Moskau (russisch Москва́, Moskwa) ist die traditionelle Hauptstadt von Russland und der Sowjetunion, bis 1712 und wieder seit 1918. Außerdem ist es seit 1321 Sitz der Russisch-Orthodoxen Kirche. Die Zaren nannten es "Das Dritte Rom".
Am 30. Dezember 1922 wurde hier offiziell die Sowjetunion gegründet. Die Bevölkerung wuchs rasch an, überflügelte Leningrad und hatte 1939 die Viermillionengrenze überschritten. Fast 90% davon sind ethnische Russen; die 250.000 Juden sind die größte Minderheit, danach folgen Ukrainer und Tataren.
Kern ist der Kreml (wie man in Russland allgemein eine Festung nennt) mit seinen 19 Türmen. An ihn grenzt der Rote Platz (der schon vor den Sowjets so hieß), auf dem sich das Lenin-Mausoleum befindet. In die Kremlmauer sind Urnen mit der Asche berühmter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, und Kultur eingelassen.
1935 begann mit dem von Josef Stalin beschlossenen „Generalplan zur Stadterneuerung“ eine komplexe Neugestaltung Moskaus. Quer durch die Altstadt wurden neue Magistralen geschlagen (so kann man einen eventuellen Volksaufstand leichter kontrollieren), zahlreiche historische Baudenkmäler wie der Sucharew-Turm wichen überdimensionierten sowjetischen Prunkbauten. Insbesondere wurden zielgerichtet zahlreiche Kirchen und Klöster zerstört. Etwa 200.000 Bauarbeiter – überwiegend politische Gefangene – waren an der Umsetzung des Generalplans beteiligt.
1937 wurde in Briefen vorgeschlagen, die Stadt in "Stalin(o)dar" umzubenennen, was "Genosse" Stalin aber ablehnte.
Bürgermeister bzw. Vorsitzender des Exekutivkomitees des Stadtrates ist seit 1939 Wassili Pronin.
Zentrum für... alles[]
Moskau ist ein Bildungszentrum, hier wurde 1755 die Lomonossow-Universität gegründet. Wichtigste Technische Hochschule ist die Staaliche TU N. E. Bauman, an der Andrei Tupolew studiert hat. Die Leninbibliothek (früher Rumjanzew-Bibliothek) soll die meistgenutzte Bücherei der Welt sein; sie erhält von jedem Druckwerk der SU drei Kopien, und ihr Katalog reicht bis 1707 zurück. Auch Moskaus Kultur ist berühmt: Das Bolschoi-Theater, das Puschkin-Museum, die Tretjakow-Galerie, das 1866 gegründete Konservatorium, an dem Rachmaninoff studiert hat, das Künstlerviertel Arbat in einem der ältesten Stadtteile (15. Jahrhundert)... dank Eisenstein ist das Staatliche All-Unions-Institut für Kinematographie berühmt geworden.
Hier erscheinen die Zeitungen Prawda, das Zentralorgan der KPdSU, und Iswestija.
Die Oberen Handelsreihen 1893 kurz vor ihrer Eröffnung
Die Gorki-Straße (früher Twerskaja) gilt schon seit Jahrhunderten als das kulturelle und Geschäftszentrum der Stadt. Das Warenhaus GUM mit seinem markanten Glasdach, einst mit fast 350 Läden auf vier Ebenen das größte von Europa, wird seit den 1930ern ausschließlich vom Staat genutzt, für Ministerien und andere Zwecke, nur nicht zum Verkauf.
Vor der Oktoberrevolution war Moskau als "die Stadt der vierzig mal vierzig Kirchen" bekannt. Dann aber wurden berühmte religiöse Bauten wie die Christ-Erlöser-Kathedrale (an deren Stelle nun der Palast der Sowjets entstehen soll - bis zum Krieg wurde aber nur das Fundament fertig) und die Kasaner Kathedrale von den Kommunisten abgerissen. Das Wahrzeichen der Stadt, die Basilius-Kathedrale, hat zum Glück überlebt.
Der 1,2 qkm große Gorki-Park für Kultur und Erholung wurde 1927 eröffnet, er ist der berühmteste. Der Ismailowoer Park ist mit über 15 qkm sechsmal so groß wie der Central Park in New York, seit 1939 heißt er Stalinpark.
Um die Stadt herum befinden sich die wichtigsten Datschas für die Nomenklatura: Usowo für die Spitze, das Politbüro; Peredelkino für Militärs, Künstler, und Wissenschaftler; Schukowka für die sonstigen Mitglieder aus dem ZK. Die von Stalin liegt bei Kunzewo.
Beliebtester Sport ist Fußball. Die Moskauer Vereine ZDKA (Rote Armee), Spartak (Gewerkschaften), Lokomotive (Eisenbahner - was sonst), Dynamo (vom NKWD - Lawrenti Berija ist ein großer Fan), und Torpedo (Automobilwerke) dominieren die höchsten sowjetischen Ligen. Das Lokomotive- und Dynamo-Stadion sind die größten.
Verkehrszentrum[]
In Moskau laufen alle Hauptlinien der Eisenbahn im europäischen Teil Russlands zusammen. Die Stadt ist größter Eisenbahnknotenpunkt des Landes, mit mehreren Rangierbahnhöfen. Wichtigste Bahnhöfe sind der Leningrader Bahnhof, der Jaroslawler Bahnhof für die Transsib, der Kasaner Bahnhof, der Kiewer Bahnhof, der Kursker und Pawelezer Bahnhof für Züge nach Südrussland, der Rigaer Bahnhof, und der Belarussische Bahnhof. Wäre die Stadt von der Wehrmacht erobert worden, hätten sich die Fahrzeiten für Züge teils um das Vierfache verlängert.
1932 wurde mit dem Bau der Metro-Ubahn begonnen und der erste Streckenabschnitt am 15. Mai 1935 eröffnet. Zuständig ist Lasar Kaganowitsch. Für die Planung wurden Ingenieure der Londoner Underground hinzugezogen, bis sie 1933 wegen vermuteter Spionage vom NKWD verhaftet und aus der SU verbannt wurden.
Ein Kanalsystem verbindet die Stadt mit fünf Meeren (Weißes Meer, Ostsee, Schwarzes Meer, Asowsches Meer und Kaspisches Meer). Moskau wird daher auch „Hafen der fünf Meere“ genannt.
Erst 1941 wurden die beiden Flughäfen der Stadt gegründet, Wnukowo und Schukowski.
Im Krieg[]
Seit Juli 1941 fanden Angriffe der Luftwaffe auf Moskau statt, die allerdings schwere Verluste einstecken musste, da die Stadt die stärkste Flugabwehr von Europa hatte. Die deutschen Flieger fanden solche Einsätze gefährlicher als die über London.
Als Gegenmaßnahme gingen die Sowjets so weit, dass sie alle großen Straßen, Plätze (auch und besonders den Roten Platz) und andere Freiflächen mit Bildern von Hausdächern und Fassaden bemalten, und sogar die Moskwa mit so bemalten Platten bedeckten, damit die deutschen Flieger sich nicht orientieren konnten. Außerdem wurden die glänzenden Zwiebelkuppeln ihrer Kirchen grün angestrichen.
Mehrere Befestigungslinien sicherten die Stadt, wenn auch die meisten nur im Westen: drei konzentrische Halbkreise direkt um die Stadt, von denen einer im Norden bis fast zum Wolga-Stausee reichte, der andere fast bis Kolomna an der Mündung der Moskwa in die Oka; eine gerade Linie entlang Kalinin-Wolokolamsk-Moshaisk-Kaluga, etwa 100 km vor der Stadt; weiter westlich eine Linie vor den Städten Rschew, Wjasma, und Brjansk. Ein Großteil der Befestigungen war erst nach Beginn des "Großen Vaterländischen Krieges" gebaut worden, 500.000 Menschen aus Moskau (Frauen eingeschlossen) mussten dabei mithelfen, mehrere 100 km Panzergräben und tausende Bunker zu bauen. Als die Wehrmacht im Oktober die Moshaisker Linie durchbrach, war diese noch nicht ganz fertiggestellt - die Bunker nur zur Hälfte, andere Befestigungen immerhin großteils.
Über 600 Fabriken produzieren Waffen und Munition. Im August 1941 wurden hier die ersten Raketenwerfer (von deutschen Landsern "Stalinorgeln" genannt) fertiggestellt und sofort an die Front geschickt.
Als sich - nach monatelanger Pause - die Heeresgruppe Mitte gegen Herbstanfang wieder in Bewegung setzte, begannen die Sowjets, große Teile der Regierung nach Kuibyschew zu verlagern. Auch die meisten Diplomaten verließen die Stadt, selbst der Leichnam von Lenin wurde aus seinem Mausoleum in Sicherheit gebracht. Die Bevölkerung war um fast zwei Millionen gesunken. Nur Stalin selbst und das Oberkommando der Roten Armee harrten in der Stadt aus. Er war selbst pessimistisch, hielt einen Fall von Moskau für möglich, und rechnete damit, dass die Sowjets in diesem Fall ganz Russland westlich der Wolga aufgeben müssten. Dann gewann die Wehrmacht die Doppel-Kesselschlacht von Wjasma und Brjansk, durchbrach auch die Verteidigungslinie von Kaluga bis Kalinin und rückte so weit vor, dass ihr schweres Artilleriefeuer bereits in den westlichen Vorstädten einschlug. Im Oktober wurde in der Stadt das Kriegsrecht verhängt, nachdem es zu Panik in der Stadt gekommen war - bislang hatte man offiziell verboten, auch nur von der Bedrohung der Stadt zu sprechen. Nun wurden "Volkswehrdivisionen" aufgestellt, die aber mit jeweils 8.000 Mann, die bloß 2-4.000 Gewehre zur Verfügung hatten, eher schwach waren. Mittlerweile schien es, als ob eher "General Schlamm" als sonst jemand die Stadt verteidigte, denn in der ersten Oktoberhälfte hatte die Rasputiza begonnen. Die folgenden Wochen nannten die Moskauer den "Schwarzen Oktober". Dennoch hielten die Sowjets aus, entsprechend der Parole "Hinter uns liegt Moskau!". Zu ihrem Glück hatte der Meisterspion Richard Sorge herausgefunden, dass Japan (obwohl Teil der Achsenmächte) keinen Krieg mit der SU wollte, und diese Nachricht auch durchgeben können. Diesmal glaubte "Genosse" Stalin ihm. So konnten kampfstarke, ausgeruhte, und v.a. winterfeste sibirische Divisionen seit Mitte September nach Westen verlegt werden, wo sie Mitte Oktober eintrafen. Mit der Schlammperiode wurde auch der Einsatz der Luftwaffe schwieriger - ihre Flugzeuge konnten in der Kälte nicht mehr fliegen. Selbst so kam es vereinzelt zu Panik unter den Sowjets, mindestens einmal floh eine ganze Kavalleriedivision nach Osten. Für die Zeit ab dem 20.11. war eine Schnee- und Eisdecke vor Moskau zu erwarten, wenn die Wehrmacht bis dahin also keinen entscheidenden Sieg errungen haben würde...
Adolf Nazi erklärte, er würde in eigener Person die Parade seiner Truppen in Moskau abnehmen. Manche Bewohner fragten sich, ob wie 1812 eine feindliche Armee die Stadt besetzen würde. Trotzdem fand am 7. November die traditionelle Militärparade der Sowjet-Armee auf dem Roten Platz statt.
Als Anfang November in der Gegend der Frost einsetzte, gefror auch der verschlammte Boden, und die Wehrmacht konnte wieder vorrücken. Der dreifache Verteidigungswall hielt zwar, aber dafür gerieten nun die Flanken in Gefahr. Im Norden der Stadt erreichten die Deutschen den Wolga-Stausee, im Süden Kolomna. Nun drohte eine Umfassung der Schutzwälle, was ungut an das Versagen der Maginot-Linie in Frankreich erinnerte. Die vier Eisenbahnen, die in westliche Richtung führten, waren sowieso schon verloren. Nun waren auch eine im Norden und zwei im Süden zumindest unterbrochen. Damit blieben nur noch vier nach Osten/Nordosten. Die Logistik vom ganzen europäischen Russland war in Gefahr. Schukow sagte, er könnte die Hauptstadt verteidigen - mit drei Armeen mehr. Vor Ende November würden diese aber nicht eintreffen. Dies veranlasste "Genosse" Stalin, nachzugeben und mit dem "Reich" erst den Waffenstillstand vom 11. November und in den folgenden Wochen den "Ostfrieden" von Brest-Litowsk zu schließen.
Die Pläne des "Führers" waren erschreckend: Hätte er die Stadt eingenommen, wäre sie dem Erdboden gleichgemacht und durch einen künstlichen See ersetzt worden.
