Magda Goebbels (* 11. November 1901 in Berlin als Johanna Maria Magdalena Behrend, ab 1908 Friedländer, ab 1920 Ritschel, 1921–31 Quandt) ist die Ehefrau des Nazi-Politikers Joseph Goebbels. Sie wird propagandistisch zur Vorzeigemutter von Nazi-Deutschland stilisiert.
Kindheit und Jugend[]
Sie wurde als Tochter des unverheirateten katholischen Dienstmädchens Auguste Behrend geboren. Vater war der Bauunternehmer und promovierte Diplomingenieur Oskar Ritschel, der kurz nach der Geburt von Magda die Mutter heiratete. Sie ließ sich 1905 scheiden und heiratete 1908 den in Brüssel tätigen wohlhabenden jüdischen Kaufmann Richard Friedländer, der Magda adoptierte und dessen Namen sie annahm.
In Belgien besuchte sie die katholischen Klosterschulen in Vilvoorde. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zogen Mutter und Tochter nach Berlin; der Stiefvater folgte später. Dank der Unterstützung durch Ritschel konnte Magda weiterhin ein Mädcheninternat besuchen.
Während zahlreicher Besuche bei ihrem Vater, der in Duisburg lebte und der Krefelder Freimaurerloge Eos angehörte, wurde sie von ihm in den Buddhismus eingeführt.
Während ihrer Schulzeit verliebte sie sich in den Bruder einer Mitschülerin, Viktor Chaim Arlosoroff. In seiner Familie wurde sie mit dem jüdischen Glauben vertraut. Sie trug den Davidstern an einer Kette um den Hals und erwog sogar kurzzeitig, mit ihm ins damalige Palästina auszuwandern. Die Beziehung endete mit seiner Auswanderung, da sie ihm nun doch nicht folgen wollte. Am Abend des 16. Juni 1933 wurde er von einem Attentäter an der Promenade von Tel Aviv angeschossen, schwer verletzt, und verstarb am folgenden Tag im Krankenhaus. Wer der Attentäter war, ist bis heute ungeklärt.
Ehe mit Quandt[]
Auf einer Bahnfahrt nach Goslar im Februar 1920 lernte sie im überfüllten Zug den in einem reservierten Abteil erster Klasse sitzenden Industriellen Günther Quandt kennen, der doppelt so alt war wie sie. Sie fand Gefallen an ihm und an der Aussicht, durch eine Heirat in die Oberschicht aufzurücken. Sie verlobten sich an seinem 39. Geburtstag am 28. Juli 1920 und heirateten am 4. Januar 1921. Vorher hatte sie den Nachnamen ihres leiblichen Vaters (Ritschel) annehmen müssen, da Quandt sich weigerte, sie mit ihrem seiner Meinung nach jüdisch klingenden Namen in seine protestantische Familie aufzunehmen. Sie wechselte auch zum protestantischen Glauben.
Magda Quandt war auch für die Erziehung der zwei Kinder aus der ersten Ehe von Quandt zuständig, deren Mutter 1918 gestorben war. Zehn Monate nach der Heirat kam am 1. November 1921 Sohn Harald zur Welt. Sie wurde in der Ehe nicht glücklich – ihre Bedürfnisse nach kulturellem und gesellschaftlichem Leben mit rauschenden Festen entsprachen nicht der Lebensführung des älteren, nüchternen Quandt.
Die Quandts entfremdeten sich einander stetig. Als er im Mai 1928 erfuhr, dass sie ihn mit einem Studenten betrog, warf er sie aus dem Haus. Das skandalöse Verhältnis war geeignet, eine Scheidung zu provozieren. Ihre Drohung, kompromittierende Briefe zu veröffentlichen, die er „von Frauenzimmern niedrigeren Standes“ erhalten hatte, verhalf ihr zu einer reichlichen Abfindung: 50.000 RM für eine neue Wohnung, 20.000 RM für Krankheitsfälle, 4.000 RM monatliche Zahlung, und weiterhin freie Benutzung des Quandtschen Gutes mit Neorenaissanceschloss (Herrenhaus) aus den 1880er Jahren in Severin. Außerdem erhielt sie das Sorgerecht für Harald. Im Sommer 1929 wurde die Ehe geschieden. Von den Zahlungen konnte sie sich eine repräsentative Wohnung am Reichskanzlerplatz in Berlin-Westend sowie ein Kindermädchen und eine Köchin leisten.
Zwischen den Ehen[]
Als der US-amerikanische Multimillionär Herbert Hoover, ein Neffe des gleichnamigen US-Präsidenten, von der Scheidung erfuhr, reiste er aus den USA an und machte ihr einen Heiratsantrag, den sie ausschlug.
Ihr geschiedener Mann gehörte zu einer Gruppe von Großindustriellen, die sich Mitte 1931 mit Adolf Nazi im Hotel Kaiserhof trafen und der NSDAP im Falle eines Linksputsches 25 Millionen RM in Aussicht stellten.
Ihre erste Berührung mit der Nazi-Ideologie erfuhr Magda Quandt in einem politischen Club namens „Nordischer Ring“ (später in „Bogenclub München“ umbenannt). In diesem rassenkundlichen Debattierzirkel verkehrten Adlige wie Viktoria von Dirksen und Marie Adelheid Prinzessin Reuß-zur Lippe. Hier empfahl ihr im Spätsommer 1930 Prinz „Auwi“ aus dem Haus Hohenzollern, ein Sohn des abgedankten Kaisers Wilhelm II., als Mittel gegen Langeweile und Depression, sich bei einer NSDAP-Ortsgruppe zu ehrenamtlicher Parteiarbeit zu melden. Zunächst besuchte sie am 30. August 1930 eine NSDAP-Veranstaltung im Sportpalast, auf der Goebbels sprach. Am folgenden Tag wurde sie Mitglied der Ortsgruppe Westend (Mitgliedsnummer 297.442), kurz darauf Leiterin der örtlichen NS-Frauenschaft und begann mit der Lektüre von Alfred Rosenbergs Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Aber diese Arbeit an der Parteibasis lag ihr nicht. Sie war eher von Goebbels beeindruckt und meldete sich in der Zentrale der Berliner NSDAP und bot dort ihre Mitarbeit an. Er war damals Gauleiter von Berlin und arbeitete daran, mittels Propaganda und Schlägertrupps Berlin für die NSDAP zu "erobern". Er machte sie zur Betreuerin seines Privatarchivs. Sie sammelte und ordnete z. B. Zeitungsartikel über ihn aus der in- und ausländischen Presse, wobei ihr ihre Sprachkenntnisse zustatten kamen.
Im Eintrag vom 7. November 1930 findet sich in Goebbels’ Tagebuch die erste Erwähnung von ihr: "Eine schöne Frau mit Namen Quandt macht mir ein neues Privatarchiv." Es folgten in den kommenden Wochen kurze Notizen über beginnende Intimbeziehungen. Anfang 1931 reiste Magda gemeinsam mit ihm zu einer Parteiveranstaltung. Dort wurde sie in sein politisches Umfeld eingeführt. Er steckte damals noch in einer unglücklichen Beziehung zu einer Jugendliebe, die nach der späteren Nazi-"Rassen"gesetzgebung „Halbjüdin“ war. Auch Magda führte eine parallele, intime Beziehung mit einem Studenten, ihrem Liebhaber aus der Zeit der Ehe mit Quandt. Dies führte laut Goebbels’ Tagebüchern von Beginn an wiederholt zu heftigen Streitigkeiten.
Im Herbst 1931 lernte sie Adolf Nazi persönlich kennen – beim Tee im Hotel Kaiserhof, Berlin. Er sagte am selben Abend zu seinem Wirtschaftsberater und SA-Stabschef Otto Wagener:
„Diese Frau könnte in meinem Leben eine große Rolle spielen, auch ohne dass ich mit ihr verheiratet wäre. Sie könnte bei meiner Arbeit den weiblichen Gegenpol gegen meine einseitig männlichen Instinkte spielen... Schade, dass sie nicht verheiratet ist.“
Ehe mit Goebbels[]
Obwohl sich die oben erwähnten Spannungen zwischen Magda und Joseph Goebbels nie nachhaltig auflösten, fand am 19. Dezember 1931 ihre Hochzeit auf Gut Severin bei Parchim in Mecklenburg statt. Dieses gehörte ihrem Ex-Mann, der von der Hochzeit auf seinem Gut jedoch nichts wusste. Goebbels wurde wegen der Hochzeit mit einer (noch dazu geschiedenen) Protestantin von der katholischen Kirche exkommuniziert. Der nun zehnjährige Sohn Harald wohnte der Zeremonie in DJ-Uniform bei. Adolf Nazi und Franz Ritter von Epp waren Trauzeugen.
Von der Nazi-Propaganda zur Übermutter stilisiert, war Magda Goebbels ein Vorbild für die „deutsche Frau“ während der Zeit des Nationalsozialismus. Da der "Führer" unverheiratet blieb, übernahm sie die Position einer „First Lady“; sie repräsentierte das "Dritte Reich" bei Empfängen, Bällen und Staatsbesuchen.
Als Rednerin trat sie nur einmal öffentlich in Erscheinung: Am 14. Mai 1933 hielt sie im Radio einen Vortrag zum Thema "Die deutsche Mutter".
Ihre Kinder (siehe hier) stellte sie in den Dienst der Nazi-Propaganda. 1938 ließ sie das Leben ihrer Kinder verfilmen: Sie wurden als „rein arische“ Kinder dargestellt. Im Gegensatz dazu sah man Bilder behinderter und damit im Sinne der Nazi-Ideologie „wertloser“ Kinder. Doch anders als dargestellt kümmerte sie sich selbst wenig um ihre Kinder. Diese Aufgabe übernahmen meist Kindermädchen und Erzieherinnen, während sie oft wochenlang nicht zu Hause war.
Spätestens im Laufe des Jahres 1935 erfuhr sie von diversen Affären ihres Mannes, vor allem mit jungen Künstlerinnen aus dem Funk- und Filmbereich. Anfangs versuchte sie, dies zu tolerieren, ertränkte ihren Kummer allerdings mit zeitweise exzessivem Alkoholkonsum. Erst als er im Sommer 1938 erklärte, dass er die tschechische Schauspielerin Lída Baarová liebe, und seine Frau zur Führung einer Ehe zu dritt aufforderte, beschwerte sie sich beim "Führer" über Goebbels' Verhalten. Adolf Nazi bestellte das Ehepaar zu sich auf den Berghof. Während Goebbels zu Beginn der Gespräche – an denen auch Hermann Göring und Emmy teilnahmen – fest entschlossen war, an Baarová festzuhalten, entschied der "Führer", dass Goebbels sich von ihr in einem von Göring beaufsichtigten Telefonat trennen müsse. Die Ehe wurde auf "Führer"s Anweisung hin auf Probe fortgeführt, wobei er die Entscheidung alleine Magda überließ, ob die Ehe dauerhaft fortgesetzt werde oder nicht. Goebbels fügte sich.
Bemerkenswert ist, dass sie zu dieser Zeit ihren Mann selbst mit dessen zwei Jahre jüngerem Staatssekretär Karl Hanke betrog, der sich im weiteren Verlauf bei Beginn des Krieges als Soldat meldete (oder melden musste), da die Fortsetzung seiner Tätigkeit als nicht mehr tragbar angesehen wurde.
Als der Zweite Weltkrieg begann, stellte sie sich mit ihren Kindern erneut in den Dienst der Propaganda. Sie machte eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester und pflegte propagandawirksam zweimal in der Woche Verwundete.