NSA – Nationales Sicherheitsamt ist ein Alternativgeschichts-Roman von Andreas Eschbach aus dem Jahr 2018.
Hintergrund[]
Lord Charles Babbage gelingt es 1851, seine Analytische Maschine fertigzustellen, was zu einem raschen Fortschritt bei der maschinellen Verarbeitung von Informationen führt und die gesamte weitere technische Entwicklung beschleunigt. Unter Kaiser Wilhelm II. wird das Deutsche Netz, der Vorläufer des Weltnetzes (Internet in UZL) eingerichtet. Auch im Ersten Weltkrieg spielt diese Entwicklung eine wichtige Rolle, kann die Niederlage Deutschlands jedoch nicht verhindern. Nach dem Krieg verbreiten sich die deutschen Entwicklungen weiter, da alle Patentrechte verloren gehen. In der Weimarer Republik werden das tragbare Telephon (Handys) und die Nutzung der Gemeinschaftsmedien (Social Media) populär, die eine wichtige Rolle beim Aufstieg der NSDAP spielen. Als Hitler 1933 an die Macht kommt, übernimmt er auch das Nationale Sicherheits-Amt in Weimar, ein Geheimdienst, der noch im Kaiserreich als Kaiserliches Komputer-Kontrollamt gegründet wurde, um Gefahren für das Staatswesen abzuwehren. Das NSA überwacht das Weltnetz und hat Zugriff auf alle Daten der deutschen Bevölkerung, seien es Kontobewegungen, Termine, Elektrobriefe (E-Mails), Tagebucheinträge, Daten in Datensilos (Server/Cloud), kluge Stromzähler (smart counters), oder Einträge im Deutschen Forum (Deutschsprachiges Forum im Weltnetz). Selbst das scheinbar anonyme "Schwarze Forum" wird überwacht, nur auf unauffälligere Weise.
Nachdem die erste Programmiererin der Weltgeschichte eine Frau - Ada Lovelace - war, entwickelte sich Programmieren zu einem typischen Frauenberuf, auf den die meisten Männer etwas herabschauen.
Handlung[]
Die Geschichte ist weitgehend auf zwei Angestellte des NSA zentriert: Helene Bodenkamp, eine schüchterne junge Frau und kompetente "Programmstrickerin", die Zweifel am Regime hegt; und Eugen Lettke, ein Mann, der seine Stellung nutzt, um einen sexuellen Rachefeldzug gegen einige Frauen durchzuführen, die ihn in seiner Jugend zutiefst gedemütigt hatten. Ihre Arbeit besteht hauptsächlich darin, Abfragen in der "Strukturierten Abfrage-Sprache" zu erstellen, nach Anweisungen von Analysten wie Lettke und dem Chef des Amtes, August "A" Adamek. Ihre Beziehungen zu Männern beschränken sich auf eine lose Bekanntschaft mit dem Fan von "spekulativer Geschichte" Arthur Freyh, obwohl ihre Eltern sie gerne mit dem einen oder anderen einflussreichen Nazi verkuppeln würden. Lettke ist an verschiedenen Projekten beteiligt, wie "Treibsand", um die US-amerikanische Produktion zu stören, oder um in US-Foren mit "Bauchrednerpuppen" die Isolationisten gegen einen Kriegseintritt zu ermutigen.
Während dem Krieg wird Arthur fahnenflüchtig, und Helene versteckt ihn auf dem Bauernhof ihrer katholischen Freunde Otto und Marie - die beiden hatten bereits ein Versteck vorbereitet, ursprünglich für den jüdischen Viehhändler Avraham Stern.
Im Buch stellt Arthur Spekulationen an: Wenn es keine Komputer gegeben hätte - hätte das britische Empire auch so groß werden können? Hätten die Alliierten den Ersten Weltkrieg gewonnen? Klassischer DBWWW.
Die Handlung beginnt 1942: Reichsführer-SS Himmler hat sich im NSA angekündigt. Das Amt muss beweisen, dass seine Arbeit einen Wert hat, um weitermachen zu dürfen (und damit die Männer nicht zur Wehrmacht müssen) - aber auch vermeiden, vom Reichssicherheitshauptamt geschluckt zu werden.
Die Situation spitzt sich zu: Helene muss ein Programm schreiben, das versteckte Personen anhand von Kombinationen von verdächtigen Einkäufen entdeckt. Als das fertige Programm bei einem Testlauf für die Weimarer Umgebung ihre Freunde an oberster Stelle zeigt, manipuliert sie die Einträge, um sie von der Liste zu nehmen - und anschließend für alle Verdächtigen im Reich. Lettke bricht zusammen, als selbst die Drohung einer Vergewaltigung eines seiner Opfer nicht brechen kann. Und als er in US-Komputern nach dem letzten Mädchen auf seiner Liste sucht, stößt er auf Ideen aus Berkeley zum Bau einer Atombombe. Und ein SS-Obersturmbannführer namens Ludolf von Argensleben interessiert sich sehr für Helene.
SPOILER: Wie in vielen Büchern von Eschbach ist das Ende tragisch: Die großen deutschen Atomphysiker werden gezwungen, das Projekt "Thors Hammer" umzusetzen. Himmler unterstellt das NSA seinem Kommando. Helene findet heraus, dass ihre frühere jüdische Freundin nach Auschwitz abtransportiert wurde. Dann willigt sie in die Heirat mit Argensleben ein, um wenigstens Arthur zu retten. Lettke will Selbstmord begehen, nachdem seine privaten illegalen Zugriffe (auf Daten!) aufgedeckt wurden und er zur Wehrmacht muss, wird aber im letzten Augenblick abgelenkt und erleidet "nur" eine schwere geistige Behinderung. Als Helene von unerwarteter Seite Hilfe bekommt und es scheint, als ob auch sie zu Arthur nach Brasilien fliehen könnte, wird sie im letzten Moment festgenommen - man hat sie mittels Gesichtserkennung aufgespürt. Die Achsenmächte gewinnen den Krieg. Arthur begeht Selbstmord. Helene schreibt nun absichtlich die denkbar krassesten Beiträge im Deutschen Forum, die den "Führer" beleidigen, und wird nach Auschwitz geschickt. Dann aber führt der Nazi-Doktor Danzer (mit Assistenz von Mengele) eine Operation durch und pflanzt ihr ein Implantat ins Gehirn, so dass sie zur glühenden "Nazisse" wird. Und Lettke wird wegen seines erstklassigen Arierstatus auch in seinem Zustand für die Samenspende benutzt.
Zeitlinie[]
1851: Charles Babbage stellt seine Analytische Maschine fertig.
1888-1914: Das Deutsche Netz, der Vorläufer des Weltnetzes, wird eingerichtet.
1914-1917: Der Erste Weltkrieg findet statt. Warum er nun ein Jahr kürzer dauert, darüber wird im Buch nur spekuliert.
1933: Adolf Hitler kommt an die Macht, auch durch Wahlkampf/Propaganda in den Gemeinschaftsmedien.
1. Juli 1933: Zur "Befreiung aus der jüdischen Zinsknechtschaft" und zur Eindämmung des Schwarzmarkts und der Korruption wird das Bargeld abgeschafft und sein Besitz unter Strafe gestellt. Dies ermöglicht nebenbei bessere Überwachungsmöglichkeiten des Geldflusses der Bevölkerung.
1939: Während eines Testlaufs der KI des TTIB-Projekts (Totale Transparenz durch Informationsbewusstsein) in München erkennt diese das ungewöhnliche Verhalten des Hitler-Attentäters Georg Elser, was zu dessen Verhaftung und Vereitelung der Attentatspläne führt.
1942: Mit einer Analyse des Schreibstils und Vergleich der Daten ihrer tragbaren Telephone werden alle Mitglieder der Weißen Rose bereits nach der Veröffentlichung des ersten Flugblatts verhaftet und lediglich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, da ihre Taten als dummer Streich und nicht als Hochverrat gewertet werden.
1942: Bei einer Präsentation zur Feststellung der Kriegswichtigkeit des NSA unter Anwesenheit Heinrich Himmlers entdeckt das NSA mithilfe der Daten über den Kalorienverbrauch eines jeden deutschen Haushalts und eines Programms das Versteck der Familie Frank. Auf ähnliche Art werden noch mehrere hundert weitere Untergetauchte ausfindig gemacht.
1943: Das NSA entdeckt durch Zufall auf Servern der Universität Berkeley Informationen über die Möglichkeit des Baus einer Atombombe und gibt diese an das Kriegsministerium weiter.
1944: Der Krieg endet, nachdem das Deutsche Reich Atombomben über London und Moskau abwirft. Der englische König ist tot, Stalin wird vermisst. Bei der Weltfriedenskonferenz in Berlin diktieren Deutschland, Japan und Italien die Friedensbedingungen für die Alliierten.
Zeitlinien siegreiches Deutschland im 2. Weltkrieg |
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Kritik[]
"NSA" ist zwar nach "Wenn das der Führer wüßte!" von Otto Basil... und diversen Carl Amerys... und "Das Cusanus Spiel" von Jeschke... und der Kurzgeschichte "Die dreifache Warnung" (von 1911) von Arthur Schnitzler... das wohl Beste an Alternativgeschichtlichem, das im deutschsprachigen Raum jemals einen Verlag gefunden hat. Trotzdem besteht durchaus Verbesserungsbedarf.
Was lernen wir aus "NSA" über die Nazi-Zeit? Eschbach checkt alle wichtigen Punkte im Buch ab: Machtergreifung; Nürnberger Gesetze; Auswanderung der Juden; Georg Elser; Anne Frank; Weiße Rose; Zweiter Weltkrieg; Holocaust; und die deutsche Atombombenforschung. Also das, was selbst Leute mit oberflächlichem Wissen über die Nazi-Zeit längst kennen sollten.
Und sonst fast nichts.
Immerhin zwei nette wissenswerte Fakten: Die Existenz eines gewissen SS-Führers namens Ludolf von Alvensleben (von Eschbach in "Argensleben" umbenannt), und die Tatsache, dass Pfarrer Pässe ausstellen konnten. Aber sonst?
Der dickste Fehler allerdings: Otto Hahn hatte in unserer Geschichte gesagt, dass er eher Selbstmord begehen würde, als dem "Führer" eine Atombombe zu bauen. Im Buch bekommt Adolf Nazi die Atombombe... Dass gute Menschen in einer AZL aufgrund geänderter Umstände scheitern, weil der Autor eben eine Tragödie schreiben will, ist eine Sache. Aber aus einem Menschen mit Anti-Nazi-Überzeugungen mal eben ein williges Werkzeug des "Führers" zu machen... "Tiefschlag" wäre noch viel zu nett ausgedrückt.
In anderen Eschbach-Romanen, z.B. "Ausgebrannt", ganz zu schweigen von "Ein König für Deutschland", hat wesentlich mehr Recherche dringesteckt. Was ist hier schiefgelaufen?
Und warum hat der Erste Weltkrieg jetzt nur bis 1917 gedauert? Wenn Eschbach so eine Idee einbaut, dann sollte doch auch ein Gedanke dahinterstehen.--Max Sinister \ (Chaos / HM6) \ 💬Diskussion \ 05:18, 19. Jul. 2023 (UTC)