Alternativgeschichte-Wiki

(Für die Grundlagen von Unternehmen Seelöwe siehe hier.)

Im Vergleich zu UZL schien die Gelegenheit für eine Invasion Großbritanniens noch deutlich günstiger, da die besten Landtruppen durch die Schlacht von Dünkirchen in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren und das Land auch nach Aussage von Winston Churchill von Truppen "entblößt" (denuded) war. Zum Ärger des "Führers" war das Land trotzdem nicht bereit, Frieden zu schließen.

Erste Überlegungen[]

Die Stäbe der Wehrmacht hatten bereits seit Anfang August 1939 über eine Landung in England nachgedacht, also schon vor Kriegsbeginn.

Am 9. Oktober 1939 hatte der "Führer" in der „Weisung Nr. 6“ gefordert, für den Krieg gegen Großbritannien möglichst viel Gelände in den Niederlanden, Belgien, und Nordfrankreich zu erobern.

Der Oberkommandierende der Kriegsmarine, Erich Raeder, befahl am 15. November 1939 eine „Überprüfung der unter bestimmten Voraussetzungen weiterer Kriegsentwicklung gegebenen Möglichkeiten einer Invasion Englands“.

Am 22. November 1939 machte "Beppo" Schmid für die Luftwaffe Vorschläge für die Blockade des britischen Handels.

Im Heer begann die Planung, als am 6. Dezember 1939 Franz Halder, der Generalstabschef des Heeres, Karten von England anforderte. Am 13. Dezember lag eine Ausarbeitung des Heeres vor, die damals noch eine Landung an der südlichen Nordseeküste Englands (East Anglia) von der Deutschen Bucht aus vorsah.

Nach dem Sieg im Westen[]

Mit dem erfolgreichen Verlauf des Westfeldzugs im Mai 1940 begann die Kriegsmarine wieder mit den Planungen. Am 27. Mai lag eine neue Studie vor, die nun alle Häfen von der französischen Kanalküste bis zum besetzten Dänemark als Basis für eine Invasionsflotte einbezog. Ende Mai begann die Kriegsmarine mit den Arbeiten für den Aufbau einer Landungsflotte. Hierfür wurden in den nächsten Wochen alle Seefahrzeuge erfasst, die für eine Landung brauchbar waren.

Die Aussichten für einen Frieden mit dem Empire waren mittlerweile aber geringer denn je, nachdem Churchill nun Premierminister war und eine erste Kabinettskrise überlebt hatte.

Mit dem militärischen Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 und dem Waffenstillstand, der am 19. Juni 1940 in Kraft trat, musste auch eine Entscheidung über den weiteren Kriegsverlauf mit Großbritannien als dem einzigen verbliebenen Gegner Nazi-Deutschlands fallen. Ende Juni hielt Alfred Jodl einen Vortrag über die Optionen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte der "Führer" seine Aufmerksamkeit bereits der Sowjetunion zugewandt - Unternehmen Barbarossa deutete sich an. Am 13. Juli 1940 (zufällig am selben Tag wie in UZL) hielt Halder einen entsprechenden Vortrag.

Über die genaue Vorgehensweise blieb man uneinig: Das Heer wollte an möglichst vielen Stellen landen und Großbritannien auf breiter Front angreifen, für bessere Erfolgschancen; die Kriegsmarine wollte hingegen nur auf einem schmalen Korridor in der Straße von Dover landen, da sie selbst bei totaler Luftüberlegenheit zu schwach war, mehrere Landungsoperationen vor der Royal Navy zu schützen.

Am 16. Juli 1940 erteilte Adolf Nazi den „Führerbefehl Nr. 16 über die Vorbereitung einer Landungsoperation gegen England“. Für diese waren folgende Bedingungen zu erfüllen:

  • Überlegenheit der Luftwaffe gegenüber der Royal Air Force
  • Der Ärmelkanal musste zumindest an den Punkten der Überfahrt frei von britischen Minen sein, dafür musste diese an beiden Seiten durch deutsche Minen gesichert sein
  • Schwere Artillerie sollte an der Südküste dominieren
  • Die Royal Navy sollte ausreichend geschwächt oder abgelenkt sein, einschließlich der britischen Uboote

Den Oberbefehl über das in England kämpfende Heer sollte Walther von Brauchitsch erhalten. Drei Armeen waren für de Invasion vorgesehen, eine davon sollte die Reserve bilden. Auch Gebirgstruppen mit Maultieren wurden bereits an die Kanalküste gebracht. Ebenso wurde das Brandenburger Regiment bereitgestellt. Zusätzlich war als Ablenkungsmanöver eine Landung in Nordengland vorgesehen - eine Möglichkeit, die Churchill tatsächlich fürchtete, weil die wenigen Verteidigungstruppen nicht überall gleichzeitig sein konnten.

Benito Mussolini bot dem "Führer" bis zu zehn Divisionen und dreißig Schwadronen Flugzeuge für die Invasion an, aber dieser lehnte die Hilfe ab und ließ nur symbolische Kräfte zu.

Alles in allem schien die Situation günstig wie nie, allerdings war die Führung vollkommen unvorbereitet - vor dem Westfeldzug hatte man damit gerechnet, dass allein die Niederwerfung Frankreichs Jahre dauern könnte.

Als ein Nachteil stellte sich auch heraus, dass die ansehnliche französische Flotte nicht wie geplant gegen die RN eingesetzt werden konnte. Mit der "Operation Catapult" am 27. Juni, dem britischen Schlag gegen die Schiffe in Oran, und vor Dakar am 2. Juli, hatte sich die Situation noch weiter verschlechtert.

Kanalkampf[]

Die "Battle of Britain", wie Winston Churchill sie nannte (analog zur "Battle of France"), begann ab dem 1. Juli mit einer Bombardierung von Konvois und Häfen im Ärmelkanal. Einzelne Störangriffe gegen die Briten hatte es schon seit dem Waffenstillstand in Frankreich gegeben, aber nun wurden sie auch tagsüber durchgeführt. Auf diese Weise sollte Großbritannien von seiner Einfuhr abgeschnitten werden.

Nach der Besetzung von Frankreich, Belgien, und den Kanalinseln war Nazi-Deutschland den Briten unangenehm nahe gerückt, allerdings waren viele der verfügbaren 400 Flugplätze im Kampf zerstört worden und mussten erst wieder hergerichtet werden, was Zeit kostete. Auch waren manche Kommandeure bis hinauf zu Hermann Göring und Hugo Sperrle durch die Generalfeldmarschallzeremonie vom 18. Juli abgelenkt.

Zwei deutsche Luftflotten unter Albert Kesselring und Sperrle mit insgesamt etwa 900 Bombern und 750 Jägern sowie anderen Flugzeugen wurden gegen zwei britische Groups mit knapp 500 Jägern, 300 Bombern, und 250 anderen Flugzeugen eingesetzt. Die Kriegsmarine sollte sie bei dem Kampf unterstützen - allerdings mochten sich Göring und Erich Raeder gegenseitig nicht besonders, was die Zusammenarbeit unnötig erschwerte. Auch einige Flugzeuge der Regia Aeronautica schlossen sich dem Kampf an.

Als Funk-Leitstrahl-System verwendeten die Deutschen das „Knickebein“-Verfahren. Damit konnten einzelne Flächenziele in einer Entfernung von 250 km in einem Zielkreis von ± 1500 m mit ausreichender Genauigkeit getroffen werden. Seit Juni 1940 ahnten die Briten, was da vor sich ging; noch im selben Jahr erfanden sie ein erfolgreiches Störsystem, indem ihre Sender das gleiche Punkt-Morse-Signal aussendeten und so die Effizienz der deutschen Flächenbombardements senkten - Churchill behauptete, auf unter 15%.

Die Briten verließen sich auf ihr Chain Home-Radarsystem, das allerdings noch nicht überall sämtliche Flughöhen abdeckte. Andererseits stellte es sich als besser als das deutsche Freya-Radarsystem heraus. Anfangs lästerten die Deutschen auch über taktische Fehler der Briten wie die "Idiotenreihen", die ihrem Vierfingerschwarm weit unterlegen waren, aber die Briten lernten dazu. Noch 1940 führten sie den Vierfingerschwarm bei der Royal Air Force ein.

Allgemein war diese Art von Krieg, mit Kämpfen in der Luft und auf See, aber nicht an Land, neu für die Deutschen. Seit dem Einsatz der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg hatten sie Erfahrung mit Stuka-Angriffen auf Städte und Bodentruppen, aber diese Situation war eine andere. Ihre Erfolge wechselten daher, auch stark abhängig vom Wetter.

Die Schiffsverluste der Briten durch die Bombardierungen waren höher als die durch Minen, aber nicht so hoch wie die durch Uboote. Andererseits waren die Verluste der Deutschen an Flugzeugen bis zu doppelt so hoch wie die britischen, die bei den Piloten noch etwas höher. Das beunruhigte auch Sperrle und Kesselring. Die Briten produzierten monatlich 4-500 Flugzeuge, während Ernst Udet nur halb soviele zur Verfügung stellen konnte. Andererseits hatten die Deutschen mehr ausgebildete Piloten und bildeten monatlich 800 neue aus, die Briten nur 200. Daher brauchten letztere Unterstützung durch ausländische Piloten, unter denen sich besonders die Polen hervortaten.

Am Ende mussten die Briten Konvoi-Fahrten durch den Kanal erst auf die Nacht beschränken und schließlich ganz einstellen. Das Hauptziel - Großbritannien zu Friedensverhandlungen zwingen - wurde aber nicht erreicht.

Dadurch, dass die Luftangriffe stark zugenommen hatten, hatten auch die Codeknacker vom Bletchley Park um Alan Turing mehr Daten zum Entschlüsseln.

Adlerangriff[]

Anfang August wurde das "Unternehmen Adlerangriff" (siehe dort) gestartet, die gezielte Bombardierung Großbritanniens. Mit der Hoffnung, dass dies bewirken würde, was die bisherigen Angriffe nicht erreicht hatten. Am 8. September musste aber festgestellt werden, dass die Ziele nicht erreicht worden waren.

"The Blitz"[]

Im Führerbefehl Nr. 17 hatte Adolf Nazi noch keine Terrorangriffe angeordnet. Aber mit den Wochen eskalierte die Situation: Erst steigerten sich die deutschen Angriffe auf London, dann kam es zu Gegenschlägen auf Berlin, worauf massive Bombardierung von London mit Hunderten von Bombern folgte... erst als die Luftwaffe an ihre Grenzen stieß, wurden die Angriffe wieder zurückgefahren.

Abbruch[]

Nachdem beide Unternehmen bei weitem nicht zum erwünschten Erfolg geführt hatten, und der letztmögliche realistische Termin für eine Invasion (September 1940) verpasst war, wurde "Seelöwe" offiziell auf das Jahr 1941 verschoben. Aber auch im folgenden Jahr geschah nichts, und am Ende wurde das ganze Unternehmen stillschweigend fallengelassen. Bei dem Missverhältnis zwischen dem "Führer" und dem "Duce" war es kein Wunder, dass sich Mussolini klammheimlich freute, dass das Unternehmen gnadenlos gescheitert ist.

Die Luftangriffe auf britische Städte gingen allerdings weiter, in der Hoffnung, so die britische Moral zu brechen. Auch dieser Versuch scheiterte.

Schließlich wurde auch das "Unternehmen Grün", die seit Anfang 1940 konzipierte Landung in Irland, gestrichen.

"Das Wort 'Unternehmen'[1] klingt schon so negativ! 'Unter' erinnert doch schon an 'Untermensch'! Und warum 'nehmen', wenn sich die Leute lieber geben als nehmen lassen? Sogar 'Abenteuer' wäre ein besserer Begriff!"

-Maxon Linker

Auswirkungen[]

Weil Adolf Nazi es nicht geschafft hatte, "England" (wie er es meist nannte, auch wenn er Großbritannien, das Vereinigte Königreich, oder das ganze Empire meinte) niederzuwerfen, steigerten sich seine Wut und sein Hass auf diesen Gegner, der so schwach dastand und doch nicht zu besiegen war. Insbesondere, weil das faschistische Italien in der Zwischenzeit in Afrika Erfolge gegen die Briten feiern konnte - auch wenn sie sich nicht als nachhaltig erwiesen. Viele Salonstrategen in Deutschland verstanden nicht, warum der "Führer" die Invasion nicht durchführte, und sein Ansehen litt darunter, was er dank der Gestapo-Spitzel auch mitbekam. Infolgedessen war er in Zukunft (im Vergleich zu UZL) etwas offener für Vorschläge, wie man dem Empire auf andere Weise schaden könnte. Dies sollte sich noch mehrfach entscheidend auswirken - zum ersten Mal beim Unternehmen Merkur.

Die Reputation von Göring hatte nach seinen vollmundigen Ankündigungen und den mageren Ergebnissen sehr gelitten. Aber auch der Nimbus der unbesiegbaren Wehrmacht war nun zerstört, und die Briten fühlten sich hinter dem Kanal wieder sicher.

Zukunft[]

Planspiele der Wehrmacht nach dem Krieg zeigten, dass das Unternehmen zu einem Fiasko geworden wäre. Von daher waren die Generäle und Admiräle erleichtert, dass sie es nicht in die Tat hatten umsetzen müssen. Trotzdem gab es auch weiterhin Leute in Nazi-Deutschland, die "das perfide Albion" so sehr hassten, dass sie den Wunschtraum nie ganz aufgaben.

  1. Im Original auch Deutsch.