benachteiligt worden zu sein. Erste Zusammenstöße zwischen den Fraktionen gab es am 3. August 1446 im Kurlinger Land (Reichspolen). In den Schlachten gegen den polnischen Adel tat sich vor allem Ferdinand von Habsburg hervor. Seinem Beinamen „Der Polendrescher“ machte der Habsburger alle Ehre, er war für die Entvölkerung ganzer Landstriche verantwortlich, indem er „vorsorglich“ Bauern hinrichten ließ. Die Blutrünstigkeit des Habsburgers sorgte für Flüchtlingsströme, die sich Peters Heeren anschlossen. Ferdinands Legende entwickelte sich nach dem Krieg weiter, einige Hussiten erzählten sich noch über Jahrhunderte die Geschichte vom Blutdrescher Ferdinand, eines vampirähnlichen Wesens, das sich vom Blut erschlagener Bauern ernährte. So schwor er angeblich: „Beim Deibl ich schwör ich dresch euch Hussiten und Poln bissts seits tote und dann werd ich nie mehr sterbien!“ 1823 entstand daraus der Horrorroman „Im Bann des Blutdreschers“. Dieses Buch verteufelte den

Jadwiga verabschiedet den in den Kampf ziehenden böhmischen König Ottokar, Darstellung 19. Jhdt.

Bild zeigt Peter I. den Sieger im Kampf der Kronen † 1472
1450/1464 - Dreiteilung Sachsens und Hohenzollern:[]
1450; Das Heilige Römische Reich in der Krise. Nach 30 Jahren der Kriege, einem Polen als römisch-deutschem König und der Spaltung in Ost und West traten nun die Hohenzollern ins Rampenlicht. Dieses deutsche Adelsgeschlecht hatte 1417 Brandenburg erhalten, hatte sich in den Hussitenkriege auf der Seite der Kaiser hervorgetan und galt als Sieger des Kampfes um die Kronen. Das Land Brandenburg nördlich des größeren Sachsen war schon lange in eine Rivalität zu seinen Nachbarn getreten. Die Brandenburger hatten aber zumeist den kürzeren gezogen, wenn es darum ging, das Gebiet auszubauen. In den Grenzländern zwischen Brandenburg und Sachsen kam es Mitte des 15. Jahrhunderts immer noch zu gelegentlichen Geplänkeln, dies geschah unter dem Deckmantel des ritterlichen Fehdenrechts.
Die Standesherren huldigen Friedrich Eisenzahn bei Lübben, der Aufstieg Brandenburgs

Maximilian der Gute, regierte 6 Monate als Kurfürst von Sachsen † 1464

Die drei Sachsen, Westsachsen, Mittelsachsen und Ostsachsen bilden auch in der Gegenwart wichtige Bundesländer des modernen Deutschlands
1467 - Der letzte Ottokar:[]
König Ottokar III. konnte nach dem Kampf um die Kronen nach Prag zurückkehren, wo er sich lediglich um innenpolitische Angelegenheiten kümmerte. Ottokars Reich war die Hochburg der Hussiten und blieb dies über die Jahrhunderte. Ottokar war in der Lage, den Glaubensfrieden zwischen Katholiken und Hussiten bis zu seinem Lebensende im Juni 1467 aufrecht zu erhalten. Dies gelang, indem er hussitischen Adel in seine Amtsgeschäfte integrierte. Einer seiner mächtigsten Berater war Karl Nikolaus Lobkowitz von Hassenstein, der Bruder der Königin. Lobkowitz konnte seinen König beeindrucken und galt schon 1460 als geheimer Regent Böhmens. Ottokar litt an Schwächeanfällen, hatte keinen Erben und übertrug dem Haus Lobowski und dem böhmischen Adel immer mehr Rechte. 1465 war sicher, dass Ottokar keinen Thronfolger zeugen würde. Um einen Thronfolgekrieg zu verhindern, der schon 1446 Reichspolen verwüstete, ernannte er Karl Nikolaus Lobkowitz von Hassenstein zu seinem Nachfolger. Anders als 21 Jahre zuvor gelang es Böhmen die Thronfolge friedlich vonstatten gehen zu lassen. Das Adelsgeschlecht Lobkowitz regierte Böhmen, Mähren, Österreich und Ungarn bis in das frühe 20. Jahrhundert. Nach Ottokars Tod gab es offiziell keinen böhmischen König mehr mit diesem Namen. König Ottokar III. wurde im Prager Veitsdom neben seinen Ahnen begraben, der Dom wurde für Jahrhunderte zur Pilgerstätte von Ottokar-Nostalgikern. Dem Adelsgeschlecht der Přemysl wurden großartige
König Ottokars III. Grab im Veitsdom von Prag, Bild 2014

König Sigismund von Böhmen und Ungarn gab sich im Kampf gegen Napoleon den Namen Ottokar IV. um damit den Geist der alten Zeiten heraufzubeschwören, Bild 1803
Umfrage:[]
Wie geht’s im 15. Jahrhundert weiter: Kommt es nun zu einer Ära der polnischen Kaiser? Setzen sich die Hohenzollern durch? Wird ein anderer Deutscher Kaiser? Hier ist die Umfrage wie es bis 1500 weitergeht.
Möglicher geschichtlicher Verlauf:[]

Die Jungfrau der Seefahrer, älteste Darstellung der Entdeckung Amerikas, ca. 1510

Modernes Gemälde zeigt Hussiten (Blau) gegen katholische Kaiserliche (Rot). Die letzen Hussitenkriege fandem Anfang des 17. Jahrhunderts statt

Napoleon führte das revolutionäre Frankreich gegen das Heilige Römische Reich
2020 - Die Welt von heute:[]
Europa rund 100 Jahre nach dem Großen Krieg. Der Kontinent hat die Jahre von Faschismus und Kommunismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts relativ gut überstanden. Die großen Monarchien des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches sind nun Demokratien. Österreich war bis 1987 Teil der klassenkämpferischen Tschechoslowakei, doch auch diese Ära ist vorbei. Als Land im Herzen Europas liegt die Republik Deutsch-Böhmen im Mittelpunkt Europas und ist ein wichtiger Handelspartner seiner Nachbarstaaten Deutsch-Polen und Deutschland. Deutsch ist neben Englisch und Französisch eine Weltsprache. Europa
Die Republik Deutsch-Böhmen mit seiner Hauptstadt Prag, moderne Landkarte

Landeshauptmann Sebastian Kurz von Österreich spricht bei Pressekonferenz der KSPdD, Wien 2020

Emil Nikolaus Lobkowitz kehrte 1993 nach Böhmen zurück, der 60-jährige wäre heute König, Bild 2017

Königin Maria und König Henry XI. der Vorsteher der Angel-hussitischen Kirche Englands und Protector der freien Welt, London 2020

Polens Superpanzer, die Forderung eines Wiederanschlusses Polens an Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen, doch Polen bleibt wachsam und schützt sich notfalls mit High Tech, Bild 2020
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Der Gewinn des Bauernkrieges | Kaiser Ottokars Glück | Österreich heiratet |
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Clemens der I. Ein Kaufmannssohn erobert Europa | Der Schwarze Tod | Aufstieg zweier Nationen | Der Weg des heiligen Deutschritterordens | Die Wiedergeburt des Byzantinischen Reiches | Der Tod des Propheten | Edwards Empire | Mongolensturm | Großbyzantinisches Reich | Kaiser Ottokars Glück | Ein heiliger Kaiser rettet den christlichen Orient | Dschingis-Khans früher Tod | Chaos-ZL | Guinevere I. |